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Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874.

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mehr, abwendig derf mich nix mehr machen von die gottseeligen
Gedanken.
Rosl. Thust doch als wärst der sündhaftigste Mon. Hast
leicht Eins umbracht?
Grillhofer. Dös net, Gott sei Dank, Rosl, dös net;
aber's Gegentheil auf unerlaubte Art kunnt leicht möglich sein.
-- Geh lang mir das dicke Buch dort her.

(Rosl holt die Postille von einem Schrank und legt sie vor Grillhofer hin.)
Grillhofer. So und hiazt gehts all Zwei in Gottsnam
an enger Tagwerk und ich geh' an mein's. Is der Schwager
noch net da?
Rosl. Na.
Grillhofer. Wann er kimmt, Rosl, so bring' ein Wein
und a weng a Rauchfleisch eine. Hizt gehts.
(Schlägt das Buch auf
und beginnt zu lesen.)
Rosl. Bhüt Gott! (Ab durch den Haupteingang.)
Vierte Scene.
Grillhofer und Wastl.
Grillhofer. Bhüt Dich Gott, Rosl. (Kleine Pause, ohne aufzu-
sehen.)
Bhüt Dich Gott, Wastl!
Wastl. Ich hab jo no nix g'sagt.
Grillhofer (aufblickend.) Willst no was?
Wastl. Es liegt mir schon lang auf. Ueber Dein Schwa-
gern, über'n Dusterer, möcht ich mich amal ausreden.
Grillhofer. No, nur kein unb'schaffens Wort.
Wastl. Bewahr, wär' mir a z'gring dazu, daß ich a
unb'schaffen's Wort über eahm verlier, -- der elendige Kerl.
Grillhofer. Wastl! -- Er is mein einziger Verwandter,
der einzige Mensch, der ein trostreichen Zuspruch für mich
hat, dem was g'leg'n is an mir in Zeit und Ewigkeit.
Wastl. Ich weiß's eh, er is, der Dich zu dem bußferti-
gen Wesen hinzerrt, wie's Kalbl zur Kuh, wenn's es Saufen
d'erlernen soll.
Grillhofer. Hehe! Sixt Wastl, wie trotz Deiner Bos-
haftigkeit nixt dagegen fürbringa kannst. S'Kalbl muß ja
saufen, sunst wurd's hin.

mehr, abwendig derf mich nix mehr machen von die gottſeeligen
Gedanken.
Rosl. Thuſt doch als wärſt der ſündhaftigſte Mon. Haſt
leicht Eins umbracht?
Grillhofer. Dös net, Gott ſei Dank, Rosl, dös net;
aber’s Gegentheil auf unerlaubte Art kunnt leicht möglich ſein.
— Geh lang mir das dicke Buch dort her.

(Rosl holt die Poſtille von einem Schrank und legt ſie vor Grillhofer hin.)
Grillhofer. So und hiazt gehts all Zwei in Gottsnam
an enger Tagwerk und ich geh’ an mein’s. Is der Schwager
noch net da?
Rosl. Na.
Grillhofer. Wann er kimmt, Rosl, ſo bring’ ein Wein
und a weng a Rauchfleiſch eine. Hizt gehts.
(Schlägt das Buch auf
und beginnt zu leſen.)
Rosl. Bhüt Gott! (Ab durch den Haupteingang.)
Vierte Scene.
Grillhofer und Waſtl.
Grillhofer. Bhüt Dich Gott, Rosl. (Kleine Pauſe, ohne aufzu-
ſehen.)
Bhüt Dich Gott, Waſtl!
Waſtl. Ich hab jo no nix g’ſagt.
Grillhofer (aufblickend.) Willſt no was?
Waſtl. Es liegt mir ſchon lang auf. Ueber Dein Schwa-
gern, über’n Duſterer, möcht ich mich amal ausreden.
Grillhofer. No, nur kein unb’ſchaffens Wort.
Waſtl. Bewahr, wär’ mir a z’gring dazu, daß ich a
unb’ſchaffen’s Wort über eahm verlier, — der elendige Kerl.
Grillhofer. Waſtl! — Er is mein einziger Verwandter,
der einzige Menſch, der ein troſtreichen Zuſpruch für mich
hat, dem was g’leg’n is an mir in Zeit und Ewigkeit.
Waſtl. Ich weiß’s eh, er is, der Dich zu dem bußferti-
gen Weſen hinzerrt, wie’s Kalbl zur Kuh, wenn’s es Saufen
d’erlernen ſoll.
Grillhofer. Hehe! Sixt Waſtl, wie trotz Deiner Bos-
haftigkeit nixt dagegen fürbringa kannſt. S’Kalbl muß ja
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[8/0016] mehr, abwendig derf mich nix mehr machen von die gottſeeligen Gedanken. Rosl. Thuſt doch als wärſt der ſündhaftigſte Mon. Haſt leicht Eins umbracht? Grillhofer. Dös net, Gott ſei Dank, Rosl, dös net; aber’s Gegentheil auf unerlaubte Art kunnt leicht möglich ſein. — Geh lang mir das dicke Buch dort her. (Rosl holt die Poſtille von einem Schrank und legt ſie vor Grillhofer hin.) Grillhofer. So und hiazt gehts all Zwei in Gottsnam an enger Tagwerk und ich geh’ an mein’s. Is der Schwager noch net da? Rosl. Na. Grillhofer. Wann er kimmt, Rosl, ſo bring’ ein Wein und a weng a Rauchfleiſch eine. Hizt gehts. (Schlägt das Buch auf und beginnt zu leſen.) Rosl. Bhüt Gott! (Ab durch den Haupteingang.) Vierte Scene. Grillhofer und Waſtl. Grillhofer. Bhüt Dich Gott, Rosl. (Kleine Pauſe, ohne aufzu- ſehen.) Bhüt Dich Gott, Waſtl! Waſtl. Ich hab jo no nix g’ſagt. Grillhofer (aufblickend.) Willſt no was? Waſtl. Es liegt mir ſchon lang auf. Ueber Dein Schwa- gern, über’n Duſterer, möcht ich mich amal ausreden. Grillhofer. No, nur kein unb’ſchaffens Wort. Waſtl. Bewahr, wär’ mir a z’gring dazu, daß ich a unb’ſchaffen’s Wort über eahm verlier, — der elendige Kerl. Grillhofer. Waſtl! — Er is mein einziger Verwandter, der einzige Menſch, der ein troſtreichen Zuſpruch für mich hat, dem was g’leg’n is an mir in Zeit und Ewigkeit. Waſtl. Ich weiß’s eh, er is, der Dich zu dem bußferti- gen Weſen hinzerrt, wie’s Kalbl zur Kuh, wenn’s es Saufen d’erlernen ſoll. Grillhofer. Hehe! Sixt Waſtl, wie trotz Deiner Bos- haftigkeit nixt dagegen fürbringa kannſt. S’Kalbl muß ja ſaufen, ſunſt wurd’s hin.

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Zitationshilfe: Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874/16>, abgerufen am 22.12.2024.