Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.bedienen sie sich doch derselben wenig, sondern fahren ohne Um- Wasser ist neben der Milch das gewöhnliche Getränk, wel- Die bei der Tafel zugebrachte Zeit ist sehr kurz. Alle Die wenigen Ausnahmen, welchen man in dieser östlichen Griechenland ist noch in seiner Regeneration begriffen und bedienen ſie ſich doch derſelben wenig, ſondern fahren ohne Um- Waſſer iſt neben der Milch das gewoͤhnliche Getraͤnk, wel- Die bei der Tafel zugebrachte Zeit iſt ſehr kurz. Alle Die wenigen Ausnahmen, welchen man in dieſer oͤſtlichen Griechenland iſt noch in ſeiner Regeneration begriffen und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0064" n="50"/> bedienen ſie ſich doch derſelben wenig, ſondern fahren ohne Um-<lb/> ſtaͤnde mit der Hand in den Pilau, nehmen ſo viel ſie in die<lb/> hohle Hand faſſen koͤnnen, machen einen Kloß daraus und eſ-<lb/> ſen ſo, indem ſie bald von dieſem bald von jenem Gerichte et-<lb/> was zumiſchen.</p><lb/> <p>Waſſer iſt neben der Milch das gewoͤhnliche Getraͤnk, wel-<lb/> ches von den aufwartenden Dienern gefordert, und aus irde-<lb/> nen Trinkgefaͤßen oder aus Kokosnuͤſſen, ſelten aus Glaͤſern,<lb/> getrunken wird.</p><lb/> <p>Die bei der Tafel zugebrachte Zeit iſt ſehr kurz. Alle<lb/> ſtehen zugleich auf, danken Gott, waſchen ſich wieder mit glei-<lb/> cher Sorgfalt die Haͤnde und den Mund, und nehmen an ei-<lb/> ner andern Tafel Platz, welche mit Fruͤchten und ſuͤßen Sachen<lb/> beſetzt iſt. Nachdem ſie davon etwas Weniges genoſſen haben,<lb/> wird die Tafel weggenommen und ohne von ihren Plaͤtzen auf-<lb/> zuſtehen, trinken ſie Caffee, rauchen Tabak, und bleiben lange<lb/> bei einander ſitzen. Unterdeſſen gehen die Leute des Hausherrn<lb/> und nach ihnen die Jungen an der erſten Tafel zu Tiſche, ſich<lb/> an dem, was darauf geblieben iſt, zu ſaͤttigen, und zuletzt wer-<lb/> den die Ueberbleibſel der erſten und zweiten Tafel in die gehei-<lb/> men Zimmer der Damen getragen. —</p><lb/> <p>Die wenigen Ausnahmen, welchen man in dieſer oͤſtlichen<lb/> Aermlichkeit begegnet, ſind von der unerfreulichſten Art, ſo z. B.<lb/> das garſtige Freſſen auf Malabar, wo, nach <hi rendition="#g">Große</hi>, als<lb/> Maaßſtab eines ſolennen Gaſtmahls die Anzahl der Gaͤſte gilt,<lb/> welche dabei zerplatzten.</p><lb/> <p>Griechenland iſt noch in ſeiner Regeneration begriffen und<lb/> es duͤrfte wohl nicht lange mehr dauern, bis ein cultivirteres<lb/> Eſſen die zu hoffende Civiliſation uͤberhaupt als Vorlaͤufer<lb/> verkuͤndete. Gegenwaͤrtig aber findet der Eßkuͤnſtler ſeine<lb/> Rechnung dort nicht. Bock- und Hammelfleiſch, Huͤhner,<lb/> Reis und Carutzen (kleine Kuͤrbiſſe) bekommt man bald ſatt.<lb/> Feigen, Trauben, Granaten, Orangen und Aepfel findet man<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [50/0064]
bedienen ſie ſich doch derſelben wenig, ſondern fahren ohne Um-
ſtaͤnde mit der Hand in den Pilau, nehmen ſo viel ſie in die
hohle Hand faſſen koͤnnen, machen einen Kloß daraus und eſ-
ſen ſo, indem ſie bald von dieſem bald von jenem Gerichte et-
was zumiſchen.
Waſſer iſt neben der Milch das gewoͤhnliche Getraͤnk, wel-
ches von den aufwartenden Dienern gefordert, und aus irde-
nen Trinkgefaͤßen oder aus Kokosnuͤſſen, ſelten aus Glaͤſern,
getrunken wird.
Die bei der Tafel zugebrachte Zeit iſt ſehr kurz. Alle
ſtehen zugleich auf, danken Gott, waſchen ſich wieder mit glei-
cher Sorgfalt die Haͤnde und den Mund, und nehmen an ei-
ner andern Tafel Platz, welche mit Fruͤchten und ſuͤßen Sachen
beſetzt iſt. Nachdem ſie davon etwas Weniges genoſſen haben,
wird die Tafel weggenommen und ohne von ihren Plaͤtzen auf-
zuſtehen, trinken ſie Caffee, rauchen Tabak, und bleiben lange
bei einander ſitzen. Unterdeſſen gehen die Leute des Hausherrn
und nach ihnen die Jungen an der erſten Tafel zu Tiſche, ſich
an dem, was darauf geblieben iſt, zu ſaͤttigen, und zuletzt wer-
den die Ueberbleibſel der erſten und zweiten Tafel in die gehei-
men Zimmer der Damen getragen. —
Die wenigen Ausnahmen, welchen man in dieſer oͤſtlichen
Aermlichkeit begegnet, ſind von der unerfreulichſten Art, ſo z. B.
das garſtige Freſſen auf Malabar, wo, nach Große, als
Maaßſtab eines ſolennen Gaſtmahls die Anzahl der Gaͤſte gilt,
welche dabei zerplatzten.
Griechenland iſt noch in ſeiner Regeneration begriffen und
es duͤrfte wohl nicht lange mehr dauern, bis ein cultivirteres
Eſſen die zu hoffende Civiliſation uͤberhaupt als Vorlaͤufer
verkuͤndete. Gegenwaͤrtig aber findet der Eßkuͤnſtler ſeine
Rechnung dort nicht. Bock- und Hammelfleiſch, Huͤhner,
Reis und Carutzen (kleine Kuͤrbiſſe) bekommt man bald ſatt.
Feigen, Trauben, Granaten, Orangen und Aepfel findet man
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