zusammengerollt, aufbewahrt, und wenn man sie geben will, in Reiswasser eingeweicht und mit einer Kraftbrühe von Zie- genfleisch mit Gewürzen gekocht. -- Die Vogelnester aber fin- det man auf der Küste von Tong King, von Java und Co- chinchina in den Felsen. Sie scheinen Anfangs weiß; trocken werden sie graulich, hart und durchsichtig. Sie sehen aus, wie eine eingemachte Zitrone und geben den Speisen einen vor- trefflichen Geschmack. -- Sie bestehen aus Seegewächsen, be- sonders Tang-Arten, die sehr klebrig und gallertartig sind, ver- mischt mit manchen Theilen von Seethieren und dem Schleim des Drüsenmagens.
Bärenpfoten und Füße von verschiedenen anderen Thieren, welche man gesalzen aus Siam, Camboja und der Tartarei bringt, sind blos Leckerbissen für die Vornehmen. Dem Geflü- gel, den Hasen, Kaninchen und anderm Wildpret, so wohlfeil es auch in den größeren Städten zu haben ist, zieht doch der Chinese Hund- und Pferdefleisch vor.
Das Unerträglichste aber der Chinesischen Gastmähler ist die Chinesische Höflichkeit. Welche unausstehliche Complimen- te und Ceremonien! Unsere deutschen großen und kleinen Krähwinkel -- die Großen sind's oft mehr, als Kleine -- er- scheinen fast ungenirt dagegen.
Man hat in China zwei Gattungen von Gastmählern: ein gewöhnliches von zwölf bis funfzehn Schüsseln, und ein feierli- ches, bei welchem achtzig Schüsseln auf jeder Tafel mit vielerlei Gepränge aufgetragen werden.
Um das Ceremoniell gehörig zu beobachten, müssen die Gäste durch drei Billets eingeladen werden. Das erste Mal ein oder zwei Tage vorher; das zweite Mal am Morgen des Festes, um die Gäste an ihr Engagement zu erinnern, mit der Bitte, es nicht zu brechen; das dritte Mal, wenn Alles angeordnet ist. Der Wirth will dadurch seine Ungeduld, die Eingeladenen bei sich zu sehen, an den Tag legen.
zuſammengerollt, aufbewahrt, und wenn man ſie geben will, in Reiswaſſer eingeweicht und mit einer Kraftbruͤhe von Zie- genfleiſch mit Gewuͤrzen gekocht. — Die Vogelneſter aber fin- det man auf der Kuͤſte von Tong King, von Java und Co- chinchina in den Felſen. Sie ſcheinen Anfangs weiß; trocken werden ſie graulich, hart und durchſichtig. Sie ſehen aus, wie eine eingemachte Zitrone und geben den Speiſen einen vor- trefflichen Geſchmack. — Sie beſtehen aus Seegewaͤchſen, be- ſonders Tang-Arten, die ſehr klebrig und gallertartig ſind, ver- miſcht mit manchen Theilen von Seethieren und dem Schleim des Druͤſenmagens.
Baͤrenpfoten und Fuͤße von verſchiedenen anderen Thieren, welche man geſalzen aus Siam, Camboja und der Tartarei bringt, ſind blos Leckerbiſſen fuͤr die Vornehmen. Dem Gefluͤ- gel, den Haſen, Kaninchen und anderm Wildpret, ſo wohlfeil es auch in den groͤßeren Staͤdten zu haben iſt, zieht doch der Chineſe Hund- und Pferdefleiſch vor.
Das Unertraͤglichſte aber der Chineſiſchen Gaſtmaͤhler iſt die Chineſiſche Hoͤflichkeit. Welche unausſtehliche Complimen- te und Ceremonien! Unſere deutſchen großen und kleinen Kraͤhwinkel — die Großen ſind’s oft mehr, als Kleine — er- ſcheinen faſt ungenirt dagegen.
Man hat in China zwei Gattungen von Gaſtmaͤhlern: ein gewoͤhnliches von zwoͤlf bis funfzehn Schuͤſſeln, und ein feierli- ches, bei welchem achtzig Schuͤſſeln auf jeder Tafel mit vielerlei Gepraͤnge aufgetragen werden.
Um das Ceremoniell gehoͤrig zu beobachten, muͤſſen die Gaͤſte durch drei Billets eingeladen werden. Das erſte Mal ein oder zwei Tage vorher; das zweite Mal am Morgen des Feſtes, um die Gaͤſte an ihr Engagement zu erinnern, mit der Bitte, es nicht zu brechen; das dritte Mal, wenn Alles angeordnet iſt. Der Wirth will dadurch ſeine Ungeduld, die Eingeladenen bei ſich zu ſehen, an den Tag legen.
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zuſammengerollt, aufbewahrt, und wenn man ſie geben will,
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genfleiſch mit Gewuͤrzen gekocht. — Die Vogelneſter aber fin-
det man auf der Kuͤſte von Tong King, von Java und Co-
chinchina in den Felſen. Sie ſcheinen Anfangs weiß; trocken
werden ſie graulich, hart und durchſichtig. Sie ſehen aus, wie
eine eingemachte Zitrone und geben den Speiſen einen vor-
trefflichen Geſchmack. — Sie beſtehen aus Seegewaͤchſen, be-
ſonders Tang-Arten, die ſehr klebrig und gallertartig ſind, ver-
miſcht mit manchen Theilen von Seethieren und dem Schleim
des Druͤſenmagens.
Baͤrenpfoten und Fuͤße von verſchiedenen anderen Thieren,
welche man geſalzen aus Siam, Camboja und der Tartarei
bringt, ſind blos Leckerbiſſen fuͤr die Vornehmen. Dem Gefluͤ-
gel, den Haſen, Kaninchen und anderm Wildpret, ſo wohlfeil
es auch in den groͤßeren Staͤdten zu haben iſt, zieht doch der
Chineſe Hund- und Pferdefleiſch vor.
Das Unertraͤglichſte aber der Chineſiſchen Gaſtmaͤhler iſt
die Chineſiſche Hoͤflichkeit. Welche unausſtehliche Complimen-
te und Ceremonien! Unſere deutſchen großen und kleinen
Kraͤhwinkel — die Großen ſind’s oft mehr, als Kleine — er-
ſcheinen faſt ungenirt dagegen.
Man hat in China zwei Gattungen von Gaſtmaͤhlern:
ein gewoͤhnliches von zwoͤlf bis funfzehn Schuͤſſeln, und ein feierli-
ches, bei welchem achtzig Schuͤſſeln auf jeder Tafel mit vielerlei
Gepraͤnge aufgetragen werden.
Um das Ceremoniell gehoͤrig zu beobachten, muͤſſen die
Gaͤſte durch drei Billets eingeladen werden. Das erſte Mal ein
oder zwei Tage vorher; das zweite Mal am Morgen des Feſtes,
um die Gaͤſte an ihr Engagement zu erinnern, mit der Bitte,
es nicht zu brechen; das dritte Mal, wenn Alles angeordnet iſt.
Der Wirth will dadurch ſeine Ungeduld, die Eingeladenen bei
ſich zu ſehen, an den Tag legen.
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Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anthus_esskunst_1838/58>, abgerufen am 23.07.2024.
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