kann ich so ziemlich bemessen, was mir davon behagen wird, was ich mir zu versprechen habe, und nun entweder gar nicht kommen, oder mich auf dieß und jenes besonders spitzen. Dieß nun sind die Gründe, durch welche bewogen ich meinen Pro- spectus gab. --
Voressen haben die Aufgabe, und wär' es auch nur durch ihre Leerheit, den Appetit auf die folgenden Speisen zu reizen und zu determiniren. Sie sind noch keine eigentlichen Essen selbst. Diese erste Vorlesung soll nichts sein, als ein Voressen, von dem ich nur wünsche, daß es nicht schon den Appetit für's Uebrige genommen haben möge.
Mit Bedacht gebe ich folgende Verse Goethe's schon am Schluß dieses Anfangs, und nicht an dem des Endes, wo sie für eine anmaßliche Erfüllung gelten könnten, während ich da- mit doch nur eine bescheidne hoffende Andeutung bezeichnen will. Der Meister sagt aber:
"Ich habe gespeiset; nun speis' ich erst gut! Bei heiterem Sinne, mit fröhlichem Blut Ist Alles an Tafel vergessen. Die Jugend verschlingt, dann saußet sie fort; Ich liebe zu tafeln an lustigem Ort, Ich kost' und schmecke beim Essen."
2*
kann ich ſo ziemlich bemeſſen, was mir davon behagen wird, was ich mir zu verſprechen habe, und nun entweder gar nicht kommen, oder mich auf dieß und jenes beſonders ſpitzen. Dieß nun ſind die Gruͤnde, durch welche bewogen ich meinen Pro- ſpectus gab. —
Voreſſen haben die Aufgabe, und waͤr’ es auch nur durch ihre Leerheit, den Appetit auf die folgenden Speiſen zu reizen und zu determiniren. Sie ſind noch keine eigentlichen Eſſen ſelbſt. Dieſe erſte Vorleſung ſoll nichts ſein, als ein Voreſſen, von dem ich nur wuͤnſche, daß es nicht ſchon den Appetit fuͤr’s Uebrige genommen haben moͤge.
Mit Bedacht gebe ich folgende Verſe Goethe’s ſchon am Schluß dieſes Anfangs, und nicht an dem des Endes, wo ſie fuͤr eine anmaßliche Erfuͤllung gelten koͤnnten, waͤhrend ich da- mit doch nur eine beſcheidne hoffende Andeutung bezeichnen will. Der Meiſter ſagt aber:
„Ich habe geſpeiſet; nun ſpeiſ’ ich erſt gut! Bei heiterem Sinne, mit froͤhlichem Blut Iſt Alles an Tafel vergeſſen. Die Jugend verſchlingt, dann ſaußet ſie fort; Ich liebe zu tafeln an luſtigem Ort, Ich koſt’ und ſchmecke beim Eſſen.“
2*
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0033"n="19"/>
kann ich ſo ziemlich bemeſſen, was mir davon behagen wird,<lb/>
was ich mir zu verſprechen habe, und nun entweder gar nicht<lb/>
kommen, oder mich auf dieß und jenes beſonders ſpitzen. Dieß<lb/>
nun ſind die Gruͤnde, durch welche bewogen ich meinen Pro-<lb/>ſpectus gab. —</p><lb/><p>Voreſſen haben die Aufgabe, und waͤr’ es auch nur durch<lb/>
ihre Leerheit, den Appetit auf die folgenden Speiſen zu reizen<lb/>
und zu determiniren. Sie ſind noch keine eigentlichen Eſſen<lb/>ſelbſt. Dieſe erſte Vorleſung ſoll nichts ſein, als ein Voreſſen,<lb/>
von dem ich nur wuͤnſche, daß es nicht ſchon den Appetit fuͤr’s<lb/>
Uebrige genommen haben moͤge.</p><lb/><p>Mit Bedacht gebe ich folgende Verſe <hirendition="#g">Goethe’s</hi>ſchon am<lb/>
Schluß dieſes Anfangs, und nicht an dem des Endes, wo ſie<lb/>
fuͤr eine anmaßliche Erfuͤllung gelten koͤnnten, waͤhrend ich da-<lb/>
mit doch nur eine beſcheidne hoffende Andeutung bezeichnen<lb/>
will. Der Meiſter ſagt aber:</p><lb/><lgtype="poem"><l>„Ich habe geſpeiſet; nun ſpeiſ’ ich erſt gut!</l><lb/><l>Bei heiterem Sinne, mit froͤhlichem Blut</l><lb/><l>Iſt Alles an Tafel vergeſſen.</l><lb/><l>Die Jugend verſchlingt, dann ſaußet ſie fort;</l><lb/><l>Ich liebe zu tafeln an luſtigem Ort,</l><lb/><l>Ich koſt’ und ſchmecke beim Eſſen.“</l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><fwplace="bottom"type="sig">2*</fw><lb/></body></text></TEI>
[19/0033]
kann ich ſo ziemlich bemeſſen, was mir davon behagen wird,
was ich mir zu verſprechen habe, und nun entweder gar nicht
kommen, oder mich auf dieß und jenes beſonders ſpitzen. Dieß
nun ſind die Gruͤnde, durch welche bewogen ich meinen Pro-
ſpectus gab. —
Voreſſen haben die Aufgabe, und waͤr’ es auch nur durch
ihre Leerheit, den Appetit auf die folgenden Speiſen zu reizen
und zu determiniren. Sie ſind noch keine eigentlichen Eſſen
ſelbſt. Dieſe erſte Vorleſung ſoll nichts ſein, als ein Voreſſen,
von dem ich nur wuͤnſche, daß es nicht ſchon den Appetit fuͤr’s
Uebrige genommen haben moͤge.
Mit Bedacht gebe ich folgende Verſe Goethe’s ſchon am
Schluß dieſes Anfangs, und nicht an dem des Endes, wo ſie
fuͤr eine anmaßliche Erfuͤllung gelten koͤnnten, waͤhrend ich da-
mit doch nur eine beſcheidne hoffende Andeutung bezeichnen
will. Der Meiſter ſagt aber:
„Ich habe geſpeiſet; nun ſpeiſ’ ich erſt gut!
Bei heiterem Sinne, mit froͤhlichem Blut
Iſt Alles an Tafel vergeſſen.
Die Jugend verſchlingt, dann ſaußet ſie fort;
Ich liebe zu tafeln an luſtigem Ort,
Ich koſt’ und ſchmecke beim Eſſen.“
2*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anthus_esskunst_1838/33>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.