gebilde vorzüglich präparative Kunstberücksichtigung zu widmen. Auch darf die Zeit, innerhalb welcher diese Wurst im Raume der Räucherkammer zu verbleiben hat, je nur eine möglichst kleinste sein.
Der Charakter dieser Wurst soll entschieden, ernst, männ- lich, scharf, ausdrucksvoll, -- Gluth und Hitze des Südens mit trockner Herbheit und Dauerbarkeit des Nordens verbindend und versöhnend, -- anregend, mephistophelisch reizend, teuflisch hu- moristisch -- und doch lockend, mild und freundlich ansprechend sein. Es soll dadurch sowohl das Verlangen nach jenem schönen Gegensatz flüssigen Goldes (Rheinwein z. B.) eben so angeregt, als auch der verhallende Genuß dieser Wonne des Flüssigen in sanfter, aber kräftiger, fester Vermittlung ausgeglichen werden.
Die Idee des Lebens soll sich abspiegeln in der Idee dieser Wurst: sie soll anregen, aber nicht befriedigen; -- sie soll zu kräftiger Thätigkeit aufrufen, aber nicht träges müheloses Ge- nügen geben.
So viel nur in bündigster Kürze über meine Wurst, von der noch gar Manches zu sagen wäre. Uebrigens wird sie natürlich kalt verspeist.
Dieses angeregte Weiterstreben schließt aber zeitweise Rast und Ruhe, neue Kräfte sammelnde Erholung, fröhliches Ge- nießen nicht aus, fordert es vielmehr mit absoluter Nothwen- digkeit. Wohl dem Manne, der ein Mann ist, und zugleich etwas, -- aber ja nicht zu viel -- von einem Jean Paulschen Schulmeisterlein Wuz in sich hat!
Möchte unsere verstimmte, dumme, ernsthafte Zeit wieder gescheidt und lustig werden, und es sein und bleiben können.
Läge es doch an mir, daß es jedem, der wirklich ein Mensch ist, vom ganzen Herzen, und so sehr als immer möglich wohlschmeckte auf der Welt, daß der Himmel jeden Nichteß- künstler erleuchtete und begabte, und der Teufel jeden holte, der vernünftiges Essen stören will!
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gebilde vorzuͤglich praͤparative Kunſtberuͤckſichtigung zu widmen. Auch darf die Zeit, innerhalb welcher dieſe Wurſt im Raume der Raͤucherkammer zu verbleiben hat, je nur eine moͤglichſt kleinſte ſein.
Der Charakter dieſer Wurſt ſoll entſchieden, ernſt, maͤnn- lich, ſcharf, ausdrucksvoll, — Gluth und Hitze des Suͤdens mit trockner Herbheit und Dauerbarkeit des Nordens verbindend und verſoͤhnend, — anregend, mephiſtopheliſch reizend, teufliſch hu- moriſtiſch — und doch lockend, mild und freundlich anſprechend ſein. Es ſoll dadurch ſowohl das Verlangen nach jenem ſchoͤnen Gegenſatz fluͤſſigen Goldes (Rheinwein z. B.) eben ſo angeregt, als auch der verhallende Genuß dieſer Wonne des Fluͤſſigen in ſanfter, aber kraͤftiger, feſter Vermittlung ausgeglichen werden.
Die Idee des Lebens ſoll ſich abſpiegeln in der Idee dieſer Wurſt: ſie ſoll anregen, aber nicht befriedigen; — ſie ſoll zu kraͤftiger Thaͤtigkeit aufrufen, aber nicht traͤges muͤheloſes Ge- nuͤgen geben.
So viel nur in buͤndigſter Kuͤrze uͤber meine Wurſt, von der noch gar Manches zu ſagen waͤre. Uebrigens wird ſie natuͤrlich kalt verſpeiſt.
Dieſes angeregte Weiterſtreben ſchließt aber zeitweiſe Raſt und Ruhe, neue Kraͤfte ſammelnde Erholung, froͤhliches Ge- nießen nicht aus, fordert es vielmehr mit abſoluter Nothwen- digkeit. Wohl dem Manne, der ein Mann iſt, und zugleich etwas, — aber ja nicht zu viel — von einem Jean Paulſchen Schulmeiſterlein Wuz in ſich hat!
Moͤchte unſere verſtimmte, dumme, ernſthafte Zeit wieder geſcheidt und luſtig werden, und es ſein und bleiben koͤnnen.
Laͤge es doch an mir, daß es jedem, der wirklich ein Menſch iſt, vom ganzen Herzen, und ſo ſehr als immer moͤglich wohlſchmeckte auf der Welt, daß der Himmel jeden Nichteß- kuͤnſtler erleuchtete und begabte, und der Teufel jeden holte, der vernuͤnftiges Eſſen ſtoͤren will!
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gebilde vorzuͤglich praͤparative Kunſtberuͤckſichtigung zu widmen.
Auch darf die Zeit, innerhalb welcher dieſe Wurſt im Raume
der Raͤucherkammer zu verbleiben hat, je nur eine moͤglichſt
kleinſte ſein.
Der Charakter dieſer Wurſt ſoll entſchieden, ernſt, maͤnn-
lich, ſcharf, ausdrucksvoll, — Gluth und Hitze des Suͤdens mit
trockner Herbheit und Dauerbarkeit des Nordens verbindend und
verſoͤhnend, — anregend, mephiſtopheliſch reizend, teufliſch hu-
moriſtiſch — und doch lockend, mild und freundlich anſprechend
ſein. Es ſoll dadurch ſowohl das Verlangen nach jenem ſchoͤnen
Gegenſatz fluͤſſigen Goldes (Rheinwein z. B.) eben ſo angeregt,
als auch der verhallende Genuß dieſer Wonne des Fluͤſſigen in
ſanfter, aber kraͤftiger, feſter Vermittlung ausgeglichen werden.
Die Idee des Lebens ſoll ſich abſpiegeln in der Idee dieſer
Wurſt: ſie ſoll anregen, aber nicht befriedigen; — ſie ſoll zu
kraͤftiger Thaͤtigkeit aufrufen, aber nicht traͤges muͤheloſes Ge-
nuͤgen geben.
So viel nur in buͤndigſter Kuͤrze uͤber meine Wurſt, von
der noch gar Manches zu ſagen waͤre. Uebrigens wird ſie
natuͤrlich kalt verſpeiſt.
Dieſes angeregte Weiterſtreben ſchließt aber zeitweiſe Raſt
und Ruhe, neue Kraͤfte ſammelnde Erholung, froͤhliches Ge-
nießen nicht aus, fordert es vielmehr mit abſoluter Nothwen-
digkeit. Wohl dem Manne, der ein Mann iſt, und zugleich
etwas, — aber ja nicht zu viel — von einem Jean Paulſchen
Schulmeiſterlein Wuz in ſich hat!
Moͤchte unſere verſtimmte, dumme, ernſthafte Zeit wieder
geſcheidt und luſtig werden, und es ſein und bleiben koͤnnen.
Laͤge es doch an mir, daß es jedem, der wirklich ein
Menſch iſt, vom ganzen Herzen, und ſo ſehr als immer moͤglich
wohlſchmeckte auf der Welt, daß der Himmel jeden Nichteß-
kuͤnſtler erleuchtete und begabte, und der Teufel jeden holte, der
vernuͤnftiges Eſſen ſtoͤren will!
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Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anthus_esskunst_1838/289>, abgerufen am 23.07.2024.
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