eigentlichen Festmahl allerdings je mehrere und verschiedene Spezies, z. B. Hechte, Lachse, Forellen, -- Rinds-, Kalbs- und Rehbraten, -- Schnepfen, Truthahn und Rebhühner, (es ver- steht sich, immer mit ihren vegetabilischen Gegensätzen) aufge- tragen werden können.
Aber bei weniger festlichen, bei einfacheren Essen genügt ja z. B. Hecht, Rehbraten und Huhn; bei einem andern: Stockfisch, Hasenbraten und Truthahn; bei einem dritten: Caviar, Schweinsbraten oder Wildschwein und Krammetsvögel. Oder man kann ja auch blos Grundeln, Roastbeef und Reb- hühner geben; oder auch Sardellensalat, Spanferkel und Schnepfen; oder Lachs, Lammsbraten und Kapaun; oder Karpfen, Beefsteak und Auerhahn; oder Forellen, Kalbsbraten und Finken, Lerchen oder wilde Tauben dazu. Für andere Gelegenheiten reicht Häringssalat und Schinken mit darauf folgendem Gansbraten hin. Alles natürlich mit seinen vegeta- bilischen Gegensätzen. --
Will oder kann man's nicht anders, als ganz häuslich und ordinär, so kann man ja alles Mögliche, nach oder ohne Belieben, weglassen. Es mußte aber ja doch wissenschaftlich ein gewisses höheres Muster und Vorbild aufgestellt werden.
Sirach sagt: "besser schlecht zu Hause, als gut bei Fremden essen." -- Warum denn aber gerade schlecht? -- Wer zu kochen und zu essen versteht, kann ja machen, daß ihm das scheinbar Geringfügigste wonnevoll wohlschmeckt.
Geräucherte kalte Leberwürste (oder auch eine gute Preß- wurst) und der vegetabilische Gegensatz: Kartoffelsalat, eine trinkbare Flasche Wein und ein offenes trautes Gespräch mit ein paar Freunden, die Männer, und Männern, die Freunde sind dazu, -- das blinkende zinnerne Salzfaß in der Mitte, gutes selbstverdientes Brod daneben, -- das ist allerdings besser, tausendmal besser als alle erdenklichen Leckerbissen die Fülle, und Buben und Lumpenkerle dazu. Ist's denn aber
eigentlichen Feſtmahl allerdings je mehrere und verſchiedene Spezies, z. B. Hechte, Lachſe, Forellen, — Rinds-, Kalbs- und Rehbraten, — Schnepfen, Truthahn und Rebhuͤhner, (es ver- ſteht ſich, immer mit ihren vegetabiliſchen Gegenſaͤtzen) aufge- tragen werden koͤnnen.
Aber bei weniger feſtlichen, bei einfacheren Eſſen genuͤgt ja z. B. Hecht, Rehbraten und Huhn; bei einem andern: Stockfiſch, Haſenbraten und Truthahn; bei einem dritten: Caviar, Schweinsbraten oder Wildſchwein und Krammetsvoͤgel. Oder man kann ja auch blos Grundeln, Roaſtbeef und Reb- huͤhner geben; oder auch Sardellenſalat, Spanferkel und Schnepfen; oder Lachs, Lammsbraten und Kapaun; oder Karpfen, Beefſteak und Auerhahn; oder Forellen, Kalbsbraten und Finken, Lerchen oder wilde Tauben dazu. Fuͤr andere Gelegenheiten reicht Haͤringsſalat und Schinken mit darauf folgendem Gansbraten hin. Alles natuͤrlich mit ſeinen vegeta- biliſchen Gegenſaͤtzen. —
Will oder kann man’s nicht anders, als ganz haͤuslich und ordinaͤr, ſo kann man ja alles Moͤgliche, nach oder ohne Belieben, weglaſſen. Es mußte aber ja doch wiſſenſchaftlich ein gewiſſes hoͤheres Muſter und Vorbild aufgeſtellt werden.
Sirach ſagt: „beſſer ſchlecht zu Hauſe, als gut bei Fremden eſſen.“ — Warum denn aber gerade ſchlecht? — Wer zu kochen und zu eſſen verſteht, kann ja machen, daß ihm das ſcheinbar Geringfuͤgigſte wonnevoll wohlſchmeckt.
Geraͤucherte kalte Leberwuͤrſte (oder auch eine gute Preß- wurſt) und der vegetabiliſche Gegenſatz: Kartoffelſalat, eine trinkbare Flaſche Wein und ein offenes trautes Geſpraͤch mit ein paar Freunden, die Maͤnner, und Maͤnnern, die Freunde ſind dazu, — das blinkende zinnerne Salzfaß in der Mitte, gutes ſelbſtverdientes Brod daneben, — das iſt allerdings beſſer, tauſendmal beſſer als alle erdenklichen Leckerbiſſen die Fuͤlle, und Buben und Lumpenkerle dazu. Iſt’s denn aber
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eigentlichen Feſtmahl allerdings je mehrere und verſchiedene
Spezies, z. B. Hechte, Lachſe, Forellen, — Rinds-, Kalbs- und
Rehbraten, — Schnepfen, Truthahn und Rebhuͤhner, (es ver-
ſteht ſich, immer mit ihren vegetabiliſchen Gegenſaͤtzen) aufge-
tragen werden koͤnnen.
Aber bei weniger feſtlichen, bei einfacheren Eſſen genuͤgt
ja z. B. Hecht, Rehbraten und Huhn; bei einem andern:
Stockfiſch, Haſenbraten und Truthahn; bei einem dritten:
Caviar, Schweinsbraten oder Wildſchwein und Krammetsvoͤgel.
Oder man kann ja auch blos Grundeln, Roaſtbeef und Reb-
huͤhner geben; oder auch Sardellenſalat, Spanferkel und
Schnepfen; oder Lachs, Lammsbraten und Kapaun; oder
Karpfen, Beefſteak und Auerhahn; oder Forellen, Kalbsbraten
und Finken, Lerchen oder wilde Tauben dazu. Fuͤr andere
Gelegenheiten reicht Haͤringsſalat und Schinken mit darauf
folgendem Gansbraten hin. Alles natuͤrlich mit ſeinen vegeta-
biliſchen Gegenſaͤtzen. —
Will oder kann man’s nicht anders, als ganz haͤuslich
und ordinaͤr, ſo kann man ja alles Moͤgliche, nach oder ohne
Belieben, weglaſſen. Es mußte aber ja doch wiſſenſchaftlich
ein gewiſſes hoͤheres Muſter und Vorbild aufgeſtellt werden.
Sirach ſagt: „beſſer ſchlecht zu Hauſe, als gut bei Fremden
eſſen.“ — Warum denn aber gerade ſchlecht? — Wer zu
kochen und zu eſſen verſteht, kann ja machen, daß ihm das
ſcheinbar Geringfuͤgigſte wonnevoll wohlſchmeckt.
Geraͤucherte kalte Leberwuͤrſte (oder auch eine gute Preß-
wurſt) und der vegetabiliſche Gegenſatz: Kartoffelſalat, eine
trinkbare Flaſche Wein und ein offenes trautes Geſpraͤch mit
ein paar Freunden, die Maͤnner, und Maͤnnern, die Freunde
ſind dazu, — das blinkende zinnerne Salzfaß in der Mitte,
gutes ſelbſtverdientes Brod daneben, — das iſt allerdings
beſſer, tauſendmal beſſer als alle erdenklichen Leckerbiſſen die
Fuͤlle, und Buben und Lumpenkerle dazu. Iſt’s denn aber
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Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anthus_esskunst_1838/283>, abgerufen am 23.07.2024.
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