Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.sondern, je nach den verschiedenen Theilen, auch die lieblichste Auerhahn und Auerhenne haben bei aller Verschiedenheit Gans und Ente könnte man wohl die Schweine der Vo- Tauben fliegen im Schlaraffenland bekanntlich gebraten Als einzig in ihrer Art glänzen Schnepfen und Rebhüh- Soll ich noch anderer Wald- und Feldhühner gedenken, ſondern, je nach den verſchiedenen Theilen, auch die lieblichſte Auerhahn und Auerhenne haben bei aller Verſchiedenheit Gans und Ente koͤnnte man wohl die Schweine der Vo- Tauben fliegen im Schlaraffenland bekanntlich gebraten Als einzig in ihrer Art glaͤnzen Schnepfen und Rebhuͤh- Soll ich noch anderer Wald- und Feldhuͤhner gedenken, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0246" n="232"/> ſondern, je nach den verſchiedenen Theilen, auch die lieblichſte<lb/> Mannigfaltigkeit der Geſchmaͤcke. In der Gegend von Lyon<lb/> werden ſie mit Wallnuͤſſen gemaͤſtet, — eine herrliche Idee! —<lb/> Geſtatten es die Umſtaͤnde, ſo wird der Eßkuͤnſtler wohl thun,<lb/> von einem gebratenen Truthahn Einiges zu retten, um es am<lb/> andern Tag, ſo etwa um 10 Uhr Morgens, zu Bricken und<lb/> einem guten Glas Wein, kalt zu verſpeiſen.</p><lb/> <p>Auerhahn und Auerhenne haben bei aller Verſchiedenheit<lb/> doch viel Aehnliches mit ihren oben genannten zahmen Ver-<lb/> wandten.</p><lb/> <p>Gans und Ente koͤnnte man wohl die Schweine der Vo-<lb/> gelgeſchlechter nennen. Man fehlt haͤufig darin, daß man ſie<lb/> zu alt conſumirt. Sumpf- und Waſſervoͤgel ſtehen uͤbrigens<lb/> in der Regel, doch nicht ohne bedeutende Ausnahmen, den friſch<lb/> in freier Luft lebenden an Feinheit nach.</p><lb/> <p>Tauben fliegen im Schlaraffenland bekanntlich gebraten<lb/> herum und gelten dem Volke als Prototyp des Delicaten. Der<lb/> hoͤhere Eſſer ſtimmt nicht bei. Doch iſt der Unterſchied erſtaun-<lb/> lich, der zwiſchen gebratenen Tauben und gebratenen Tauben<lb/> Statt findet. Doch gehoͤrt dieß mehr in’s Gebiet der Kochkunſt,<lb/> die, wie ich ausdruͤcklich nochmals bemerke, fuͤglicher Bratkunſt<lb/> genannt zu werden verdient.</p><lb/> <p>Als einzig in ihrer Art glaͤnzen Schnepfen und Rebhuͤh-<lb/> ner. Man vergegenwaͤrtige ſich lebhaft die durch ſie erlebten<lb/> Genuͤſſe, und laſſe mich ſchweigen. Doch mag im Allgemeinen<lb/> ausgeſprochen ſein, daß alles wilde, in der Freiheit Lebende be-<lb/> ſtimmteren Charakter und anregenderen Geſchmack hat. So<lb/> bemerkt ſchon <hi rendition="#g">Avicenna</hi>, daß wilde Tauben ſchmackhafter ſind,<lb/> als Haustauben. —</p><lb/> <p>Soll ich noch anderer Wald- und Feldhuͤhner gedenken,<lb/> der Wachteln, Rothhuͤhner, Frankolins, Haſelhuͤhner, der Fin-<lb/> ken, Kernbeißer, Ammern (Ortolan), Droſſeln, Lerchen u. a.?<lb/> — die Nachtigallen kann ich doch kaum uͤber’s Herz bringen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [232/0246]
ſondern, je nach den verſchiedenen Theilen, auch die lieblichſte
Mannigfaltigkeit der Geſchmaͤcke. In der Gegend von Lyon
werden ſie mit Wallnuͤſſen gemaͤſtet, — eine herrliche Idee! —
Geſtatten es die Umſtaͤnde, ſo wird der Eßkuͤnſtler wohl thun,
von einem gebratenen Truthahn Einiges zu retten, um es am
andern Tag, ſo etwa um 10 Uhr Morgens, zu Bricken und
einem guten Glas Wein, kalt zu verſpeiſen.
Auerhahn und Auerhenne haben bei aller Verſchiedenheit
doch viel Aehnliches mit ihren oben genannten zahmen Ver-
wandten.
Gans und Ente koͤnnte man wohl die Schweine der Vo-
gelgeſchlechter nennen. Man fehlt haͤufig darin, daß man ſie
zu alt conſumirt. Sumpf- und Waſſervoͤgel ſtehen uͤbrigens
in der Regel, doch nicht ohne bedeutende Ausnahmen, den friſch
in freier Luft lebenden an Feinheit nach.
Tauben fliegen im Schlaraffenland bekanntlich gebraten
herum und gelten dem Volke als Prototyp des Delicaten. Der
hoͤhere Eſſer ſtimmt nicht bei. Doch iſt der Unterſchied erſtaun-
lich, der zwiſchen gebratenen Tauben und gebratenen Tauben
Statt findet. Doch gehoͤrt dieß mehr in’s Gebiet der Kochkunſt,
die, wie ich ausdruͤcklich nochmals bemerke, fuͤglicher Bratkunſt
genannt zu werden verdient.
Als einzig in ihrer Art glaͤnzen Schnepfen und Rebhuͤh-
ner. Man vergegenwaͤrtige ſich lebhaft die durch ſie erlebten
Genuͤſſe, und laſſe mich ſchweigen. Doch mag im Allgemeinen
ausgeſprochen ſein, daß alles wilde, in der Freiheit Lebende be-
ſtimmteren Charakter und anregenderen Geſchmack hat. So
bemerkt ſchon Avicenna, daß wilde Tauben ſchmackhafter ſind,
als Haustauben. —
Soll ich noch anderer Wald- und Feldhuͤhner gedenken,
der Wachteln, Rothhuͤhner, Frankolins, Haſelhuͤhner, der Fin-
ken, Kernbeißer, Ammern (Ortolan), Droſſeln, Lerchen u. a.?
— die Nachtigallen kann ich doch kaum uͤber’s Herz bringen,
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