wurde, das Fleisch theurer abging als Rindfleisch und auch viel saftiger und schmackhafter befunden wurde.
Vom Esels-, Pferde- und Hundefleisch, welches alles Hip- pokrates höchlich lobt, will ich nicht besonders reden, aber die früher als Leckerbissen berühmten Siebenschläfer, die auch bei uns, namentlich in Süddeutschland, vorkommen, -- so wie Hamster, Dachse, Bieber, verdienten versucht zu werden, und ich werde die erste sich mir darbietende Gelegenheit mit Freuden ergreifen, hierüber eigene Erfahrungen zu sammeln.
Wenn auch den Fuchs seine eminenten Geistesgaben zur Menschenspeise sehr wohl befähigten und wünschenswerth mach- ten, so versichern doch einige Kritiker, daß sein Geschmack hin- ter seinem Witz meilenweit zurückbleibt. Dasselbe will man von Rabelais, Abraham a Sancta Clara, Kant und noch einigen Anderen behaupten. -- Es ist aber zu bemerken, daß die Römer Füchse geschmackvoll fanden, wenn sie mit Trauben gemästet waren.
Den Säugethieren zunächst stehen die Vögel. Was aber das Rindfleisch unter den Säugthieren, das ist das Huhn unter den Vögeln, und es gilt hier auch ganz das, was dort über Braten und Sieden etc. gesagt wurde.
Jeder nur einigermaßen Gebildete kennt die annehmliche spezifische Verschiedenheit der Geschmäcke von Hühnchen und Hähnchen, Poularde und Kapaun. Galen, Avicenna, Me- sues, Simeon Sethi u. A. loben besonders die Hoden junger Hähne als gleich wohlschmeckende und ersprießliche Delicatesse.
Daß Vogelhirn überhaupt für das feinste gilt, und als wie verdienstvoll die Lebern vieler Vögel zu schätzen sind, ist be- kannt. Eben so allgemein anerkannt ist die Trefflichkeit des Fasans, über dessen Wohlgeschmack alle Schriftsteller überein- stimmen.
Groß steht der Truthahn und die Truthenne da, und ge- währt nicht nur die befriedigendste Fülle des Genusses überhaupt,
wurde, das Fleiſch theurer abging als Rindfleiſch und auch viel ſaftiger und ſchmackhafter befunden wurde.
Vom Eſels-, Pferde- und Hundefleiſch, welches alles Hip- pokrates hoͤchlich lobt, will ich nicht beſonders reden, aber die fruͤher als Leckerbiſſen beruͤhmten Siebenſchlaͤfer, die auch bei uns, namentlich in Suͤddeutſchland, vorkommen, — ſo wie Hamſter, Dachſe, Bieber, verdienten verſucht zu werden, und ich werde die erſte ſich mir darbietende Gelegenheit mit Freuden ergreifen, hieruͤber eigene Erfahrungen zu ſammeln.
Wenn auch den Fuchs ſeine eminenten Geiſtesgaben zur Menſchenſpeiſe ſehr wohl befaͤhigten und wuͤnſchenswerth mach- ten, ſo verſichern doch einige Kritiker, daß ſein Geſchmack hin- ter ſeinem Witz meilenweit zuruͤckbleibt. Daſſelbe will man von Rabelais, Abraham a Sancta Clara, Kant und noch einigen Anderen behaupten. — Es iſt aber zu bemerken, daß die Roͤmer Fuͤchſe geſchmackvoll fanden, wenn ſie mit Trauben gemaͤſtet waren.
Den Saͤugethieren zunaͤchſt ſtehen die Voͤgel. Was aber das Rindfleiſch unter den Saͤugthieren, das iſt das Huhn unter den Voͤgeln, und es gilt hier auch ganz das, was dort uͤber Braten und Sieden ꝛc. geſagt wurde.
Jeder nur einigermaßen Gebildete kennt die annehmliche ſpezifiſche Verſchiedenheit der Geſchmaͤcke von Huͤhnchen und Haͤhnchen, Poularde und Kapaun. Galen, Avicenna, Me- ſues, Simeon Sethi u. A. loben beſonders die Hoden junger Haͤhne als gleich wohlſchmeckende und erſprießliche Delicateſſe.
Daß Vogelhirn uͤberhaupt fuͤr das feinſte gilt, und als wie verdienſtvoll die Lebern vieler Voͤgel zu ſchaͤtzen ſind, iſt be- kannt. Eben ſo allgemein anerkannt iſt die Trefflichkeit des Faſans, uͤber deſſen Wohlgeſchmack alle Schriftſteller uͤberein- ſtimmen.
Groß ſteht der Truthahn und die Truthenne da, und ge- waͤhrt nicht nur die befriedigendſte Fuͤlle des Genuſſes uͤberhaupt,
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wurde, das Fleiſch theurer abging als Rindfleiſch und auch viel
ſaftiger und ſchmackhafter befunden wurde.
Vom Eſels-, Pferde- und Hundefleiſch, welches alles Hip-
pokrates hoͤchlich lobt, will ich nicht beſonders reden, aber
die fruͤher als Leckerbiſſen beruͤhmten Siebenſchlaͤfer, die auch
bei uns, namentlich in Suͤddeutſchland, vorkommen, — ſo wie
Hamſter, Dachſe, Bieber, verdienten verſucht zu werden, und
ich werde die erſte ſich mir darbietende Gelegenheit mit Freuden
ergreifen, hieruͤber eigene Erfahrungen zu ſammeln.
Wenn auch den Fuchs ſeine eminenten Geiſtesgaben zur
Menſchenſpeiſe ſehr wohl befaͤhigten und wuͤnſchenswerth mach-
ten, ſo verſichern doch einige Kritiker, daß ſein Geſchmack hin-
ter ſeinem Witz meilenweit zuruͤckbleibt. Daſſelbe will man
von Rabelais, Abraham a Sancta Clara, Kant und noch
einigen Anderen behaupten. — Es iſt aber zu bemerken, daß
die Roͤmer Fuͤchſe geſchmackvoll fanden, wenn ſie mit Trauben
gemaͤſtet waren.
Den Saͤugethieren zunaͤchſt ſtehen die Voͤgel. Was aber
das Rindfleiſch unter den Saͤugthieren, das iſt das Huhn
unter den Voͤgeln, und es gilt hier auch ganz das, was dort
uͤber Braten und Sieden ꝛc. geſagt wurde.
Jeder nur einigermaßen Gebildete kennt die annehmliche
ſpezifiſche Verſchiedenheit der Geſchmaͤcke von Huͤhnchen und
Haͤhnchen, Poularde und Kapaun. Galen, Avicenna, Me-
ſues, Simeon Sethi u. A. loben beſonders die Hoden junger
Haͤhne als gleich wohlſchmeckende und erſprießliche Delicateſſe.
Daß Vogelhirn uͤberhaupt fuͤr das feinſte gilt, und als
wie verdienſtvoll die Lebern vieler Voͤgel zu ſchaͤtzen ſind, iſt be-
kannt. Eben ſo allgemein anerkannt iſt die Trefflichkeit des
Faſans, uͤber deſſen Wohlgeſchmack alle Schriftſteller uͤberein-
ſtimmen.
Groß ſteht der Truthahn und die Truthenne da, und ge-
waͤhrt nicht nur die befriedigendſte Fuͤlle des Genuſſes uͤberhaupt,
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Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anthus_esskunst_1838/245>, abgerufen am 16.02.2025.
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