Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.Die Form A ist erst neuerdings aufgekommen, und taugt Die Form C ist alt, wurde in neuerer Zeit unter Napo- Die Wahrheit liegt hier in der Mitte. Die Form B ent- Es giebt noch andere verwerfliche Formen. So hat man Von den Tellern will ich blos in Erinnerung bringen, Die Form A iſt erſt neuerdings aufgekommen, und taugt Die Form C iſt alt, wurde in neuerer Zeit unter Napo- Die Wahrheit liegt hier in der Mitte. Die Form B ent- Es giebt noch andere verwerfliche Formen. So hat man Von den Tellern will ich blos in Erinnerung bringen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0216" n="202"/> <p>Die Form <hi rendition="#aq">A</hi> iſt erſt neuerdings aufgekommen, und taugt<lb/> ganz und gar nichts. Dieſe Meſſer ſind unbequem zu handha-<lb/> ben, geben gedruͤckte, zackige Schnittflaͤchen, man bricht leicht<lb/> die Spitze ab, verhackt ſich damit, ſie bringen nicht ſelten ein<lb/> ſcharfkritzelndes ohrenſchmerzendes Geraͤuſch hervor und verder-<lb/> ben durchaus Teller aller Art auf heilloſe Weiſe. Man ſcheint<lb/> ihre Unzweckmaͤßigkeit bereits einzuſehen und ſie ſelbſt außer<lb/> Nachfrage und Gebrauch zu kommen, welches ich daraus ſchließe,<lb/> weil ich ohnlaͤngſt ein Dutzend zum Geſchenk erhalten habe.</p><lb/> <p>Die Form <hi rendition="#aq">C</hi> iſt alt, wurde in neuerer Zeit unter <hi rendition="#g">Napo-<lb/> leon</hi>’s Herrſchaft in Italien geſetzlich eingefuͤhrt, verhindert<lb/> zwar, daß man ſich ſelbſt damit ſticht oder Andere erſticht, da<lb/> ſie keine Spitze hat. Da in Deutſchland und ſonſt gegenwaͤr-<lb/> tig Denunciationen alles Dolchartige reichlich erſetzen und uͤber-<lb/> bieten, ſo waͤre die Einfuͤhrung dieſer Meſſerform mehr als<lb/> uͤberfluͤſſig. Unzweckmaͤßig iſt dieſe Form aber, weil ſie ein tie-<lb/> feres Eingehen in engere Knochenvertiefungen unmoͤglich<lb/> macht, und als plump und ſtumpf uͤberhaupt keine feinere<lb/> Handhabung zulaͤßt.</p><lb/> <p>Die Wahrheit liegt hier in der Mitte. Die Form <hi rendition="#aq">B</hi> ent-<lb/> ſpricht allen Anforderungen auf’s Beſte, und iſt durchaus frei<lb/> von allen Maͤngeln, welche man <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">C</hi> vorwerfen kann.</p><lb/> <p>Es giebt noch andere verwerfliche Formen. So hat man<lb/> die Form <hi rendition="#aq">C</hi> noch dadurch moͤglichſt verſchlechtert, daß man das<lb/> ſtumpfe Ende gar noch von groͤßerem Durchmeſſer als die<lb/> uͤbrige Klinge bildete, wodurch dann das vorſpringende kreis-<lb/> oder ſcheibenfoͤrmige Ende die Schneide uͤberragt, und das Meſ-<lb/> ſer faſt ganz unbrauchbar macht. Auch ſpitzige Meſſer verlie-<lb/> ren durch zu großen Bauch der Schneide ſehr an Brauchbar-<lb/> keit und leichter Handhabbarkeit.</p><lb/> <p>Von den Tellern will ich blos in Erinnerung bringen,<lb/> daß ſie fuͤr warme Speiſen wohlgewaͤrmt ſein muͤſſen. Daß<lb/> alles Geſchirr ſpiegelblank ſtrahlen und funkeln muß, beduͤrfte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [202/0216]
Die Form A iſt erſt neuerdings aufgekommen, und taugt
ganz und gar nichts. Dieſe Meſſer ſind unbequem zu handha-
ben, geben gedruͤckte, zackige Schnittflaͤchen, man bricht leicht
die Spitze ab, verhackt ſich damit, ſie bringen nicht ſelten ein
ſcharfkritzelndes ohrenſchmerzendes Geraͤuſch hervor und verder-
ben durchaus Teller aller Art auf heilloſe Weiſe. Man ſcheint
ihre Unzweckmaͤßigkeit bereits einzuſehen und ſie ſelbſt außer
Nachfrage und Gebrauch zu kommen, welches ich daraus ſchließe,
weil ich ohnlaͤngſt ein Dutzend zum Geſchenk erhalten habe.
Die Form C iſt alt, wurde in neuerer Zeit unter Napo-
leon’s Herrſchaft in Italien geſetzlich eingefuͤhrt, verhindert
zwar, daß man ſich ſelbſt damit ſticht oder Andere erſticht, da
ſie keine Spitze hat. Da in Deutſchland und ſonſt gegenwaͤr-
tig Denunciationen alles Dolchartige reichlich erſetzen und uͤber-
bieten, ſo waͤre die Einfuͤhrung dieſer Meſſerform mehr als
uͤberfluͤſſig. Unzweckmaͤßig iſt dieſe Form aber, weil ſie ein tie-
feres Eingehen in engere Knochenvertiefungen unmoͤglich
macht, und als plump und ſtumpf uͤberhaupt keine feinere
Handhabung zulaͤßt.
Die Wahrheit liegt hier in der Mitte. Die Form B ent-
ſpricht allen Anforderungen auf’s Beſte, und iſt durchaus frei
von allen Maͤngeln, welche man A und C vorwerfen kann.
Es giebt noch andere verwerfliche Formen. So hat man
die Form C noch dadurch moͤglichſt verſchlechtert, daß man das
ſtumpfe Ende gar noch von groͤßerem Durchmeſſer als die
uͤbrige Klinge bildete, wodurch dann das vorſpringende kreis-
oder ſcheibenfoͤrmige Ende die Schneide uͤberragt, und das Meſ-
ſer faſt ganz unbrauchbar macht. Auch ſpitzige Meſſer verlie-
ren durch zu großen Bauch der Schneide ſehr an Brauchbar-
keit und leichter Handhabbarkeit.
Von den Tellern will ich blos in Erinnerung bringen,
daß ſie fuͤr warme Speiſen wohlgewaͤrmt ſein muͤſſen. Daß
alles Geſchirr ſpiegelblank ſtrahlen und funkeln muß, beduͤrfte
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