Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.Thierreiches festzustecken seien, eben so schwierig ist es, zu be- Auf der ersten Stufe sind die Zoophyten eigentlich bloße Die bereits ziemlich entwickelten Kauwerkzeuge der Echi- Bei den Mollusken zeigen sich nach und nach schon Spuren Die Gliederthiere wiederholen in ihren unteren Classen die Die Fische haben nun schon einen großen Sprung vor Thierreiches feſtzuſtecken ſeien, eben ſo ſchwierig iſt es, zu be- Auf der erſten Stufe ſind die Zoophyten eigentlich bloße Die bereits ziemlich entwickelten Kauwerkzeuge der Echi- Bei den Mollusken zeigen ſich nach und nach ſchon Spuren Die Gliederthiere wiederholen in ihren unteren Claſſen die Die Fiſche haben nun ſchon einen großen Sprung vor <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020" n="6"/> Thierreiches feſtzuſtecken ſeien, eben ſo ſchwierig iſt es, zu be-<lb/> ſtimmen, welcher unteren Thierreihe man zuerſt die Faͤhigkeit<lb/> eines eigentlichen Eſſens zuzugeſtehen hat.</p><lb/> <p>Auf der erſten Stufe ſind die Zoophyten eigentlich bloße<lb/> Maͤgen. Der Polyp, bei dem es erſt der Muͤhe werth iſt, an-<lb/> zufangen, zertheilt ſich oben in mehrere Arme oder lebendig be-<lb/> wegliche Zweiglein, womit er andere kleinere Waſſerthierchen<lb/> haſcht, und ſie zu einem, zwiſchen den Armen ſtehenden Munde<lb/> bringt, der zu einer Art Magen fuͤhrt und eben ſowohl zum<lb/> Einſchlucken, als auch zum Wiederausſtoßen der Excreta dient. —</p><lb/> <p>Die bereits ziemlich entwickelten Kauwerkzeuge der Echi-<lb/> nodermen befaͤhigen nun ſchon eher zu eigentlichem Eſſen.</p><lb/> <p>Bei den Mollusken zeigen ſich nach und nach ſchon Spuren<lb/> von Zaͤhnen, Lippen, und was die Hauptſache iſt: Fuͤhlfaͤden<lb/> als Zungen-Vicarii, endlich wirkliche Zaͤhne und etwas ent-<lb/> ſchiedenere Zungen.</p><lb/> <p>Die Gliederthiere wiederholen in ihren unteren Claſſen die<lb/> Unvollkommenheiten der genannten Reihen. Doch entwickelt<lb/> ſich hier der Eßapparat ſchon bedeutend. So haben die Kru-<lb/> ſtazeen bereits Mandibeln und Maxillen. Die Inſekten ſind<lb/> zwar in Beziehung auf das Quantum guͤnſtig geſtellt, da z. B.<lb/> Raupen in 24 Stunden wenigſtens 3mal ſo viel zu Leibe neh-<lb/> men, als ſie wiegen. Hier iſt ſcheinbar der Menſch in <hi rendition="#aq">desa-<lb/> vantage,</hi> aber eben nur ſcheinbar, wie ſich ergeben wird.</p><lb/> <p>Die Fiſche haben nun ſchon einen großen Sprung vor<lb/> den genannten Claſſen voraus: tuͤchtige Zaͤhne, knoͤcherne Kinn-<lb/> laden und ditto Backen, Zungenbein, und einen ſehr entwickel-<lb/> ten Muskelapparat zum Beißen und Kauen. Indeſſen iſt eben<lb/> doch ihre Zunge noch keine rechte Zunge, kein ausgebildetes<lb/> Geſchmacksorgan. Dieß gilt auch von den Amphibien. —<lb/> Truͤgt aber nicht Alles, ſo ſchmeckt es allen dieſen Weſen, auch<lb/> ohne ausgepraͤgtere Zungen, ſehr wohl.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [6/0020]
Thierreiches feſtzuſtecken ſeien, eben ſo ſchwierig iſt es, zu be-
ſtimmen, welcher unteren Thierreihe man zuerſt die Faͤhigkeit
eines eigentlichen Eſſens zuzugeſtehen hat.
Auf der erſten Stufe ſind die Zoophyten eigentlich bloße
Maͤgen. Der Polyp, bei dem es erſt der Muͤhe werth iſt, an-
zufangen, zertheilt ſich oben in mehrere Arme oder lebendig be-
wegliche Zweiglein, womit er andere kleinere Waſſerthierchen
haſcht, und ſie zu einem, zwiſchen den Armen ſtehenden Munde
bringt, der zu einer Art Magen fuͤhrt und eben ſowohl zum
Einſchlucken, als auch zum Wiederausſtoßen der Excreta dient. —
Die bereits ziemlich entwickelten Kauwerkzeuge der Echi-
nodermen befaͤhigen nun ſchon eher zu eigentlichem Eſſen.
Bei den Mollusken zeigen ſich nach und nach ſchon Spuren
von Zaͤhnen, Lippen, und was die Hauptſache iſt: Fuͤhlfaͤden
als Zungen-Vicarii, endlich wirkliche Zaͤhne und etwas ent-
ſchiedenere Zungen.
Die Gliederthiere wiederholen in ihren unteren Claſſen die
Unvollkommenheiten der genannten Reihen. Doch entwickelt
ſich hier der Eßapparat ſchon bedeutend. So haben die Kru-
ſtazeen bereits Mandibeln und Maxillen. Die Inſekten ſind
zwar in Beziehung auf das Quantum guͤnſtig geſtellt, da z. B.
Raupen in 24 Stunden wenigſtens 3mal ſo viel zu Leibe neh-
men, als ſie wiegen. Hier iſt ſcheinbar der Menſch in desa-
vantage, aber eben nur ſcheinbar, wie ſich ergeben wird.
Die Fiſche haben nun ſchon einen großen Sprung vor
den genannten Claſſen voraus: tuͤchtige Zaͤhne, knoͤcherne Kinn-
laden und ditto Backen, Zungenbein, und einen ſehr entwickel-
ten Muskelapparat zum Beißen und Kauen. Indeſſen iſt eben
doch ihre Zunge noch keine rechte Zunge, kein ausgebildetes
Geſchmacksorgan. Dieß gilt auch von den Amphibien. —
Truͤgt aber nicht Alles, ſo ſchmeckt es allen dieſen Weſen, auch
ohne ausgepraͤgtere Zungen, ſehr wohl.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |