zugeben Willens waren. Von diesen ging der Vor- schlag aus: da die durchdachten Satzungen der Ge- sellschaft das Spiel nach Tisch untersagten, so möchte es sich wohl eignen, dem Essen Vorträge über das Essen folgen zu lassen, und das Ganze mit schönem Trinken zu beschließen.
Der Antrag fand Beifall, und das Loos, diese Vorlesungen zu halten, traf mich.
Keines der vorhandenen Lehrbücher, -- heißt es in hundert Vorreden -- genügte mir; ich mußte also selbst eins schreiben. Mir konnte um so weniger eines genügen, weil noch gar keins da ist. So entstanden denn diese Vorlesungen, welche ich, überarbeitet, le- diglich deßhalb dem Druck übergebe, weil ich dem gar zu starken, jahrelangen Andringen der sehr verehrten Herren, welche sie mit ihrer Gegenwart beehrt hat- ten, nicht länger zu widerstehen vermag. Denn ich bin ein Mensch, und trage ein Herz im Busen.
Wie manche Schwierigkeiten ein nicht selbst ge- wählter, sondern äußerlich gegebener Stoff zu über- winden giebt, erfahren die Künstler öfter, als ihnen lieb ist. In wiefern es mir nun gelang, meiner Auf- gabe zu entsprechen, unterstelle ich -- unbeschadet
zugeben Willens waren. Von dieſen ging der Vor- ſchlag aus: da die durchdachten Satzungen der Ge- ſellſchaft das Spiel nach Tiſch unterſagten, ſo moͤchte es ſich wohl eignen, dem Eſſen Vortraͤge uͤber das Eſſen folgen zu laſſen, und das Ganze mit ſchoͤnem Trinken zu beſchließen.
Der Antrag fand Beifall, und das Loos, dieſe Vorleſungen zu halten, traf mich.
Keines der vorhandenen Lehrbuͤcher, — heißt es in hundert Vorreden — genuͤgte mir; ich mußte alſo ſelbſt eins ſchreiben. Mir konnte um ſo weniger eines genuͤgen, weil noch gar keins da iſt. So entſtanden denn dieſe Vorleſungen, welche ich, uͤberarbeitet, le- diglich deßhalb dem Druck uͤbergebe, weil ich dem gar zu ſtarken, jahrelangen Andringen der ſehr verehrten Herren, welche ſie mit ihrer Gegenwart beehrt hat- ten, nicht laͤnger zu widerſtehen vermag. Denn ich bin ein Menſch, und trage ein Herz im Buſen.
Wie manche Schwierigkeiten ein nicht ſelbſt ge- waͤhlter, ſondern aͤußerlich gegebener Stoff zu uͤber- winden giebt, erfahren die Kuͤnſtler oͤfter, als ihnen lieb iſt. In wiefern es mir nun gelang, meiner Auf- gabe zu entſprechen, unterſtelle ich — unbeſchadet
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[IV/0010]
zugeben Willens waren. Von dieſen ging der Vor-
ſchlag aus: da die durchdachten Satzungen der Ge-
ſellſchaft das Spiel nach Tiſch unterſagten, ſo moͤchte
es ſich wohl eignen, dem Eſſen Vortraͤge uͤber das
Eſſen folgen zu laſſen, und das Ganze mit ſchoͤnem
Trinken zu beſchließen.
Der Antrag fand Beifall, und das Loos, dieſe
Vorleſungen zu halten, traf mich.
Keines der vorhandenen Lehrbuͤcher, — heißt es
in hundert Vorreden — genuͤgte mir; ich mußte alſo
ſelbſt eins ſchreiben. Mir konnte um ſo weniger eines
genuͤgen, weil noch gar keins da iſt. So entſtanden
denn dieſe Vorleſungen, welche ich, uͤberarbeitet, le-
diglich deßhalb dem Druck uͤbergebe, weil ich dem gar
zu ſtarken, jahrelangen Andringen der ſehr verehrten
Herren, welche ſie mit ihrer Gegenwart beehrt hat-
ten, nicht laͤnger zu widerſtehen vermag. Denn ich
bin ein Menſch, und trage ein Herz im Buſen.
Wie manche Schwierigkeiten ein nicht ſelbſt ge-
waͤhlter, ſondern aͤußerlich gegebener Stoff zu uͤber-
winden giebt, erfahren die Kuͤnſtler oͤfter, als ihnen
lieb iſt. In wiefern es mir nun gelang, meiner Auf-
gabe zu entſprechen, unterſtelle ich — unbeſchadet
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Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838, S. IV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anthus_esskunst_1838/10>, abgerufen am 23.07.2024.
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