Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Anonym: Führer zum Himmel. Gebet- und Belehrungsbuch für christliche Eheleute, hrsg. von einem Priester des Redemptoristenordens. Dülmen, 1921.

Bild:
<< vorherige Seite

delt: christliche Frau, ertrage ihn in Ge-
duld. Eine Kleinigkeit ist es nicht, es ver-
langt manchmal Heldenmut, besonders
wenn die Leidenschaft des Mannes Jahr
um Jahr anhält. Aber was zu retten ist,
kann nur gerettet werden durch Beten,
Schweigen und Dulden. Vorwürfe,
Schimpfworte, Zank und Streit gießen nur
Oel ins Feuer und verschlimmern das
Unglück. Mache die Probe, es ist wahrlich
der Probe wert. Nützt auch die Geduld
nichts, so hast du dich doch wenigstens der
fremden Sünden nicht schuldig gemacht.
Sollte aber wirklich ohne deine Schuld ein
Zusammenleben nicht mehr möglich und
menschlich sein, dann tue den Schritt der
Trennung nicht übereilt oder im Zorn,
nicht ohne Beratung mit deinem Seel-
sorger.

Hier möchte ich dir auch die Geduld dei-
ner Schwiegermutter gegenüber ans
Herz legen. Woher die vielen Klagen über
das weder glückliche noch friedliche Verhält-
nis zwischen Schwiegermutter und Schwie-
gertochter? Die Schuld liegt vielfach aus
beiden Seiten. Die Schwiegertochter ist
lieblos, frech im Auftreten, läßt es die
Schwiegermutter fühlen, daß sie im Hause
nichts mehr zu sagen hat, gönnt ihr das
Essen kaum, hetzt den Mann gegen sie auf,
so daß auch er sich gegen das vierte Gebot
versündigt. Die Schwiegermutter hingegen

delt: christliche Frau, ertrage ihn in Ge-
duld. Eine Kleinigkeit ist es nicht, es ver-
langt manchmal Heldenmut, besonders
wenn die Leidenschaft des Mannes Jahr
um Jahr anhält. Aber was zu retten ist,
kann nur gerettet werden durch Beten,
Schweigen und Dulden. Vorwürfe,
Schimpfworte, Zank und Streit gießen nur
Oel ins Feuer und verschlimmern das
Unglück. Mache die Probe, es ist wahrlich
der Probe wert. Nützt auch die Geduld
nichts, so hast du dich doch wenigstens der
fremden Sünden nicht schuldig gemacht.
Sollte aber wirklich ohne deine Schuld ein
Zusammenleben nicht mehr möglich und
menschlich sein, dann tue den Schritt der
Trennung nicht übereilt oder im Zorn,
nicht ohne Beratung mit deinem Seel-
sorger.

Hier möchte ich dir auch die Geduld dei-
ner Schwiegermutter gegenüber ans
Herz legen. Woher die vielen Klagen über
das weder glückliche noch friedliche Verhält-
nis zwischen Schwiegermutter und Schwie-
gertochter? Die Schuld liegt vielfach aus
beiden Seiten. Die Schwiegertochter ist
lieblos, frech im Auftreten, läßt es die
Schwiegermutter fühlen, daß sie im Hause
nichts mehr zu sagen hat, gönnt ihr das
Essen kaum, hetzt den Mann gegen sie auf,
so daß auch er sich gegen das vierte Gebot
versündigt. Die Schwiegermutter hingegen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div>
          <div>
            <p><pb facs="#f0265" xml:id="F9_001_1921_pb0264_0001" n="264"/>
delt: christliche Frau, ertrage ihn in Ge-<lb/>
duld. Eine Kleinigkeit ist es nicht, es ver-<lb/>
langt manchmal Heldenmut, besonders<lb/>
wenn die Leidenschaft des Mannes Jahr<lb/>
um Jahr anhält. Aber was zu retten ist,<lb/>
kann nur gerettet werden durch Beten,<lb/>
Schweigen und Dulden. Vorwürfe,<lb/>
Schimpfworte, Zank und Streit gießen nur<lb/>
Oel ins Feuer und verschlimmern das<lb/>
Unglück. Mache die Probe, es ist wahrlich<lb/>
der Probe wert. Nützt auch die Geduld<lb/>
nichts, so hast du dich doch wenigstens der<lb/>
fremden Sünden nicht schuldig gemacht.<lb/>
Sollte aber wirklich ohne deine Schuld ein<lb/>
Zusammenleben nicht mehr möglich und<lb/>
menschlich sein, dann tue den Schritt der<lb/>
Trennung nicht übereilt oder im Zorn,<lb/>
nicht ohne Beratung mit deinem Seel-<lb/>
sorger.</p>
            <p>Hier möchte ich dir auch die Geduld dei-<lb/>
ner <hi rendition="#g">Schwiegermutter</hi> gegenüber ans<lb/>
Herz legen. Woher die vielen Klagen über<lb/>
das weder glückliche noch friedliche Verhält-<lb/>
nis zwischen Schwiegermutter und Schwie-<lb/>
gertochter? Die Schuld liegt vielfach aus<lb/>
beiden Seiten. Die Schwiegertochter ist<lb/>
lieblos, frech im Auftreten, läßt es die<lb/>
Schwiegermutter fühlen, daß sie im Hause<lb/>
nichts mehr zu sagen hat, gönnt ihr das<lb/>
Essen kaum, hetzt den Mann gegen sie auf,<lb/>
so daß auch er sich gegen das vierte Gebot<lb/>
versündigt. Die Schwiegermutter hingegen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0265] delt: christliche Frau, ertrage ihn in Ge- duld. Eine Kleinigkeit ist es nicht, es ver- langt manchmal Heldenmut, besonders wenn die Leidenschaft des Mannes Jahr um Jahr anhält. Aber was zu retten ist, kann nur gerettet werden durch Beten, Schweigen und Dulden. Vorwürfe, Schimpfworte, Zank und Streit gießen nur Oel ins Feuer und verschlimmern das Unglück. Mache die Probe, es ist wahrlich der Probe wert. Nützt auch die Geduld nichts, so hast du dich doch wenigstens der fremden Sünden nicht schuldig gemacht. Sollte aber wirklich ohne deine Schuld ein Zusammenleben nicht mehr möglich und menschlich sein, dann tue den Schritt der Trennung nicht übereilt oder im Zorn, nicht ohne Beratung mit deinem Seel- sorger. Hier möchte ich dir auch die Geduld dei- ner Schwiegermutter gegenüber ans Herz legen. Woher die vielen Klagen über das weder glückliche noch friedliche Verhält- nis zwischen Schwiegermutter und Schwie- gertochter? Die Schuld liegt vielfach aus beiden Seiten. Die Schwiegertochter ist lieblos, frech im Auftreten, läßt es die Schwiegermutter fühlen, daß sie im Hause nichts mehr zu sagen hat, gönnt ihr das Essen kaum, hetzt den Mann gegen sie auf, so daß auch er sich gegen das vierte Gebot versündigt. Die Schwiegermutter hingegen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/anonym_fuehrer_1921
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/anonym_fuehrer_1921/265
Zitationshilfe: Anonym: Führer zum Himmel. Gebet- und Belehrungsbuch für christliche Eheleute, hrsg. von einem Priester des Redemptoristenordens. Dülmen, 1921, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anonym_fuehrer_1921/265>, abgerufen am 21.11.2024.