Eher würden Himmel und Erde vergehen, sagt der heilige Basilius, als daß Maria dem ihre Hilfe versagte, der sie mit reiner Absicht um ihren Beistand bittet und auf sie sein Ver- trauen setzt.
3. Gott der Herr hat Maria zu einer Köni- gin der Barmherzigkeit gemacht, damit sie durch ihre Hilfe selbst die größten und verlassensten Sünder rette, wofern nur diese sich ihr an- empfehlen. Der heilige Bernhard sagt: Wenn eine Mutter wüßte, daß ihre beiden Söhne sich tödlich haßten und einander nach dem Leben trachteten, so würde gewiß alle ihre Sorge dahin gehen, sie miteinander zu versöhnen. Nun ist aber Maria die Mutter Jesu und die Mutter der Menschen. Wenn sie also einen Sünder erblickt, der ein Feind Jesu Christi ist, so gibt sie sich alle Mühe, ihn wieder zu ver- söhnen. Sie verlangt von ihm nichts anderes, als daß er sich ihr anempfehle und den Willen habe, sich zu bessern. Wenn sie einen betenden Sünder zu ihren Füßen steht, so blickt sie nicht auf seine Schuld, sondern auf seine Gesinnung. Ist seine Absicht gut, so empfängt sie ihn huld- voll, und hätte er auch alle Sünden der Welt begangen; sie bemüht sich alsdann eifrig, alle Wunden seiner Seele zu heilen, weil sie nicht bloß dem Namen nach, sondern auch in Wirk- lichkeit die Mutter der Barmherzigkeit ist.
4. Die Anrufung Mariens ist das zuver- lässigste Mittel, alle Anfechtungen der Hölle zu überwinden; denn die Macht der seligsten Jungfrau erstreckt sich auch auf die bösen Geister. Wenn sie den Namen Maria aussprechen hören, ergreifen sie die Flucht. O wären doch alle darauf bedacht, bei jeder Versuchung Maria
Eher würden Himmel und Erde vergehen, sagt der heilige Basilius, als daß Maria dem ihre Hilfe versagte, der sie mit reiner Absicht um ihren Beistand bittet und auf sie sein Ver- trauen setzt.
3. Gott der Herr hat Maria zu einer Köni- gin der Barmherzigkeit gemacht, damit sie durch ihre Hilfe selbst die größten und verlassensten Sünder rette, wofern nur diese sich ihr an- empfehlen. Der heilige Bernhard sagt: Wenn eine Mutter wüßte, daß ihre beiden Söhne sich tödlich haßten und einander nach dem Leben trachteten, so würde gewiß alle ihre Sorge dahin gehen, sie miteinander zu versöhnen. Nun ist aber Maria die Mutter Jesu und die Mutter der Menschen. Wenn sie also einen Sünder erblickt, der ein Feind Jesu Christi ist, so gibt sie sich alle Mühe, ihn wieder zu ver- söhnen. Sie verlangt von ihm nichts anderes, als daß er sich ihr anempfehle und den Willen habe, sich zu bessern. Wenn sie einen betenden Sünder zu ihren Füßen steht, so blickt sie nicht auf seine Schuld, sondern auf seine Gesinnung. Ist seine Absicht gut, so empfängt sie ihn huld- voll, und hätte er auch alle Sünden der Welt begangen; sie bemüht sich alsdann eifrig, alle Wunden seiner Seele zu heilen, weil sie nicht bloß dem Namen nach, sondern auch in Wirk- lichkeit die Mutter der Barmherzigkeit ist.
4. Die Anrufung Mariens ist das zuver- lässigste Mittel, alle Anfechtungen der Hölle zu überwinden; denn die Macht der seligsten Jungfrau erstreckt sich auch auf die bösen Geister. Wenn sie den Namen Maria aussprechen hören, ergreifen sie die Flucht. O wären doch alle darauf bedacht, bei jeder Versuchung Maria
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Eher würden Himmel und Erde vergehen, sagt
der heilige Basilius, als daß Maria dem ihre
Hilfe versagte, der sie mit reiner Absicht um
ihren Beistand bittet und auf sie sein Ver-
trauen setzt.
3. Gott der Herr hat Maria zu einer Köni-
gin der Barmherzigkeit gemacht, damit sie durch
ihre Hilfe selbst die größten und verlassensten
Sünder rette, wofern nur diese sich ihr an-
empfehlen. Der heilige Bernhard sagt: Wenn
eine Mutter wüßte, daß ihre beiden Söhne sich
tödlich haßten und einander nach dem Leben
trachteten, so würde gewiß alle ihre Sorge
dahin gehen, sie miteinander zu versöhnen.
Nun ist aber Maria die Mutter Jesu und die
Mutter der Menschen. Wenn sie also einen
Sünder erblickt, der ein Feind Jesu Christi ist,
so gibt sie sich alle Mühe, ihn wieder zu ver-
söhnen. Sie verlangt von ihm nichts anderes,
als daß er sich ihr anempfehle und den Willen
habe, sich zu bessern. Wenn sie einen betenden
Sünder zu ihren Füßen steht, so blickt sie nicht
auf seine Schuld, sondern auf seine Gesinnung.
Ist seine Absicht gut, so empfängt sie ihn huld-
voll, und hätte er auch alle Sünden der Welt
begangen; sie bemüht sich alsdann eifrig, alle
Wunden seiner Seele zu heilen, weil sie nicht
bloß dem Namen nach, sondern auch in Wirk-
lichkeit die Mutter der Barmherzigkeit ist.
4. Die Anrufung Mariens ist das zuver-
lässigste Mittel, alle Anfechtungen der Hölle
zu überwinden; denn die Macht der seligsten
Jungfrau erstreckt sich auch auf die bösen Geister.
Wenn sie den Namen Maria aussprechen hören,
ergreifen sie die Flucht. O wären doch alle
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Anonym: Führer zum Himmel. Gebet- und Belehrungsbuch für christliche Eheleute, hrsg. von einem Priester des Redemptoristenordens. Dülmen, 1921, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anonym_fuehrer_1921/165>, abgerufen am 12.12.2024.
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