Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898.Ihren lieben Fäusten drein, -- das dürfen Sie thun. Sie nahm ihr Taschentuch vom Gesicht und sah ihn "Wie sollte ich wissen, daß Sie hier wohnen," sagte "Ja, das war eine entsetzliche Dummheit von mir, Fenia sprang auf, und eine Blutwelle ergoß sich "Hören Sie mich!" rief sie entschlossen, "wozu spielen Ihren lieben Fäuſten drein, — das dürfen Sie thun. Sie nahm ihr Taſchentuch vom Geſicht und ſah ihn „Wie ſollte ich wiſſen, daß Sie hier wohnen,“ ſagte „Ja, das war eine entſetzliche Dummheit von mir, Fenia ſprang auf, und eine Blutwelle ergoß ſich „Hören Sie mich!“ rief ſie entſchloſſen, „wozu ſpielen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0065" n="61"/><fw type="pageNum" place="top">— 61 —<lb/></fw>Ihren lieben Fäuſten drein, — das dürfen Sie thun.<lb/> — — Aber mit ſolcher Hingebung zu weinen! — Wer¬<lb/> den Sie wieder ruhig und lieb, ja? — — Sonſt ſperre<lb/> ich Sie wahrhaftig ein, und ſtelle Sie in den Winkel.<lb/> — — — Wiſſen Sie nicht mehr, wie ich Sie mal ein¬<lb/> geſperrt habe in Paris? Ach ja, damals haben Sie mich<lb/> einigermaßen mißhandelt. Aber jetzt — jetzt ſind wir<lb/> doch Freunde, feſte, gute Freunde! Etwa nicht, Fenia?<lb/> Ich gehe für Sie durchs Feuer, wenn Sie wollen.“</p><lb/> <p>Sie nahm ihr Taſchentuch vom Geſicht und ſah ihn<lb/> mit ihren naſſen, geröteten Augen an.</p><lb/> <p>„Wie ſollte ich wiſſen, daß Sie hier wohnen,“ ſagte<lb/> ſie mit noch von Thränen erſtickter Stimme, — „Sie waren<lb/> ja doch im Hotel de Paris. — — Sonſt wäre ich —<lb/> hätte ich — —“ ſie ſtockte und wurde verwirrt.</p><lb/> <p>„Ja, das war eine entſetzliche Dummheit von mir,<lb/> es Ihnen nicht rechtzeitig zu ſagen, daß ich jetzt hier — —<lb/> aber andrerſeits, wiſſen Sie, konnte ich ja auch nicht<lb/> wiſſen, daß Sie —,“ murmelte er, und ſetzte in leichtem<lb/> Ton hinzu: „— nun, was macht es denn! Soll ich Ihnen<lb/> einen Schlitten beſorgen? Waren Sie im Fortgehn?“</p><lb/> <p>Fenia ſprang auf, und eine Blutwelle ergoß ſich<lb/> über ihr verweintes Geſicht. Sie ſah zornig und bei¬<lb/> nah wild aus.</p><lb/> <p>„Hören Sie mich!“ rief ſie entſchloſſen, „wozu ſpielen<lb/> Sie Komödie mit mir, wozu faſſen Sie mich wie eine<lb/> zerbrechliche Puppe an, der man gern was vormachen<lb/> kann, wenn man ſie nur ſchön in Watte packt! Ich<lb/> weiß ſehr gut, daß Sie alles wiſſen! Nun wohl, ſo<lb/> wiſſen Sie es denn! Ja, ja, ja, es iſt ſo! Ich kam<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [61/0065]
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Ihren lieben Fäuſten drein, — das dürfen Sie thun.
— — Aber mit ſolcher Hingebung zu weinen! — Wer¬
den Sie wieder ruhig und lieb, ja? — — Sonſt ſperre
ich Sie wahrhaftig ein, und ſtelle Sie in den Winkel.
— — — Wiſſen Sie nicht mehr, wie ich Sie mal ein¬
geſperrt habe in Paris? Ach ja, damals haben Sie mich
einigermaßen mißhandelt. Aber jetzt — jetzt ſind wir
doch Freunde, feſte, gute Freunde! Etwa nicht, Fenia?
Ich gehe für Sie durchs Feuer, wenn Sie wollen.“
Sie nahm ihr Taſchentuch vom Geſicht und ſah ihn
mit ihren naſſen, geröteten Augen an.
„Wie ſollte ich wiſſen, daß Sie hier wohnen,“ ſagte
ſie mit noch von Thränen erſtickter Stimme, — „Sie waren
ja doch im Hotel de Paris. — — Sonſt wäre ich —
hätte ich — —“ ſie ſtockte und wurde verwirrt.
„Ja, das war eine entſetzliche Dummheit von mir,
es Ihnen nicht rechtzeitig zu ſagen, daß ich jetzt hier — —
aber andrerſeits, wiſſen Sie, konnte ich ja auch nicht
wiſſen, daß Sie —,“ murmelte er, und ſetzte in leichtem
Ton hinzu: „— nun, was macht es denn! Soll ich Ihnen
einen Schlitten beſorgen? Waren Sie im Fortgehn?“
Fenia ſprang auf, und eine Blutwelle ergoß ſich
über ihr verweintes Geſicht. Sie ſah zornig und bei¬
nah wild aus.
„Hören Sie mich!“ rief ſie entſchloſſen, „wozu ſpielen
Sie Komödie mit mir, wozu faſſen Sie mich wie eine
zerbrechliche Puppe an, der man gern was vormachen
kann, wenn man ſie nur ſchön in Watte packt! Ich
weiß ſehr gut, daß Sie alles wiſſen! Nun wohl, ſo
wiſſen Sie es denn! Ja, ja, ja, es iſt ſo! Ich kam
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