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Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898.

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Dame schon ein Erkennungszeichen abgeben. Aber hier?
Hier sind die Damen auf das leichteste einer Verwechs¬
lung ausgesetzt. Denn sie sind alle gleichmäßig dunkel
vermummt, höchstens drei, vier Pelzsorten variieren. Jede
Dame muß eigentlich darauf gefaßt sein, ein paar Doppel¬
gängerinnen zu besitzen."

"Das ist wirklich wahr!" bestätigte der Baron
ganz erfreut, "darauf vor allem müßte man hinweisen!
Darauf gründet sich vielleicht der Klatsch. -- -- Und
dann, denken Sie an die dichten Winterschleier, die
man hier trägt! Und oft sind es nicht einmal Schleier,
sondern die feinen, weichen Orenburger Wollgewebe, die
unsre Damen wie ein weißes Spinngewebe vor das Ge¬
sicht binden, wenn es stark friert, -- namentlich abends.
-- Reine Unmöglichkeit, dann jemand zu erkennen."

"Lieber Onkel Mischa!" unterbrach ihn Fenia, "bitte,
gieb dich mit dieser Geschichte nicht ab. Ich will es ein¬
fach nicht! Es ist mir fatal und gänzlich ungewohnt,
daß andre sich um meinen Ruf abängstigen, -- wenn
der gläsern ist, -- -- ich bin's nicht!"

Der Baron erhob sich und berührte mit seinen langen
kühlen Fingern leicht, liebkosend Fenias Wange.

"Du darfst nicht so sprechen!" verwies er ihr ihre
Worte; -- "du weißt, dein guter Vater hat dich so frei
erzogen, wie ich es für meine Töchter weder gewünscht,
noch jemals gestattet haben würde. Aber du hast ihm
Ehre gemacht! Und du bist, wenn nicht meine Tochter,
so doch unser teures Familienmitglied, für das ich ein¬
stehe überall und in allem. C'est convenu. N'en par¬
lons plus
."

Dame ſchon ein Erkennungszeichen abgeben. Aber hier?
Hier ſind die Damen auf das leichteſte einer Verwechs¬
lung ausgeſetzt. Denn ſie ſind alle gleichmäßig dunkel
vermummt, höchſtens drei, vier Pelzſorten variieren. Jede
Dame muß eigentlich darauf gefaßt ſein, ein paar Doppel¬
gängerinnen zu beſitzen.“

„Das iſt wirklich wahr!“ beſtätigte der Baron
ganz erfreut, „darauf vor allem müßte man hinweiſen!
Darauf gründet ſich vielleicht der Klatſch. — — Und
dann, denken Sie an die dichten Winterſchleier, die
man hier trägt! Und oft ſind es nicht einmal Schleier,
ſondern die feinen, weichen Orenburger Wollgewebe, die
unſre Damen wie ein weißes Spinngewebe vor das Ge¬
ſicht binden, wenn es ſtark friert, — namentlich abends.
— Reine Unmöglichkeit, dann jemand zu erkennen.“

„Lieber Onkel Miſcha!“ unterbrach ihn Fenia, „bitte,
gieb dich mit dieſer Geſchichte nicht ab. Ich will es ein¬
fach nicht! Es iſt mir fatal und gänzlich ungewohnt,
daß andre ſich um meinen Ruf abängſtigen, — wenn
der gläſern iſt, — — ich bin's nicht!“

Der Baron erhob ſich und berührte mit ſeinen langen
kühlen Fingern leicht, liebkoſend Fenias Wange.

„Du darfſt nicht ſo ſprechen!“ verwies er ihr ihre
Worte; — „du weißt, dein guter Vater hat dich ſo frei
erzogen, wie ich es für meine Töchter weder gewünſcht,
noch jemals geſtattet haben würde. Aber du haſt ihm
Ehre gemacht! Und du biſt, wenn nicht meine Tochter,
ſo doch unſer teures Familienmitglied, für das ich ein¬
ſtehe überall und in allem. C'est convenu. N'en par¬
lons plus
.“

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[46/0050] — 46 — Dame ſchon ein Erkennungszeichen abgeben. Aber hier? Hier ſind die Damen auf das leichteſte einer Verwechs¬ lung ausgeſetzt. Denn ſie ſind alle gleichmäßig dunkel vermummt, höchſtens drei, vier Pelzſorten variieren. Jede Dame muß eigentlich darauf gefaßt ſein, ein paar Doppel¬ gängerinnen zu beſitzen.“ „Das iſt wirklich wahr!“ beſtätigte der Baron ganz erfreut, „darauf vor allem müßte man hinweiſen! Darauf gründet ſich vielleicht der Klatſch. — — Und dann, denken Sie an die dichten Winterſchleier, die man hier trägt! Und oft ſind es nicht einmal Schleier, ſondern die feinen, weichen Orenburger Wollgewebe, die unſre Damen wie ein weißes Spinngewebe vor das Ge¬ ſicht binden, wenn es ſtark friert, — namentlich abends. — Reine Unmöglichkeit, dann jemand zu erkennen.“ „Lieber Onkel Miſcha!“ unterbrach ihn Fenia, „bitte, gieb dich mit dieſer Geſchichte nicht ab. Ich will es ein¬ fach nicht! Es iſt mir fatal und gänzlich ungewohnt, daß andre ſich um meinen Ruf abängſtigen, — wenn der gläſern iſt, — — ich bin's nicht!“ Der Baron erhob ſich und berührte mit ſeinen langen kühlen Fingern leicht, liebkoſend Fenias Wange. „Du darfſt nicht ſo ſprechen!“ verwies er ihr ihre Worte; — „du weißt, dein guter Vater hat dich ſo frei erzogen, wie ich es für meine Töchter weder gewünſcht, noch jemals geſtattet haben würde. Aber du haſt ihm Ehre gemacht! Und du biſt, wenn nicht meine Tochter, ſo doch unſer teures Familienmitglied, für das ich ein¬ ſtehe überall und in allem. C'est convenu. N'en par¬ lons plus.“

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Zitationshilfe: Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/andreas_fenitschka_1898/50>, abgerufen am 27.11.2024.