Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898.ich bin ebenso dumm gewesen wie Sie, indem ich Ihnen Sie brach ab, wie selbst erschrocken über das belei¬ Max Werner stand auf dem Straßendamm und fuhr ich bin ebenſo dumm geweſen wie Sie, indem ich Ihnen Sie brach ab, wie ſelbſt erſchrocken über das belei¬ Max Werner ſtand auf dem Straßendamm und fuhr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0030" n="26"/><fw type="pageNum" place="top">— 26 —<lb/></fw>ich bin ebenſo dumm geweſen wie Sie, indem ich Ihnen<lb/> folgte, ohne Sie und Ihren Speiſeſaal auch nur ein bi߬<lb/> chen zu kennen. Ja, das war ſehr dumm, und ſo ſind<lb/> wir quitt, denn Sie ſind auch nur ſo dumm geweſen,<lb/> weil Sie mich nicht kannten. — Wir haben beide die¬<lb/> ſelbe Entſchuldigung dafür, daß wir es nicht beſſer wu߬<lb/> ten. — Denn obgleich ich ſo viel unter Männern ge¬<lb/> weſen bin, ſehen Sie, ſo hat es ſich für mich immer ſo<lb/> glücklich getroffen, daß es immer die anſtändigſten Män¬<lb/> ner von der Welt waren. Ja wahrhaftig. Sie ſind<lb/> der erſte unanſtändige — Mann, den ich —“</p><lb/> <p>Sie brach ab, wie ſelbſt erſchrocken über das belei¬<lb/> digende Wort, womit ihre lange Rede abſchloß. Der<lb/> Kutſcher war auf den Bock geſtiegen, der Gaul zog an,<lb/> und Fenia drückte ſich errötend ins Dunkel des Verdecks,<lb/> während der Fiaker mit ihr davonraſſelte.</p><lb/> <p>Max Werner ſtand auf dem Straßendamm und fuhr<lb/> mechaniſch, mit düſterm Geſicht, nach ſeinem Kopf, um<lb/> den Hut zu lüften, — der nicht darauf ſaß.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [26/0030]
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ich bin ebenſo dumm geweſen wie Sie, indem ich Ihnen
folgte, ohne Sie und Ihren Speiſeſaal auch nur ein bi߬
chen zu kennen. Ja, das war ſehr dumm, und ſo ſind
wir quitt, denn Sie ſind auch nur ſo dumm geweſen,
weil Sie mich nicht kannten. — Wir haben beide die¬
ſelbe Entſchuldigung dafür, daß wir es nicht beſſer wu߬
ten. — Denn obgleich ich ſo viel unter Männern ge¬
weſen bin, ſehen Sie, ſo hat es ſich für mich immer ſo
glücklich getroffen, daß es immer die anſtändigſten Män¬
ner von der Welt waren. Ja wahrhaftig. Sie ſind
der erſte unanſtändige — Mann, den ich —“
Sie brach ab, wie ſelbſt erſchrocken über das belei¬
digende Wort, womit ihre lange Rede abſchloß. Der
Kutſcher war auf den Bock geſtiegen, der Gaul zog an,
und Fenia drückte ſich errötend ins Dunkel des Verdecks,
während der Fiaker mit ihr davonraſſelte.
Max Werner ſtand auf dem Straßendamm und fuhr
mechaniſch, mit düſterm Geſicht, nach ſeinem Kopf, um
den Hut zu lüften, — der nicht darauf ſaß.
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