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Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898.

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"Ja, schön -- und lustig! Später erzähl ich
dir --"

"Aber lieber nur mir allein, Adine, denn Benno --"

"Nun, was ist mit Benno?"

"Ja, stell dir vor, er macht sich so leicht Gedanken
deinetwegen, -- weil du so frei für dich lebst, und weil
du so viel mit dem Tomasi bist, der Atelier an Atelier
mit dir wohnt, -- und überhaupt --"

"So. Thut Benno das?" bemerkte ich, und fühlte,
wie eine Blutwelle mir ins Gesicht schoß.

"Ja. Aber warum errötest du denn darüber? Du
bist ja ganz rot geworden, -- wirklich, Adine. Was ist
es mit dem Tomasi?" fragte die Mutter ängstlich.

"Aber nichts! Du kennst ihn ja. Wir sind eben
Kollegen."

"Nein, sage mir nur eins: du glaubst doch nicht, daß
du dich in jemand verliebt haben könntest in dieser Zeit?"

"Das kann ich wirklich nicht so genau wissen,
Mama."

"Aber Jesus, Kind! so etwas weiß man doch! -- --
Nun, übrigens, dann ist es auch nichts," sagte die Mutter
beruhigt, und griff nach ihrem Kleide.

Ich ließ den Kamm sinken und betrachtete im Spiegel
nachdenklich mein eignes Bild. Mir fuhr der Gedanke
durch den Kopf, daß ich Benno auf seinen eigentüm¬
lichen Brief ziemlich wahrheitsgemäß hätte antworten
können: "wenn die Gerüchte unrecht haben, und du mit
deinen geheimen Zweifeln auch, so ist das nur dein
eignes Verdienst. Du hast mich vielleicht auf lange
Zeit für mancherlei untauglich gemacht durch den allzu

„Ja, ſchön — und luſtig! Später erzähl ich
dir —“

„Aber lieber nur mir allein, Adine, denn Benno —“

„Nun, was iſt mit Benno?“

„Ja, ſtell dir vor, er macht ſich ſo leicht Gedanken
deinetwegen, — weil du ſo frei für dich lebſt, und weil
du ſo viel mit dem Tomaſi biſt, der Atelier an Atelier
mit dir wohnt, — und überhaupt —“

„So. Thut Benno das?“ bemerkte ich, und fühlte,
wie eine Blutwelle mir ins Geſicht ſchoß.

„Ja. Aber warum erröteſt du denn darüber? Du
biſt ja ganz rot geworden, — wirklich, Adine. Was iſt
es mit dem Tomaſi?“ fragte die Mutter ängſtlich.

„Aber nichts! Du kennſt ihn ja. Wir ſind eben
Kollegen.“

„Nein, ſage mir nur eins: du glaubſt doch nicht, daß
du dich in jemand verliebt haben könnteſt in dieſer Zeit?“

„Das kann ich wirklich nicht ſo genau wiſſen,
Mama.“

„Aber Jeſus, Kind! ſo etwas weiß man doch! — —
Nun, übrigens, dann iſt es auch nichts,“ ſagte die Mutter
beruhigt, und griff nach ihrem Kleide.

Ich ließ den Kamm ſinken und betrachtete im Spiegel
nachdenklich mein eignes Bild. Mir fuhr der Gedanke
durch den Kopf, daß ich Benno auf ſeinen eigentüm¬
lichen Brief ziemlich wahrheitsgemäß hätte antworten
können: „wenn die Gerüchte unrecht haben, und du mit
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[126/0130] — 126 — „Ja, ſchön — und luſtig! Später erzähl ich dir —“ „Aber lieber nur mir allein, Adine, denn Benno —“ „Nun, was iſt mit Benno?“ „Ja, ſtell dir vor, er macht ſich ſo leicht Gedanken deinetwegen, — weil du ſo frei für dich lebſt, und weil du ſo viel mit dem Tomaſi biſt, der Atelier an Atelier mit dir wohnt, — und überhaupt —“ „So. Thut Benno das?“ bemerkte ich, und fühlte, wie eine Blutwelle mir ins Geſicht ſchoß. „Ja. Aber warum erröteſt du denn darüber? Du biſt ja ganz rot geworden, — wirklich, Adine. Was iſt es mit dem Tomaſi?“ fragte die Mutter ängſtlich. „Aber nichts! Du kennſt ihn ja. Wir ſind eben Kollegen.“ „Nein, ſage mir nur eins: du glaubſt doch nicht, daß du dich in jemand verliebt haben könnteſt in dieſer Zeit?“ „Das kann ich wirklich nicht ſo genau wiſſen, Mama.“ „Aber Jeſus, Kind! ſo etwas weiß man doch! — — Nun, übrigens, dann iſt es auch nichts,“ ſagte die Mutter beruhigt, und griff nach ihrem Kleide. Ich ließ den Kamm ſinken und betrachtete im Spiegel nachdenklich mein eignes Bild. Mir fuhr der Gedanke durch den Kopf, daß ich Benno auf ſeinen eigentüm¬ lichen Brief ziemlich wahrheitsgemäß hätte antworten können: „wenn die Gerüchte unrecht haben, und du mit deinen geheimen Zweifeln auch, ſo iſt das nur dein eignes Verdienſt. Du haſt mich vielleicht auf lange Zeit für mancherlei untauglich gemacht durch den allzu

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Zitationshilfe: Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/andreas_fenitschka_1898/130>, abgerufen am 24.11.2024.