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Andolt, Ernst [d. i. Bernhard Abeken]: Eine Nacht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–287. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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"von demselben" zu bringen. Ich nahm, über diesen schweigsamen Empfang ein wenig verdutzt, den mir angewiesenen Platz und betrachtete mir mit Muße den breitschultrigen, wohlgenährten Mann, welcher mir auf den ersten Eindruck unter seinem schattigen Blätterbaldachin, bei dem röthlich funkelnden Rebensaft und von den Gewöllen seiner Pfeife sanft umwirbelt als einer der glücklichsten Erdenbürger erschien. Ich bemerkte jetzt, daß sein volles, feistes Gesicht nichts weniger als Zufriedenheit ausdrückte; die kleinen grauen Augen schauten so grämlich unter den starken Wimpern hervor und lugten so mißtrauisch in die Welt hinaus, die Stirn zeigte so viele Runzeln, und um die Mundwinkel spielten so mürrische Falten, daß ich den Mann schon nicht mehr beneidenswerth finden konnte.

Seien Sie mir willkommen, sagte er mit näselnder Stimme; Sie wollten also die Information meiner Söhne übernehmen; wünsche viel Vergnügen dazu; die Rängen werden Ihnen genug zu schaffen machen. Sie haben bislang nur die Dorfschule besucht, und unser Schulmeister ist ein vollständiger Ignorant; schneidet während der Schulstunden Häcksel oder strickt Strümpfe. Außerdem fehlt die Mutter im Hause; ich bin seit Jahren Wittwer. Sie werden Ihre Noth haben, sag' ich Ihnen.

Ich äußerte, daß es an Eifer von meiner Seite nicht fehlen solle, daß ich mich glücklich schätzte, ein Feld für meine Thätigkeit zu finden.

Nun ja! versetzte er, in schlechten Zeiten muß man vorlieb nehmen. Jeder hat seine Plackerei hienieden: das ist einmal so geordnet. Nach dem Pferde ist der Mensch das geplagteste Geschöpf auf der Welt, alles andere Vieh hat es besser.

Ich lächelte.

Zumal in diesen schrecklichen Zeiten! fügte er mit einem Seufzer hinzu.

Wir gehen allerdings, versetzte ich, einem großen

„von demselben“ zu bringen. Ich nahm, über diesen schweigsamen Empfang ein wenig verdutzt, den mir angewiesenen Platz und betrachtete mir mit Muße den breitschultrigen, wohlgenährten Mann, welcher mir auf den ersten Eindruck unter seinem schattigen Blätterbaldachin, bei dem röthlich funkelnden Rebensaft und von den Gewöllen seiner Pfeife sanft umwirbelt als einer der glücklichsten Erdenbürger erschien. Ich bemerkte jetzt, daß sein volles, feistes Gesicht nichts weniger als Zufriedenheit ausdrückte; die kleinen grauen Augen schauten so grämlich unter den starken Wimpern hervor und lugten so mißtrauisch in die Welt hinaus, die Stirn zeigte so viele Runzeln, und um die Mundwinkel spielten so mürrische Falten, daß ich den Mann schon nicht mehr beneidenswerth finden konnte.

Seien Sie mir willkommen, sagte er mit näselnder Stimme; Sie wollten also die Information meiner Söhne übernehmen; wünsche viel Vergnügen dazu; die Rängen werden Ihnen genug zu schaffen machen. Sie haben bislang nur die Dorfschule besucht, und unser Schulmeister ist ein vollständiger Ignorant; schneidet während der Schulstunden Häcksel oder strickt Strümpfe. Außerdem fehlt die Mutter im Hause; ich bin seit Jahren Wittwer. Sie werden Ihre Noth haben, sag' ich Ihnen.

Ich äußerte, daß es an Eifer von meiner Seite nicht fehlen solle, daß ich mich glücklich schätzte, ein Feld für meine Thätigkeit zu finden.

Nun ja! versetzte er, in schlechten Zeiten muß man vorlieb nehmen. Jeder hat seine Plackerei hienieden: das ist einmal so geordnet. Nach dem Pferde ist der Mensch das geplagteste Geschöpf auf der Welt, alles andere Vieh hat es besser.

Ich lächelte.

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[0040] „von demselben“ zu bringen. Ich nahm, über diesen schweigsamen Empfang ein wenig verdutzt, den mir angewiesenen Platz und betrachtete mir mit Muße den breitschultrigen, wohlgenährten Mann, welcher mir auf den ersten Eindruck unter seinem schattigen Blätterbaldachin, bei dem röthlich funkelnden Rebensaft und von den Gewöllen seiner Pfeife sanft umwirbelt als einer der glücklichsten Erdenbürger erschien. Ich bemerkte jetzt, daß sein volles, feistes Gesicht nichts weniger als Zufriedenheit ausdrückte; die kleinen grauen Augen schauten so grämlich unter den starken Wimpern hervor und lugten so mißtrauisch in die Welt hinaus, die Stirn zeigte so viele Runzeln, und um die Mundwinkel spielten so mürrische Falten, daß ich den Mann schon nicht mehr beneidenswerth finden konnte. Seien Sie mir willkommen, sagte er mit näselnder Stimme; Sie wollten also die Information meiner Söhne übernehmen; wünsche viel Vergnügen dazu; die Rängen werden Ihnen genug zu schaffen machen. Sie haben bislang nur die Dorfschule besucht, und unser Schulmeister ist ein vollständiger Ignorant; schneidet während der Schulstunden Häcksel oder strickt Strümpfe. Außerdem fehlt die Mutter im Hause; ich bin seit Jahren Wittwer. Sie werden Ihre Noth haben, sag' ich Ihnen. Ich äußerte, daß es an Eifer von meiner Seite nicht fehlen solle, daß ich mich glücklich schätzte, ein Feld für meine Thätigkeit zu finden. Nun ja! versetzte er, in schlechten Zeiten muß man vorlieb nehmen. Jeder hat seine Plackerei hienieden: das ist einmal so geordnet. Nach dem Pferde ist der Mensch das geplagteste Geschöpf auf der Welt, alles andere Vieh hat es besser. Ich lächelte. Zumal in diesen schrecklichen Zeiten! fügte er mit einem Seufzer hinzu. Wir gehen allerdings, versetzte ich, einem großen

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Zitationshilfe: Andolt, Ernst [d. i. Bernhard Abeken]: Eine Nacht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–287. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/andolt_nacht_1910/40>, abgerufen am 23.11.2024.