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Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890.

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Die Leber von Rana esculenta.
Tafel, welche Bilder er als die natürlichen gegenüber den in
Figur 5 und 6 gezeigten Kunstbildern der Osmiumsäure ent¬
gegenstellt.

Zunächst giebt auch Flemming an, dass in anderen Zellen
gerade die Osmiumsäure das natürliche Verhalten der Elemente
mit am besten conservire. Es wäre also in der That sehr auf¬
fallend, wenn bei der Esculentenleber eine Ausnahme stattfände.
Jene langsamen Bewegungen, welche Kupffer (l. c. S. 234)
bei geringem Erwärmen des Objecttisches in den Leberzellen
beobachtete, und auf welche sich Flemming beruft, um so
plötzliche Contractionswirkungen der Osmiumsäure erklärlich
zu machen, dürften in anderen Zellen wohl auch kaum fehlen.
Es erschien daher von vornherein zweifelhaft, dass jene An¬
gaben Flemming's zutreffend sind.

In der That kann man sich überzeugen, dass, wenn man
Fütterungslebern der Esculenta mit Alkohol, Chromsäure oder
chromsaurem Kali fixirt hat, jene charakteristische Concen¬
tration der Fäden zum Gallenröhrchen hin ebenfalls statt hat.
Allerdings ist die Esculentenleber gegenüber den Reagentien
ein äusserst empfindliches Organ; zum Beispiel Chromsäure
von [ - 1 Zeichen fehlt]--1/2 p. c., wie sie Flemming benutzt, äussert hier ähn¬
liche Wirkungen, wie man sie sonst nur bei Anwendung des
destillirten Wassers gegenüber den frischen Zellen zu finden
pflegt. Die Destruction des Zelleninhaltes ist bei der Chrom¬
säure an diesen Leberzellen eine so auffallende, dass es mich
einigermassen wundert, wie Flemming bei seinen sonstigen
Erfahrungen über Reagenswirkungen hierauf ein Urtheil be¬
gründen kann. Etwas besser conservirt der Alkohol; die Bilder
sind zwar auch hier sehr roh, immerhin aber in ihren Con¬
figurationen einigermassen richtig geartet. Wesentlich besser
zeigt sich das doppeltchromsaure Kali. In fünfprocentiger
Lösung und unter Zusatz von etwas Essigsäure conservirt es
die Fadenwerke vortrefflich, und ich habe noch aus früherer
Zeit her eine so behandelte exquisite Fütterungsleber, deren
Fadenwerke dadurch so deutlich ausgeprägt sind, dass Hartnack's
Trockensystem 7 ausreicht, um dieselbe in den mikroskopischen
Cursen zu demonstriren. Des Weiteren habe ich gerade die
Esculentenleber, weil ich ihre grosse Empfindlichkeit kannte,

Die Leber von Rana esculenta.
Tafel, welche Bilder er als die natürlichen gegenüber den in
Figur 5 und 6 gezeigten Kunstbildern der Osmiumsäure ent¬
gegenstellt.

Zunächst giebt auch Flemming an, dass in anderen Zellen
gerade die Osmiumsäure das natürliche Verhalten der Elemente
mit am besten conservire. Es wäre also in der That sehr auf¬
fallend, wenn bei der Esculentenleber eine Ausnahme stattfände.
Jene langsamen Bewegungen, welche Kupffer (l. c. S. 234)
bei geringem Erwärmen des Objecttisches in den Leberzellen
beobachtete, und auf welche sich Flemming beruft, um so
plötzliche Contractionswirkungen der Osmiumsäure erklärlich
zu machen, dürften in anderen Zellen wohl auch kaum fehlen.
Es erschien daher von vornherein zweifelhaft, dass jene An¬
gaben Flemming's zutreffend sind.

In der That kann man sich überzeugen, dass, wenn man
Fütterungslebern der Esculenta mit Alkohol, Chromsäure oder
chromsaurem Kali fixirt hat, jene charakteristische Concen¬
tration der Fäden zum Gallenröhrchen hin ebenfalls statt hat.
Allerdings ist die Esculentenleber gegenüber den Reagentien
ein äusserst empfindliches Organ; zum Beispiel Chromsäure
von [ – 1 Zeichen fehlt]—½ p. c., wie sie Flemming benutzt, äussert hier ähn¬
liche Wirkungen, wie man sie sonst nur bei Anwendung des
destillirten Wassers gegenüber den frischen Zellen zu finden
pflegt. Die Destruction des Zelleninhaltes ist bei der Chrom¬
säure an diesen Leberzellen eine so auffallende, dass es mich
einigermassen wundert, wie Flemming bei seinen sonstigen
Erfahrungen über Reagenswirkungen hierauf ein Urtheil be¬
gründen kann. Etwas besser conservirt der Alkohol; die Bilder
sind zwar auch hier sehr roh, immerhin aber in ihren Con¬
figurationen einigermassen richtig geartet. Wesentlich besser
zeigt sich das doppeltchromsaure Kali. In fünfprocentiger
Lösung und unter Zusatz von etwas Essigsäure conservirt es
die Fadenwerke vortrefflich, und ich habe noch aus früherer
Zeit her eine so behandelte exquisite Fütterungsleber, deren
Fadenwerke dadurch so deutlich ausgeprägt sind, dass Hartnack's
Trockensystem 7 ausreicht, um dieselbe in den mikroskopischen
Cursen zu demonstriren. Des Weiteren habe ich gerade die
Esculentenleber, weil ich ihre grosse Empfindlichkeit kannte,

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[66/0082] Die Leber von Rana esculenta. Tafel, welche Bilder er als die natürlichen gegenüber den in Figur 5 und 6 gezeigten Kunstbildern der Osmiumsäure ent¬ gegenstellt. Zunächst giebt auch Flemming an, dass in anderen Zellen gerade die Osmiumsäure das natürliche Verhalten der Elemente mit am besten conservire. Es wäre also in der That sehr auf¬ fallend, wenn bei der Esculentenleber eine Ausnahme stattfände. Jene langsamen Bewegungen, welche Kupffer (l. c. S. 234) bei geringem Erwärmen des Objecttisches in den Leberzellen beobachtete, und auf welche sich Flemming beruft, um so plötzliche Contractionswirkungen der Osmiumsäure erklärlich zu machen, dürften in anderen Zellen wohl auch kaum fehlen. Es erschien daher von vornherein zweifelhaft, dass jene An¬ gaben Flemming's zutreffend sind. In der That kann man sich überzeugen, dass, wenn man Fütterungslebern der Esculenta mit Alkohol, Chromsäure oder chromsaurem Kali fixirt hat, jene charakteristische Concen¬ tration der Fäden zum Gallenröhrchen hin ebenfalls statt hat. Allerdings ist die Esculentenleber gegenüber den Reagentien ein äusserst empfindliches Organ; zum Beispiel Chromsäure von _—½ p. c., wie sie Flemming benutzt, äussert hier ähn¬ liche Wirkungen, wie man sie sonst nur bei Anwendung des destillirten Wassers gegenüber den frischen Zellen zu finden pflegt. Die Destruction des Zelleninhaltes ist bei der Chrom¬ säure an diesen Leberzellen eine so auffallende, dass es mich einigermassen wundert, wie Flemming bei seinen sonstigen Erfahrungen über Reagenswirkungen hierauf ein Urtheil be¬ gründen kann. Etwas besser conservirt der Alkohol; die Bilder sind zwar auch hier sehr roh, immerhin aber in ihren Con¬ figurationen einigermassen richtig geartet. Wesentlich besser zeigt sich das doppeltchromsaure Kali. In fünfprocentiger Lösung und unter Zusatz von etwas Essigsäure conservirt es die Fadenwerke vortrefflich, und ich habe noch aus früherer Zeit her eine so behandelte exquisite Fütterungsleber, deren Fadenwerke dadurch so deutlich ausgeprägt sind, dass Hartnack's Trockensystem 7 ausreicht, um dieselbe in den mikroskopischen Cursen zu demonstriren. Des Weiteren habe ich gerade die Esculentenleber, weil ich ihre grosse Empfindlichkeit kannte,

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Zitationshilfe: Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altmann_elementarorganismen_1890/82>, abgerufen am 24.11.2024.