Nach dem Vergleich mit anderen Lebern möchte ich glauben, dass wir es hier mit einem Stadium zu thun haben, welches der maximalen Fütterungsleber vorausgeht. Für die letztere scheint es innerhalb der Jahresperiode zwei Maxima zu geben, eines im Sommer, welches dann eintreten kann, wenn ein Froschindividuum zufällig eine sehr reichliche Nahrungsaufnahme gehabt hat, und eines im Winter, wenn die durch den Winter¬ schlaf zur Unthätigkeit gezwungenen Muskeln ihren Stoffüber¬ fluss an den Organismus wieder abgeben; der Transport scheint dann durch die Leber zu gehen und hier das Bild der Fütterungs¬ leber zu erzeugen. Durch dieses doppelte Maximum sowohl, wie auch durch die individuellen Schwankungen der einzelnen Thiere wird die Jahresgeschichte der Froschleber eine recht complicirte. Augenscheinlich haben wir es hier mit ähnlichen Vorgängen zu thun, wie sie Miescher für den Stofftransport im Körper des Rhein¬ lachses beschrieben hat. Es wird beim Frosch einer erneuten mit Hilfe der Granulamethoden durchgeführten Untersuchungs¬ reihe bedürfen, um jene Jahresgeschichte in ihren Grundzügen klar zu legen. Hier wird dann auch ein genaueres Eingehen auf die mannigfachen Nüancirungen der Uebergänge zwischen den echten Granulis der Hungerleber und den Fäden der Fütterungsleber am Platze sein.
Es mag noch auf Fig. 6 der Tafel III hingewiesen werden. Das Bild entstammt dem Beginn des Frühjahres und dürfte wohl der regressiven Periode angehören, welche der Hungerleber vorausgeht. Die reiche Füllung von durch Osmium sich schwärzenden Körnern ist geschwunden und die mit Fuchsin sich färbenden Filamente schicken sich augenscheinlich dazu an, wieder in den granulären Zustand der Hungerleber zurück¬ zukehren.
Zur Ergänzung der in Fig. 3 und 4 Tafel III gegebenen Bilder der Fütterungsleber sollen noch die Figuren 1 und 2 derselben Tafel dienen. Auch diese stammen ebenso wie die ersteren von demselben Leberstückchen, so dass alle vier Bilder ihr verschiedenes Aussehen nur der verschiedenen Be¬ handlung der Schnitte verdanken. Fig. 1 ist ein einfaches Osmiumbild, welches dadurch erhalten wurde, dass der Paraffin¬ schnitt mit Xylol ausgewaschen und in Paraffinum liquidum ein¬
Die Leber von Rana esculenta.
Nach dem Vergleich mit anderen Lebern möchte ich glauben, dass wir es hier mit einem Stadium zu thun haben, welches der maximalen Fütterungsleber vorausgeht. Für die letztere scheint es innerhalb der Jahresperiode zwei Maxima zu geben, eines im Sommer, welches dann eintreten kann, wenn ein Froschindividuum zufällig eine sehr reichliche Nahrungsaufnahme gehabt hat, und eines im Winter, wenn die durch den Winter¬ schlaf zur Unthätigkeit gezwungenen Muskeln ihren Stoffüber¬ fluss an den Organismus wieder abgeben; der Transport scheint dann durch die Leber zu gehen und hier das Bild der Fütterungs¬ leber zu erzeugen. Durch dieses doppelte Maximum sowohl, wie auch durch die individuellen Schwankungen der einzelnen Thiere wird die Jahresgeschichte der Froschleber eine recht complicirte. Augenscheinlich haben wir es hier mit ähnlichen Vorgängen zu thun, wie sie Miescher für den Stofftransport im Körper des Rhein¬ lachses beschrieben hat. Es wird beim Frosch einer erneuten mit Hilfe der Granulamethoden durchgeführten Untersuchungs¬ reihe bedürfen, um jene Jahresgeschichte in ihren Grundzügen klar zu legen. Hier wird dann auch ein genaueres Eingehen auf die mannigfachen Nüancirungen der Uebergänge zwischen den echten Granulis der Hungerleber und den Fäden der Fütterungsleber am Platze sein.
Es mag noch auf Fig. 6 der Tafel III hingewiesen werden. Das Bild entstammt dem Beginn des Frühjahres und dürfte wohl der regressiven Periode angehören, welche der Hungerleber vorausgeht. Die reiche Füllung von durch Osmium sich schwärzenden Körnern ist geschwunden und die mit Fuchsin sich färbenden Filamente schicken sich augenscheinlich dazu an, wieder in den granulären Zustand der Hungerleber zurück¬ zukehren.
Zur Ergänzung der in Fig. 3 und 4 Tafel III gegebenen Bilder der Fütterungsleber sollen noch die Figuren 1 und 2 derselben Tafel dienen. Auch diese stammen ebenso wie die ersteren von demselben Leberstückchen, so dass alle vier Bilder ihr verschiedenes Aussehen nur der verschiedenen Be¬ handlung der Schnitte verdanken. Fig. 1 ist ein einfaches Osmiumbild, welches dadurch erhalten wurde, dass der Paraffin¬ schnitt mit Xylol ausgewaschen und in Paraffinum liquidum ein¬
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Die Leber von Rana esculenta.
Nach dem Vergleich mit anderen Lebern möchte ich
glauben, dass wir es hier mit einem Stadium zu thun haben,
welches der maximalen Fütterungsleber vorausgeht. Für die
letztere scheint es innerhalb der Jahresperiode zwei Maxima
zu geben, eines im Sommer, welches dann eintreten kann, wenn ein
Froschindividuum zufällig eine sehr reichliche Nahrungsaufnahme
gehabt hat, und eines im Winter, wenn die durch den Winter¬
schlaf zur Unthätigkeit gezwungenen Muskeln ihren Stoffüber¬
fluss an den Organismus wieder abgeben; der Transport scheint
dann durch die Leber zu gehen und hier das Bild der Fütterungs¬
leber zu erzeugen. Durch dieses doppelte Maximum sowohl, wie
auch durch die individuellen Schwankungen der einzelnen Thiere
wird die Jahresgeschichte der Froschleber eine recht complicirte.
Augenscheinlich haben wir es hier mit ähnlichen Vorgängen zu
thun, wie sie Miescher für den Stofftransport im Körper des Rhein¬
lachses beschrieben hat. Es wird beim Frosch einer erneuten
mit Hilfe der Granulamethoden durchgeführten Untersuchungs¬
reihe bedürfen, um jene Jahresgeschichte in ihren Grundzügen
klar zu legen. Hier wird dann auch ein genaueres Eingehen
auf die mannigfachen Nüancirungen der Uebergänge zwischen
den echten Granulis der Hungerleber und den Fäden der
Fütterungsleber am Platze sein.
Es mag noch auf Fig. 6 der Tafel III hingewiesen werden.
Das Bild entstammt dem Beginn des Frühjahres und dürfte wohl
der regressiven Periode angehören, welche der Hungerleber
vorausgeht. Die reiche Füllung von durch Osmium sich
schwärzenden Körnern ist geschwunden und die mit Fuchsin
sich färbenden Filamente schicken sich augenscheinlich dazu
an, wieder in den granulären Zustand der Hungerleber zurück¬
zukehren.
Zur Ergänzung der in Fig. 3 und 4 Tafel III gegebenen
Bilder der Fütterungsleber sollen noch die Figuren 1 und 2
derselben Tafel dienen. Auch diese stammen ebenso wie die
ersteren von demselben Leberstückchen, so dass alle vier
Bilder ihr verschiedenes Aussehen nur der verschiedenen Be¬
handlung der Schnitte verdanken. Fig. 1 ist ein einfaches
Osmiumbild, welches dadurch erhalten wurde, dass der Paraffin¬
schnitt mit Xylol ausgewaschen und in Paraffinum liquidum ein¬
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Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altmann_elementarorganismen_1890/79>, abgerufen am 16.02.2025.
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