Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906.Sie ist eine mysteriöse Geberin. Nur muss man nehmen können! Ihre Mysterien! Ein Wald repräsentiert so und soviel Brennholz, geschichtet in Klaftern. Aber für den, der nur hindurchgeht?!? Oder verweilte wie ein träumender Dichter?! [Abbildung]Die Frau. Vielleicht ist gerade das an ihr wertvoll, was "unbenützbar" ist. Wie am Spinate seine Form und seine Farbe. Natürlich benützt man ihn zur Ernährung, zum verspeisen, wegen Eisengehalt und anderer wichtiger Ingredienzien. Aber sein Wert?!? Aus der Erde wächst er frei, dunkelgrün und eigentümlich gedrechselt; niemandem zu Nutzen in diesem Zustande und dennoch wunderbar! [Abbildung]Ein Kartoffelfeld, abends, mit den weiss-lila Blüten und dem Geruch von Erde-Kraft - - -. Man müsste bei Kartoffel-Püree, bei Kipfel-Erdäpfel in der Schale, heiss gekocht, dieselbe Stimmung haben können! Aber man frisst und frisst - - -. Dennoch könnte man dabei dieselbe Stimmung haben. Und noch dazu die andere! Reales und romantisches Geniessen zugleich! [Abbildung]Sie ist eine mysteriöse Geberin. Nur muss man nehmen können! Ihre Mysterien! Ein Wald repräsentiert so und soviel Brennholz, geschichtet in Klaftern. Aber für den, der nur hindurchgeht?!? Oder verweilte wie ein träumender Dichter?! [Abbildung]Die Frau. Vielleicht ist gerade das an ihr wertvoll, was „unbenützbar“ ist. Wie am Spinate seine Form und seine Farbe. Natürlich benützt man ihn zur Ernährung, zum verspeisen, wegen Eisengehalt und anderer wichtiger Ingredienzien. Aber sein Wert?!? Aus der Erde wächst er frei, dunkelgrün und eigentümlich gedrechselt; niemandem zu Nutzen in diesem Zustande und dennoch wunderbar! [Abbildung]Ein Kartoffelfeld, abends, mit den weiss-lila Blüten und dem Geruch von Erde-Kraft – – –. Man müsste bei Kartoffel-Pürée, bei Kipfel-Erdäpfel in der Schale, heiss gekocht, dieselbe Stimmung haben können! Aber man frisst und frisst – – –. Dennoch könnte man dabei dieselbe Stimmung haben. Und noch dazu die andere! Reales und romantisches Geniessen zugleich! [Abbildung]<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0098" n="98"/> Sie ist eine mysteriöse <hi rendition="#g">Geberin</hi>. Nur muss man <hi rendition="#g">nehmen können! Ihre Mysterien!</hi></p> <figure/><lb/> <p>Ein Wald repräsentiert so und soviel Brennholz, geschichtet in Klaftern.</p> <p>Aber für den, der nur hindurchgeht?!? Oder verweilte wie ein träumender Dichter?!</p> <figure/><lb/> <p>Die Frau. Vielleicht ist gerade das an ihr wertvoll, was „unbenützbar“ ist. Wie am Spinate seine Form und seine Farbe. Natürlich benützt man ihn zur Ernährung, zum verspeisen, wegen Eisengehalt und anderer wichtiger Ingredienzien. Aber sein Wert?!? Aus der Erde wächst er frei, dunkelgrün und eigentümlich gedrechselt; niemandem zu Nutzen in diesem Zustande und dennoch wunderbar!</p> <figure/><lb/> <p>Ein Kartoffelfeld, abends, mit den weiss-lila Blüten und dem Geruch von Erde-Kraft – – –. Man müsste bei Kartoffel-Pürée, bei Kipfel-Erdäpfel in der Schale, heiss gekocht, dieselbe Stimmung haben können!</p> <p>Aber man frisst und frisst – – –. Dennoch könnte man dabei dieselbe Stimmung haben. Und noch dazu die andere! Reales und romantisches Geniessen zugleich!</p> <figure/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [98/0098]
Sie ist eine mysteriöse Geberin. Nur muss man nehmen können! Ihre Mysterien!
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Ein Wald repräsentiert so und soviel Brennholz, geschichtet in Klaftern.
Aber für den, der nur hindurchgeht?!? Oder verweilte wie ein träumender Dichter?!
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Die Frau. Vielleicht ist gerade das an ihr wertvoll, was „unbenützbar“ ist. Wie am Spinate seine Form und seine Farbe. Natürlich benützt man ihn zur Ernährung, zum verspeisen, wegen Eisengehalt und anderer wichtiger Ingredienzien. Aber sein Wert?!? Aus der Erde wächst er frei, dunkelgrün und eigentümlich gedrechselt; niemandem zu Nutzen in diesem Zustande und dennoch wunderbar!
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Ein Kartoffelfeld, abends, mit den weiss-lila Blüten und dem Geruch von Erde-Kraft – – –. Man müsste bei Kartoffel-Pürée, bei Kipfel-Erdäpfel in der Schale, heiss gekocht, dieselbe Stimmung haben können!
Aber man frisst und frisst – – –. Dennoch könnte man dabei dieselbe Stimmung haben. Und noch dazu die andere! Reales und romantisches Geniessen zugleich!
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Zitationshilfe: | Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altenberg_prodromos_1906/98>, abgerufen am 08.07.2024. |