Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906.Französischer Champagner: Eingesargte, in Bescheidenheit und Demut bisher eingesargte Originalität lebt auf, erblüht bei sanften Frauen. Das, was der strenge Tag nicht duldet, die ewige Wahrhaftigkeit, traut sich hervor. Der Gatte, der Geliebte, Knechte des strengen Tages, erbleichen vor den neuen unverständlichen Welten. Der Künstler-Mensch jedoch, der Rahm-Abschöpfer des Lebens, frohlockt bewundernd! Denn, siehe, das Genie im Alltag-Menschen erwacht! Wie sonst nur bei feierlichen Gelegenheiten, diesen Ausnahmsfällen der schlappen Seele! [Abbildung]Nach lauem Bade lange Rast! [Abbildung]Der Atem einer Frau muss dich seelisch beglücken können, der Duft ihrer Bluse und jedes Kleidungsstückes überhaupt. Alles an ihr muss märchenhaft wirken, wirklich etwas Zauberhaftes. In einem Meer von Sehnsucht musst du zu ertrinken wähnen, Tag und Nacht. Die Sehnsucht muss dich krank machen, noch kranker und noch kranker; und dann fast irrsinnig. Dann, dann erst öffne die Schleusen, erlöse und begatte dich! Dann erst! Vor den schrecklichen Toren des Irrsinns musst du stehen können und warten! Früher hast du kein Anrecht auf Seligkeit! Wehe denen, die Glück haben! Der Weg, der Französischer Champagner: Eingesargte, in Bescheidenheit und Demut bisher eingesargte Originalität lebt auf, erblüht bei sanften Frauen. Das, was der strenge Tag nicht duldet, die ewige Wahrhaftigkeit, traut sich hervor. Der Gatte, der Geliebte, Knechte des strengen Tages, erbleichen vor den neuen unverständlichen Welten. Der Künstler-Mensch jedoch, der Rahm-Abschöpfer des Lebens, frohlockt bewundernd! Denn, siehe, das Genie im Alltag-Menschen erwacht! Wie sonst nur bei feierlichen Gelegenheiten, diesen Ausnahmsfällen der schlappen Seele! [Abbildung]Nach lauem Bade lange Rast! [Abbildung]Der Atem einer Frau muss dich seelisch beglücken können, der Duft ihrer Bluse und jedes Kleidungsstückes überhaupt. Alles an ihr muss märchenhaft wirken, wirklich etwas Zauberhaftes. In einem Meer von Sehnsucht musst du zu ertrinken wähnen, Tag und Nacht. Die Sehnsucht muss dich krank machen, noch kranker und noch kranker; und dann fast irrsinnig. Dann, dann erst öffne die Schleusen, erlöse und begatte dich! Dann erst! Vor den schrecklichen Toren des Irrsinns musst du stehen können und warten! Früher hast du kein Anrecht auf Seligkeit! Wehe denen, die Glück haben! Der Weg, der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0030" n="30"/> <p>Französischer Champagner: Eingesargte, in Bescheidenheit und Demut bisher eingesargte Originalität lebt auf, erblüht bei sanften Frauen. Das, was der strenge Tag nicht duldet, die ewige Wahrhaftigkeit, traut sich hervor. Der Gatte, der Geliebte, Knechte des strengen Tages, erbleichen vor den neuen unverständlichen Welten. Der Künstler-Mensch jedoch, der <hi rendition="#g">Rahm-Abschöpfer des Lebens,</hi> frohlockt bewundernd! Denn, siehe, das Genie im Alltag-Menschen erwacht! Wie sonst nur bei feierlichen Gelegenheiten, diesen Ausnahmsfällen der schlappen Seele!</p> <figure/><lb/> <p>Nach lauem Bade <hi rendition="#g">lange Rast!</hi></p> <figure/><lb/> <p>Der Atem einer Frau muss dich <hi rendition="#g">seelisch</hi> beglücken können, der Duft ihrer Bluse und jedes Kleidungsstückes überhaupt. Alles an ihr muss <hi rendition="#g">märchenhaft</hi> wirken, wirklich etwas Zauberhaftes. In einem Meer von Sehnsucht musst du zu ertrinken wähnen, Tag und Nacht. Die Sehnsucht muss dich krank machen, noch kranker und noch kranker; und dann fast irrsinnig. Dann, dann erst öffne die Schleusen, erlöse und begatte dich! Dann erst! Vor den <hi rendition="#g">schrecklichen Toren des Irrsinns</hi> musst du stehen können und warten! Früher hast du kein Anrecht auf Seligkeit!</p> <p>Wehe denen, die Glück haben! Der Weg, der </p> </div> </body> </text> </TEI> [30/0030]
Französischer Champagner: Eingesargte, in Bescheidenheit und Demut bisher eingesargte Originalität lebt auf, erblüht bei sanften Frauen. Das, was der strenge Tag nicht duldet, die ewige Wahrhaftigkeit, traut sich hervor. Der Gatte, der Geliebte, Knechte des strengen Tages, erbleichen vor den neuen unverständlichen Welten. Der Künstler-Mensch jedoch, der Rahm-Abschöpfer des Lebens, frohlockt bewundernd! Denn, siehe, das Genie im Alltag-Menschen erwacht! Wie sonst nur bei feierlichen Gelegenheiten, diesen Ausnahmsfällen der schlappen Seele!
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Nach lauem Bade lange Rast!
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Der Atem einer Frau muss dich seelisch beglücken können, der Duft ihrer Bluse und jedes Kleidungsstückes überhaupt. Alles an ihr muss märchenhaft wirken, wirklich etwas Zauberhaftes. In einem Meer von Sehnsucht musst du zu ertrinken wähnen, Tag und Nacht. Die Sehnsucht muss dich krank machen, noch kranker und noch kranker; und dann fast irrsinnig. Dann, dann erst öffne die Schleusen, erlöse und begatte dich! Dann erst! Vor den schrecklichen Toren des Irrsinns musst du stehen können und warten! Früher hast du kein Anrecht auf Seligkeit!
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Zitationshilfe: | Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altenberg_prodromos_1906/30>, abgerufen am 08.07.2024. |