Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906."Wie konntest du! Wusstest du denn nicht, dass alle 8 Könige bereits draussen sind?!?" Nein, sie wusste es angeblich nicht. "Ich getraue mich wirklich kaum, die 50 Heller von dir anzunehmen - - -" "Mache doch keine Geschichten. Ich habe korrekt verloren." "Nun, auf Revanche." In derselben Nacht kam der letzte Anfall. Das Herz arbeitete sich zu Ende. Es wollte und konnte nicht. Entsetzlich! Sie starb lautlos. Die Tochter erwachte und sagte in die Dämmerung hinein: "Mama - - -" Dann schrie sie: "Marie, Agnes - - -" Die aus dem Tief-Schlafe aufgeschreckten Dienstboten erschienen fast taumelnd. Am Vormittage erschien der älteste Sohn. Er sagte zu Marie und Agnes: "Ihr seid ja ganz gelb. Ihr habt zu wenig geschlafen. Legt euch nieder!" Zu seiner Schwester sagte er: "Lege dich nieder und schlafe! Bist du nicht gewarnt genug? Ich werde sorgen, dass dich niemand wecke - - -" Sie fiel weinend in Kleidern aufs Bett. So wurde es 1 Uhr nachts. Und nichts rührte sich im Hause. Der älteste Sohn hielt Wache! Er trat in das Zimmer zu der toten Mutter, stellte sich hin, küsste ihre Hand und sagte: "Zum ersten Male schläfst du dich aus, Irregeleitete! Ich hielt seit „Wie konntest du! Wusstest du denn nicht, dass alle 8 Könige bereits draussen sind?!?“ Nein, sie wusste es angeblich nicht. „Ich getraue mich wirklich kaum, die 50 Heller von dir anzunehmen – – –“ „Mache doch keine Geschichten. Ich habe korrekt verloren.“ „Nun, auf Revanche.“ In derselben Nacht kam der letzte Anfall. Das Herz arbeitete sich zu Ende. Es wollte und konnte nicht. Entsetzlich! Sie starb lautlos. Die Tochter erwachte und sagte in die Dämmerung hinein: „Mama – – –“ Dann schrie sie: „Marie, Agnes – – –“ Die aus dem Tief-Schlafe aufgeschreckten Dienstboten erschienen fast taumelnd. Am Vormittage erschien der älteste Sohn. Er sagte zu Marie und Agnes: „Ihr seid ja ganz gelb. Ihr habt zu wenig geschlafen. Legt euch nieder!“ Zu seiner Schwester sagte er: „Lege dich nieder und schlafe! Bist du nicht gewarnt genug? Ich werde sorgen, dass dich niemand wecke – – –“ Sie fiel weinend in Kleidern aufs Bett. So wurde es 1 Uhr nachts. Und nichts rührte sich im Hause. Der älteste Sohn hielt Wache! Er trat in das Zimmer zu der toten Mutter, stellte sich hin, küsste ihre Hand und sagte: „Zum ersten Male schläfst du dich aus, Irregeleitete! Ich hielt seit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0189" n="189"/> <p>„Wie konntest du! Wusstest du denn nicht, dass alle 8 Könige bereits draussen sind?!?“</p> <p>Nein, sie wusste es angeblich nicht.</p> <p>„Ich getraue mich wirklich kaum, die 50 Heller von dir anzunehmen – – –“</p> <p>„Mache doch keine Geschichten. Ich habe korrekt verloren.“</p> <p>„Nun, auf Revanche.“</p> <p>In derselben Nacht kam der letzte Anfall. Das Herz arbeitete sich zu Ende. Es <hi rendition="#g">wollte</hi> und <hi rendition="#g">konnte</hi> nicht. Entsetzlich!</p> <p>Sie starb lautlos.</p> <p>Die Tochter erwachte und sagte in die Dämmerung hinein: „Mama – – –“</p> <p>Dann schrie sie: „Marie, Agnes – – –“</p> <p>Die aus dem Tief-Schlafe aufgeschreckten Dienstboten erschienen fast taumelnd.</p> <p>Am Vormittage erschien der älteste Sohn. Er sagte zu Marie und Agnes: „Ihr seid ja ganz gelb. Ihr habt zu wenig geschlafen. Legt euch nieder!“</p> <p>Zu seiner Schwester sagte er: „Lege dich nieder und schlafe! Bist du nicht gewarnt genug? Ich werde sorgen, dass dich niemand wecke – – –“</p> <p>Sie fiel weinend in Kleidern aufs Bett.</p> <p>So wurde es 1 Uhr nachts. Und nichts rührte sich im Hause.</p> <p>Der älteste Sohn hielt Wache!</p> <p>Er trat in das Zimmer zu der toten Mutter, stellte sich hin, küsste ihre Hand und sagte: „Zum ersten Male schläfst du dich aus, Irregeleitete! Ich hielt seit </p> </div> </body> </text> </TEI> [189/0189]
„Wie konntest du! Wusstest du denn nicht, dass alle 8 Könige bereits draussen sind?!?“
Nein, sie wusste es angeblich nicht.
„Ich getraue mich wirklich kaum, die 50 Heller von dir anzunehmen – – –“
„Mache doch keine Geschichten. Ich habe korrekt verloren.“
„Nun, auf Revanche.“
In derselben Nacht kam der letzte Anfall. Das Herz arbeitete sich zu Ende. Es wollte und konnte nicht. Entsetzlich!
Sie starb lautlos.
Die Tochter erwachte und sagte in die Dämmerung hinein: „Mama – – –“
Dann schrie sie: „Marie, Agnes – – –“
Die aus dem Tief-Schlafe aufgeschreckten Dienstboten erschienen fast taumelnd.
Am Vormittage erschien der älteste Sohn. Er sagte zu Marie und Agnes: „Ihr seid ja ganz gelb. Ihr habt zu wenig geschlafen. Legt euch nieder!“
Zu seiner Schwester sagte er: „Lege dich nieder und schlafe! Bist du nicht gewarnt genug? Ich werde sorgen, dass dich niemand wecke – – –“
Sie fiel weinend in Kleidern aufs Bett.
So wurde es 1 Uhr nachts. Und nichts rührte sich im Hause.
Der älteste Sohn hielt Wache!
Er trat in das Zimmer zu der toten Mutter, stellte sich hin, küsste ihre Hand und sagte: „Zum ersten Male schläfst du dich aus, Irregeleitete! Ich hielt seit
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Zitationshilfe: | Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altenberg_prodromos_1906/189>, abgerufen am 08.07.2024. |