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Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906.

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müssen. In uns allen lebt und webt nämlich unentrinnbar das Ideale und der Sinn für Vollkommenheit. Eine schöne Hand dürfte nicht lange im Handschuh bleiben wollen, ein schöner Fuss sehnt sich krankhaft nach Sandalen und verachtet eigentlich den schönen teuren Schuh, der ihn nur einsargt! Wenn eine schön tanzt, wird sie uns baldigst etwas vortanzen. Oder in späteren Jahren uns allzuoft die Mitteilung machen: ,O, mein Herr, ich war eine leidenschaftliche Tänzerin.' Das Vollkommene hat Altruismus in sich, es möchte sich dem Nebenmenschen offenbaren, mitteilen, ihn beglücken und erfreuen, es scheut nicht das Licht der Öffentlichkeit, spürt eine innere Mission. Die Schönheit will nicht ungenossen sterben! Nur das Unzulängliche bleibt gerne in Schranken, deckt sich, schützt sich mit verlogenen Prinzipien, sagt: ,Ich bin einmal nicht dafür'!"

Die junge Gräfin zahlte dem Dichter seine ganze Konditorei-Rechnung infolge dieser Ansichten.

Die Dreizehnjährige kreuzte die wunderbaren Beine in grauseidenen Strümpfen und sagte: "Im Sacre-Coeur haben wir unter uns eine Königin erwählt. Die, die am schönsten war. Eines Nachts wurde sie erwählt. Man macht ihr von nun an alle ihre Aufgaben, hilft ihr, wo man es nur kann, schnürt ihr ihre Stiefelchen zu, ja man wäscht sie sogar. Man ist selig, ihr helfen zu dürfen - - -."

"Und was wird aus dieser Unglücklichen im Pavillon ,Irroy' werden?!?" sagte Frau von G. mitleidsvoll

müssen. In uns allen lebt und webt nämlich unentrinnbar das Ideale und der Sinn für Vollkommenheit. Eine schöne Hand dürfte nicht lange im Handschuh bleiben wollen, ein schöner Fuss sehnt sich krankhaft nach Sandalen und verachtet eigentlich den schönen teuren Schuh, der ihn nur einsargt! Wenn eine schön tanzt, wird sie uns baldigst etwas vortanzen. Oder in späteren Jahren uns allzuoft die Mitteilung machen: ‚O, mein Herr, ich war eine leidenschaftliche Tänzerin.‘ Das Vollkommene hat Altruismus in sich, es möchte sich dem Nebenmenschen offenbaren, mitteilen, ihn beglücken und erfreuen, es scheut nicht das Licht der Öffentlichkeit, spürt eine innere Mission. Die Schönheit will nicht ungenossen sterben! Nur das Unzulängliche bleibt gerne in Schranken, deckt sich, schützt sich mit verlogenen Prinzipien, sagt: ‚Ich bin einmal nicht dafür‘!“

Die junge Gräfin zahlte dem Dichter seine ganze Konditorei-Rechnung infolge dieser Ansichten.

Die Dreizehnjährige kreuzte die wunderbaren Beine in grauseidenen Strümpfen und sagte: „Im Sacré-Coeur haben wir unter uns eine Königin erwählt. Die, die am schönsten war. Eines Nachts wurde sie erwählt. Man macht ihr von nun an alle ihre Aufgaben, hilft ihr, wo man es nur kann, schnürt ihr ihre Stiefelchen zu, ja man wäscht sie sogar. Man ist selig, ihr helfen zu dürfen – – –.“

„Und was wird aus dieser Unglücklichen im Pavillon ‚Irroy‘ werden?!?“ sagte Frau von G. mitleidsvoll

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[147/0147] müssen. In uns allen lebt und webt nämlich unentrinnbar das Ideale und der Sinn für Vollkommenheit. Eine schöne Hand dürfte nicht lange im Handschuh bleiben wollen, ein schöner Fuss sehnt sich krankhaft nach Sandalen und verachtet eigentlich den schönen teuren Schuh, der ihn nur einsargt! Wenn eine schön tanzt, wird sie uns baldigst etwas vortanzen. Oder in späteren Jahren uns allzuoft die Mitteilung machen: ‚O, mein Herr, ich war eine leidenschaftliche Tänzerin.‘ Das Vollkommene hat Altruismus in sich, es möchte sich dem Nebenmenschen offenbaren, mitteilen, ihn beglücken und erfreuen, es scheut nicht das Licht der Öffentlichkeit, spürt eine innere Mission. Die Schönheit will nicht ungenossen sterben! Nur das Unzulängliche bleibt gerne in Schranken, deckt sich, schützt sich mit verlogenen Prinzipien, sagt: ‚Ich bin einmal nicht dafür‘!“ Die junge Gräfin zahlte dem Dichter seine ganze Konditorei-Rechnung infolge dieser Ansichten. Die Dreizehnjährige kreuzte die wunderbaren Beine in grauseidenen Strümpfen und sagte: „Im Sacré-Coeur haben wir unter uns eine Königin erwählt. Die, die am schönsten war. Eines Nachts wurde sie erwählt. Man macht ihr von nun an alle ihre Aufgaben, hilft ihr, wo man es nur kann, schnürt ihr ihre Stiefelchen zu, ja man wäscht sie sogar. Man ist selig, ihr helfen zu dürfen – – –.“ „Und was wird aus dieser Unglücklichen im Pavillon ‚Irroy‘ werden?!?“ sagte Frau von G. mitleidsvoll

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Zitationshilfe: Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altenberg_prodromos_1906/147>, abgerufen am 24.11.2024.