Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906.zugleich. Idealster Zustand der Seele. Ihnen allein wage ich das zu sagen. Es ist wie wenn alles, alles bereits vorüber wäre und über leidenschafts-erlöste Welten der Abendwind dahin rauschte in Versöhnungs-Gesang - - -." Sie sagte zu mir: "Mein Kindchen ist nicht schön. Ich werde in ihr daher eine Riesenseele züchten müssen, damit Mitleid und Verehrung die ästhetische Anziehungskraft ersetze! Man wird sie lieb haben müssen, weil sie "menschlich sein wird." "Mein Herr, nehmen Sie diesen meinen Platz ein, ich kann stehen in der Tramway - - -." Und er wird verlegen-erstaunt sagen: "Wie kommen Sie dazu - - -?!?" "Weil ich hässlich bin. Deshalb ist es meine Verpflichtung - - -." [Abbildung]"Ich bin nichts. Vorläufig weiss ich nur, dass mich misshandelte Pferde unglücklich machen - - -. Meine Nacht-Ruhe mir rauben!" sagte eine ganz junge Dame zu mir. "Ich könnte mich einem Manne hingeben, der einen Kutscher deshalb ermordete - - - - -." [Abbildung]Die wirklich edle Frau trauert um ihre zahllosen zugleich. Idealster Zustand der Seele. Ihnen allein wage ich das zu sagen. Es ist wie wenn alles, alles bereits vorüber wäre und über leidenschafts-erlöste Welten der Abendwind dahin rauschte in Versöhnungs-Gesang – – –.“ Sie sagte zu mir: „Mein Kindchen ist nicht schön. Ich werde in ihr daher eine Riesenseele züchten müssen, damit Mitleid und Verehrung die ästhetische Anziehungskraft ersetze! Man wird sie lieb haben müssen, weil sie „menschlich sein wird.“ „Mein Herr, nehmen Sie diesen meinen Platz ein, ich kann stehen in der Tramway – – –.“ Und er wird verlegen-erstaunt sagen: „Wie kommen Sie dazu – – –?!?“ „Weil ich hässlich bin. Deshalb ist es meine Verpflichtung – – –.“ [Abbildung]„Ich bin nichts. Vorläufig weiss ich nur, dass mich misshandelte Pferde unglücklich machen – – –. Meine Nacht-Ruhe mir rauben!“ sagte eine ganz junge Dame zu mir. „Ich könnte mich einem Manne hingeben, der einen Kutscher deshalb ermordete – – – – –.“ [Abbildung]Die wirklich edle Frau trauert um ihre zahllosen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0109" n="109"/> zugleich. Idealster Zustand der Seele. Ihnen allein wage ich das zu sagen. Es ist wie wenn alles, alles bereits vorüber wäre und über leidenschafts-erlöste Welten der Abendwind dahin rauschte in Versöhnungs-Gesang – – –.“</p> <figure/><lb/> <p>Sie sagte zu mir: „Mein Kindchen ist nicht schön. Ich werde in ihr daher eine Riesenseele züchten müssen, damit Mitleid und Verehrung die ästhetische Anziehungskraft ersetze!</p> <p>Man wird sie lieb haben müssen, weil sie „<hi rendition="#g">menschlich</hi> sein wird.“</p> <p>„Mein Herr, nehmen Sie diesen meinen Platz ein, ich kann stehen in der Tramway – – –.“</p> <p>Und er wird verlegen-erstaunt sagen: „Wie kommen Sie dazu – – –?!?“</p> <p>„Weil ich hässlich bin. Deshalb ist es meine Verpflichtung – – –.“</p> <figure/><lb/> <p>„Ich bin nichts. Vorläufig weiss ich nur, dass mich <hi rendition="#g">misshandelte Pferde</hi> unglücklich machen – – –. Meine Nacht-Ruhe mir rauben!“ sagte eine ganz junge Dame zu mir. „Ich könnte mich einem Manne hingeben, der einen Kutscher deshalb ermordete – – – – –.“</p> <figure/><lb/> <p>Die wirklich edle Frau trauert um ihre zahllosen </p> </div> </body> </text> </TEI> [109/0109]
zugleich. Idealster Zustand der Seele. Ihnen allein wage ich das zu sagen. Es ist wie wenn alles, alles bereits vorüber wäre und über leidenschafts-erlöste Welten der Abendwind dahin rauschte in Versöhnungs-Gesang – – –.“
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Sie sagte zu mir: „Mein Kindchen ist nicht schön. Ich werde in ihr daher eine Riesenseele züchten müssen, damit Mitleid und Verehrung die ästhetische Anziehungskraft ersetze!
Man wird sie lieb haben müssen, weil sie „menschlich sein wird.“
„Mein Herr, nehmen Sie diesen meinen Platz ein, ich kann stehen in der Tramway – – –.“
Und er wird verlegen-erstaunt sagen: „Wie kommen Sie dazu – – –?!?“
„Weil ich hässlich bin. Deshalb ist es meine Verpflichtung – – –.“
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„Ich bin nichts. Vorläufig weiss ich nur, dass mich misshandelte Pferde unglücklich machen – – –. Meine Nacht-Ruhe mir rauben!“ sagte eine ganz junge Dame zu mir. „Ich könnte mich einem Manne hingeben, der einen Kutscher deshalb ermordete – – – – –.“
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Zitationshilfe: | Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altenberg_prodromos_1906/109>, abgerufen am 16.02.2025. |