Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.sicht, und er spräche -- -- Könnte er Nein sagen? fiel der feurige Liebhaber, ihr den Mund schließend, ein; -- nimmermehr, wenn er dich sähe, wie ich jetzt. Leider konnte der Gemeinte die Züge des schönen Mädchens nicht mehr so klar sehen, als er wünschte. Die eingebrochene Dunkelheit verhinderte es. Eine leise Berührung am Arm störte ihn aus der Beobachtung auf. Ein Mann im Mantel, den er für einen der von ihm mitgebrachten Gerichtsdiener hielt, winkte ihm mit verstohlenen Zeichen. Als er ihm in das Birkenholz folgte, verdreifachte sich die Zahl der Männer im Mantel. Sacken fühlte sich ergriffen. Keinen Laut, oder! -- war der einzige Laut, den er hörte, und, von kräftigen Armen gefaßt und gestoßen, ward er [i]n einen Wagen gehoben. Der Schlag flog zu, man schloß und hämmerte daran, und im nächsten Augenblicke rollten die Räder über den Kiesdamm fort. Nach einer Weile glaubte er aus der Ferne die Musik zu hören, welche den frohen Abend auf seinem Schlosse einleitete. Immer schwächer, verhallten die Töne bald. Der Wagen fuhr, nachdem die Pferde einige Zeit getrabt, im Schritte fort, ohne anzuhalten. So ging es die Nacht durch. Sacken kannte sein Schicksal. Ein Andrer würde nach dem ersten Schrecken unruhig geworden sein, viel- sicht, und er spräche — — Könnte er Nein sagen? fiel der feurige Liebhaber, ihr den Mund schließend, ein; — nimmermehr, wenn er dich sähe, wie ich jetzt. Leider konnte der Gemeinte die Züge des schönen Mädchens nicht mehr so klar sehen, als er wünschte. Die eingebrochene Dunkelheit verhinderte es. Eine leise Berührung am Arm störte ihn aus der Beobachtung auf. Ein Mann im Mantel, den er für einen der von ihm mitgebrachten Gerichtsdiener hielt, winkte ihm mit verstohlenen Zeichen. Als er ihm in das Birkenholz folgte, verdreifachte sich die Zahl der Männer im Mantel. Sacken fühlte sich ergriffen. Keinen Laut, oder! — war der einzige Laut, den er hörte, und, von kräftigen Armen gefaßt und gestoßen, ward er [i]n einen Wagen gehoben. Der Schlag flog zu, man schloß und hämmerte daran, und im nächsten Augenblicke rollten die Räder über den Kiesdamm fort. Nach einer Weile glaubte er aus der Ferne die Musik zu hören, welche den frohen Abend auf seinem Schlosse einleitete. Immer schwächer, verhallten die Töne bald. Der Wagen fuhr, nachdem die Pferde einige Zeit getrabt, im Schritte fort, ohne anzuhalten. So ging es die Nacht durch. Sacken kannte sein Schicksal. Ein Andrer würde nach dem ersten Schrecken unruhig geworden sein, viel- <TEI> <text> <body> <div n="6"> <p><pb facs="#f0086"/> sicht, und er spräche — — Könnte er Nein sagen? fiel der feurige Liebhaber, ihr den Mund schließend, ein; — nimmermehr, wenn er dich sähe, wie ich jetzt.</p><lb/> <p>Leider konnte der Gemeinte die Züge des schönen Mädchens nicht mehr so klar sehen, als er wünschte. Die eingebrochene Dunkelheit verhinderte es. Eine leise Berührung am Arm störte ihn aus der Beobachtung auf. Ein Mann im Mantel, den er für einen der von ihm mitgebrachten Gerichtsdiener hielt, winkte ihm mit verstohlenen Zeichen. Als er ihm in das Birkenholz folgte, verdreifachte sich die Zahl der Männer im Mantel. Sacken fühlte sich ergriffen. Keinen Laut, oder! — war der einzige Laut, den er hörte, und, von kräftigen Armen gefaßt und gestoßen, ward er <supplied>i</supplied>n einen Wagen gehoben. Der Schlag flog zu, man schloß und hämmerte daran, und im nächsten Augenblicke rollten die Räder über den Kiesdamm fort.</p><lb/> </div> <div n="7"> <p>Nach einer Weile glaubte er aus der Ferne die Musik zu hören, welche den frohen Abend auf seinem Schlosse einleitete. Immer schwächer, verhallten die Töne bald. Der Wagen fuhr, nachdem die Pferde einige Zeit getrabt, im Schritte fort, ohne anzuhalten. So ging es die Nacht durch.</p><lb/> <p>Sacken kannte sein Schicksal. Ein Andrer würde nach dem ersten Schrecken unruhig geworden sein, viel-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0086]
sicht, und er spräche — — Könnte er Nein sagen? fiel der feurige Liebhaber, ihr den Mund schließend, ein; — nimmermehr, wenn er dich sähe, wie ich jetzt.
Leider konnte der Gemeinte die Züge des schönen Mädchens nicht mehr so klar sehen, als er wünschte. Die eingebrochene Dunkelheit verhinderte es. Eine leise Berührung am Arm störte ihn aus der Beobachtung auf. Ein Mann im Mantel, den er für einen der von ihm mitgebrachten Gerichtsdiener hielt, winkte ihm mit verstohlenen Zeichen. Als er ihm in das Birkenholz folgte, verdreifachte sich die Zahl der Männer im Mantel. Sacken fühlte sich ergriffen. Keinen Laut, oder! — war der einzige Laut, den er hörte, und, von kräftigen Armen gefaßt und gestoßen, ward er in einen Wagen gehoben. Der Schlag flog zu, man schloß und hämmerte daran, und im nächsten Augenblicke rollten die Räder über den Kiesdamm fort.
Nach einer Weile glaubte er aus der Ferne die Musik zu hören, welche den frohen Abend auf seinem Schlosse einleitete. Immer schwächer, verhallten die Töne bald. Der Wagen fuhr, nachdem die Pferde einige Zeit getrabt, im Schritte fort, ohne anzuhalten. So ging es die Nacht durch.
Sacken kannte sein Schicksal. Ein Andrer würde nach dem ersten Schrecken unruhig geworden sein, viel-
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Zitationshilfe: | Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/86>, abgerufen am 16.07.2024. |