Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Sinne. Seine Neigung zu breitangelegter Handlung und behaglicher Schilderung historischer Personen und Zustände, seine Liebe zu allem Detail der Culturformen vergangener Zeiten werden durch die knappe Technik der Novelle beengt und machen sich dann oft zum Schaden des Eindrucks in allerlei wunderlichen Gewaltsamkeiten geltend. Manche dieser kleineren Erzählungen, die er für Taschenbücher schrieb, sind nichts als sehr ungleich durchgeführte Skizzen zu Romanen, in denen das große Talent des Verfassers oder vielmehr sein Talent für das Große sich überall verräth, etwa wie ein Meister im Symphonieenstil auch in der Sonate stets interessant bleibt, wenn er sich auch in der engeren Form nicht immer zu seinem Vortheil bewegen sollte. Die von uns hier mitgetheilte Novelle zeichnet sich vor andern durch gleichmäßigen Fluß und eine sorgfältigere Beobachtung des novellistischen Contrapunktes aus. Ueberdies glauben wir mit der Aufnahme derselben eine jener räthselhaften Unbilden des Zufalls zu sühnen, der über literarische Werke unverantwortlich regiert, da diese treffliche Arbeit, völlig verschollen, in keiner der späteren Sammelausgaben wieder abgedruckt, ja den nächsten Freunden des Dichters unbekannt geblieben war. Sinne. Seine Neigung zu breitangelegter Handlung und behaglicher Schilderung historischer Personen und Zustände, seine Liebe zu allem Detail der Culturformen vergangener Zeiten werden durch die knappe Technik der Novelle beengt und machen sich dann oft zum Schaden des Eindrucks in allerlei wunderlichen Gewaltsamkeiten geltend. Manche dieser kleineren Erzählungen, die er für Taschenbücher schrieb, sind nichts als sehr ungleich durchgeführte Skizzen zu Romanen, in denen das große Talent des Verfassers oder vielmehr sein Talent für das Große sich überall verräth, etwa wie ein Meister im Symphonieenstil auch in der Sonate stets interessant bleibt, wenn er sich auch in der engeren Form nicht immer zu seinem Vortheil bewegen sollte. Die von uns hier mitgetheilte Novelle zeichnet sich vor andern durch gleichmäßigen Fluß und eine sorgfältigere Beobachtung des novellistischen Contrapunktes aus. Ueberdies glauben wir mit der Aufnahme derselben eine jener räthselhaften Unbilden des Zufalls zu sühnen, der über literarische Werke unverantwortlich regiert, da diese treffliche Arbeit, völlig verschollen, in keiner der späteren Sammelausgaben wieder abgedruckt, ja den nächsten Freunden des Dichters unbekannt geblieben war. <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0006"/> Sinne. Seine Neigung zu breitangelegter Handlung und behaglicher Schilderung historischer Personen und Zustände, seine Liebe zu allem Detail der Culturformen vergangener Zeiten werden durch die knappe Technik der Novelle beengt und machen sich dann oft zum Schaden des Eindrucks in allerlei wunderlichen Gewaltsamkeiten geltend. Manche dieser kleineren Erzählungen, die er für Taschenbücher schrieb, sind nichts als sehr ungleich durchgeführte Skizzen zu Romanen, in denen das große Talent des Verfassers oder vielmehr sein Talent für das Große sich überall verräth, etwa wie ein Meister im Symphonieenstil auch in der Sonate stets interessant bleibt, wenn er sich auch in der engeren Form nicht immer zu seinem Vortheil bewegen sollte.</p><lb/> <p>Die von uns hier mitgetheilte Novelle zeichnet sich vor andern durch gleichmäßigen Fluß und eine sorgfältigere Beobachtung des novellistischen Contrapunktes aus. Ueberdies glauben wir mit der Aufnahme derselben eine jener räthselhaften Unbilden des Zufalls zu sühnen, der über literarische Werke unverantwortlich regiert, da diese treffliche Arbeit, völlig verschollen, in keiner der späteren Sammelausgaben wieder abgedruckt, ja den nächsten Freunden des Dichters unbekannt geblieben war.</p><lb/> </div> </front> </text> </TEI> [0006]
Sinne. Seine Neigung zu breitangelegter Handlung und behaglicher Schilderung historischer Personen und Zustände, seine Liebe zu allem Detail der Culturformen vergangener Zeiten werden durch die knappe Technik der Novelle beengt und machen sich dann oft zum Schaden des Eindrucks in allerlei wunderlichen Gewaltsamkeiten geltend. Manche dieser kleineren Erzählungen, die er für Taschenbücher schrieb, sind nichts als sehr ungleich durchgeführte Skizzen zu Romanen, in denen das große Talent des Verfassers oder vielmehr sein Talent für das Große sich überall verräth, etwa wie ein Meister im Symphonieenstil auch in der Sonate stets interessant bleibt, wenn er sich auch in der engeren Form nicht immer zu seinem Vortheil bewegen sollte.
Die von uns hier mitgetheilte Novelle zeichnet sich vor andern durch gleichmäßigen Fluß und eine sorgfältigere Beobachtung des novellistischen Contrapunktes aus. Ueberdies glauben wir mit der Aufnahme derselben eine jener räthselhaften Unbilden des Zufalls zu sühnen, der über literarische Werke unverantwortlich regiert, da diese treffliche Arbeit, völlig verschollen, in keiner der späteren Sammelausgaben wieder abgedruckt, ja den nächsten Freunden des Dichters unbekannt geblieben war.
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Zitationshilfe: | Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/6>, abgerufen am 16.07.2024. |