Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.eingesprungen; es kam zu einem ernsten Gefecht, bei dem Blut floß. Ein junger Kurländer hatte die Studenten angeführt. Die Polen wurden befreit, die Studenten zogen sich fechtend mit Häschern und Wachen durch die Gassen. So standen die Sachen, als Lauson und Behrend, durch den Lärm aufgeschreckt, beriethen, ob es sich für gute Bürger zieme, nach Hause zu gehn, oder still beisammen zu bleiben, bis der Tumult vorüber. In dem Augenblicke stieß eine Hand von außen das Fenster, welches nach dem Seitengäßchen ging, auf, und athemlos, blutend, den Degen in der Hand, sprang ein junger Mensch in das Zimmer. -- Retten Sie mich, verstecken Sie mich -- ich bin verloren, sie sind hinter mir. Es war derselbe Kurländer, dessen Wortführer Lauson vorhin gemacht, und in dem kaum beendeten Gespräche schien er ebenfalls der Gegenstand desselben gewesen zu sein. Es war auch derselbe, welcher die muthwillige Ursach zu dem Tumult in der Schenke geworden, und aus seinen eigenen Worten erfahren wir, daß er an diesem Abende eine noch bedeutendere Rolle gespielt hatte. Ernst Gottfried! sprach Lauson, was hast du wieder gemacht? Ich glaube, ich habe Einen todtgeschlagen, sagte der Jüngling, auf seine blutige Klinge blickend. Lauson schlug die Hände über den Kopf zusammen: Habe ich dich nicht wie ein Vater geliebt? eingesprungen; es kam zu einem ernsten Gefecht, bei dem Blut floß. Ein junger Kurländer hatte die Studenten angeführt. Die Polen wurden befreit, die Studenten zogen sich fechtend mit Häschern und Wachen durch die Gassen. So standen die Sachen, als Lauson und Behrend, durch den Lärm aufgeschreckt, beriethen, ob es sich für gute Bürger zieme, nach Hause zu gehn, oder still beisammen zu bleiben, bis der Tumult vorüber. In dem Augenblicke stieß eine Hand von außen das Fenster, welches nach dem Seitengäßchen ging, auf, und athemlos, blutend, den Degen in der Hand, sprang ein junger Mensch in das Zimmer. — Retten Sie mich, verstecken Sie mich — ich bin verloren, sie sind hinter mir. Es war derselbe Kurländer, dessen Wortführer Lauson vorhin gemacht, und in dem kaum beendeten Gespräche schien er ebenfalls der Gegenstand desselben gewesen zu sein. Es war auch derselbe, welcher die muthwillige Ursach zu dem Tumult in der Schenke geworden, und aus seinen eigenen Worten erfahren wir, daß er an diesem Abende eine noch bedeutendere Rolle gespielt hatte. Ernst Gottfried! sprach Lauson, was hast du wieder gemacht? Ich glaube, ich habe Einen todtgeschlagen, sagte der Jüngling, auf seine blutige Klinge blickend. Lauson schlug die Hände über den Kopf zusammen: Habe ich dich nicht wie ein Vater geliebt? <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0027"/> eingesprungen; es kam zu einem ernsten Gefecht, bei dem Blut floß. Ein junger Kurländer hatte die Studenten angeführt. Die Polen wurden befreit, die Studenten zogen sich fechtend mit Häschern und Wachen durch die Gassen.</p><lb/> <p>So standen die Sachen, als Lauson und Behrend, durch den Lärm aufgeschreckt, beriethen, ob es sich für gute Bürger zieme, nach Hause zu gehn, oder still beisammen zu bleiben, bis der Tumult vorüber. In dem Augenblicke stieß eine Hand von außen das Fenster, welches nach dem Seitengäßchen ging, auf, und athemlos, blutend, den Degen in der Hand, sprang ein junger Mensch in das Zimmer. — Retten Sie mich, verstecken Sie mich — ich bin verloren, sie sind hinter mir.</p><lb/> <p>Es war derselbe Kurländer, dessen Wortführer Lauson vorhin gemacht, und in dem kaum beendeten Gespräche schien er ebenfalls der Gegenstand desselben gewesen zu sein. Es war auch derselbe, welcher die muthwillige Ursach zu dem Tumult in der Schenke geworden, und aus seinen eigenen Worten erfahren wir, daß er an diesem Abende eine noch bedeutendere Rolle gespielt hatte.</p><lb/> <p>Ernst Gottfried! sprach Lauson, was hast du wieder gemacht?</p><lb/> <p>Ich glaube, ich habe Einen todtgeschlagen, sagte der Jüngling, auf seine blutige Klinge blickend.</p><lb/> <p>Lauson schlug die Hände über den Kopf zusammen: Habe ich dich nicht wie ein Vater geliebt?</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0027]
eingesprungen; es kam zu einem ernsten Gefecht, bei dem Blut floß. Ein junger Kurländer hatte die Studenten angeführt. Die Polen wurden befreit, die Studenten zogen sich fechtend mit Häschern und Wachen durch die Gassen.
So standen die Sachen, als Lauson und Behrend, durch den Lärm aufgeschreckt, beriethen, ob es sich für gute Bürger zieme, nach Hause zu gehn, oder still beisammen zu bleiben, bis der Tumult vorüber. In dem Augenblicke stieß eine Hand von außen das Fenster, welches nach dem Seitengäßchen ging, auf, und athemlos, blutend, den Degen in der Hand, sprang ein junger Mensch in das Zimmer. — Retten Sie mich, verstecken Sie mich — ich bin verloren, sie sind hinter mir.
Es war derselbe Kurländer, dessen Wortführer Lauson vorhin gemacht, und in dem kaum beendeten Gespräche schien er ebenfalls der Gegenstand desselben gewesen zu sein. Es war auch derselbe, welcher die muthwillige Ursach zu dem Tumult in der Schenke geworden, und aus seinen eigenen Worten erfahren wir, daß er an diesem Abende eine noch bedeutendere Rolle gespielt hatte.
Ernst Gottfried! sprach Lauson, was hast du wieder gemacht?
Ich glaube, ich habe Einen todtgeschlagen, sagte der Jüngling, auf seine blutige Klinge blickend.
Lauson schlug die Hände über den Kopf zusammen: Habe ich dich nicht wie ein Vater geliebt?
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Zitationshilfe: | Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/27>, abgerufen am 16.07.2024. |