Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Bis sie -- abfliegen, unterbrach Lauson, mit einer Bewegung der Hand die Worte begleitend. Ein Kopf ersetzt den andern. Wer glaubte nicht, daß die deutsche Herrschaft mit dem Fall von Diesem und Jenem zu Ende sei, und immer tauchte sie wieder auf, wie etwas Nothwendiges, Unvermeidliches. Dort ist das Feld für die wild gährende Kraft unserer Jugend, für die die Formen im Vaterlande zu kalt, steif und unbequem wurden. Da werden sie wirken, schaffen, und ohne Feuer und Schwert durch ihr Ingenium unserer Sitte und Sprache ein neues, unermeßliches Reich erobern. Lauson lächelte: Ei, ei, Gevatter, wohin fliegen Eure gelehrten Gedanken! Ihr seid, nicht Soldat und wollt erobern und, ohne Professor der Philosophie zu sein, Discurse halten, was in der Welt geschehen soll und kommen muß! -- Als ob Euch die Luft schon angesteckt hätte, von der jener Italiener sagte, sie röche ihm hier so philosophisch. Und auf all die Sprünge ins Blaue hat Euch nichts als mein gewesener flotter Miethsmann gebracht, weil ich von ihm sagte, daß er trotz seiner lustigen Sprünge ein vortrefflicher Wirthschafter ist. Wenn die Polen und Russen und Finnländer, wie Ihr sagt, mehr ausgeben als sammeln, so bin ich für meine Person mit dem Profit, der uns dadurch zufällt, vollkommen zufrieden und überlasse Jedem, der da Lust hat, die Einflüsse, von denen Ihr redet, auf die kuriosen, unsaubern Nationen. Wollt' es Euch übrigens Bis sie — abfliegen, unterbrach Lauson, mit einer Bewegung der Hand die Worte begleitend. Ein Kopf ersetzt den andern. Wer glaubte nicht, daß die deutsche Herrschaft mit dem Fall von Diesem und Jenem zu Ende sei, und immer tauchte sie wieder auf, wie etwas Nothwendiges, Unvermeidliches. Dort ist das Feld für die wild gährende Kraft unserer Jugend, für die die Formen im Vaterlande zu kalt, steif und unbequem wurden. Da werden sie wirken, schaffen, und ohne Feuer und Schwert durch ihr Ingenium unserer Sitte und Sprache ein neues, unermeßliches Reich erobern. Lauson lächelte: Ei, ei, Gevatter, wohin fliegen Eure gelehrten Gedanken! Ihr seid, nicht Soldat und wollt erobern und, ohne Professor der Philosophie zu sein, Discurse halten, was in der Welt geschehen soll und kommen muß! — Als ob Euch die Luft schon angesteckt hätte, von der jener Italiener sagte, sie röche ihm hier so philosophisch. Und auf all die Sprünge ins Blaue hat Euch nichts als mein gewesener flotter Miethsmann gebracht, weil ich von ihm sagte, daß er trotz seiner lustigen Sprünge ein vortrefflicher Wirthschafter ist. Wenn die Polen und Russen und Finnländer, wie Ihr sagt, mehr ausgeben als sammeln, so bin ich für meine Person mit dem Profit, der uns dadurch zufällt, vollkommen zufrieden und überlasse Jedem, der da Lust hat, die Einflüsse, von denen Ihr redet, auf die kuriosen, unsaubern Nationen. Wollt' es Euch übrigens <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0013"/> <p>Bis sie — abfliegen, unterbrach Lauson, mit einer Bewegung der Hand die Worte begleitend.</p><lb/> <p>Ein Kopf ersetzt den andern. Wer glaubte nicht, daß die deutsche Herrschaft mit dem Fall von Diesem und Jenem zu Ende sei, und immer tauchte sie wieder auf, wie etwas Nothwendiges, Unvermeidliches. Dort ist das Feld für die wild gährende Kraft unserer Jugend, für die die Formen im Vaterlande zu kalt, steif und unbequem wurden. Da werden sie wirken, schaffen, und ohne Feuer und Schwert durch ihr Ingenium unserer Sitte und Sprache ein neues, unermeßliches Reich erobern.</p><lb/> <p>Lauson lächelte: Ei, ei, Gevatter, wohin fliegen Eure gelehrten Gedanken! Ihr seid, nicht Soldat und wollt erobern und, ohne Professor der Philosophie zu sein, Discurse halten, was in der Welt geschehen soll und kommen muß! — Als ob Euch die Luft schon angesteckt hätte, von der jener Italiener sagte, sie röche ihm hier so philosophisch. Und auf all die Sprünge ins Blaue hat Euch nichts als mein gewesener flotter Miethsmann gebracht, weil ich von ihm sagte, daß er trotz seiner lustigen Sprünge ein vortrefflicher Wirthschafter ist. Wenn die Polen und Russen und Finnländer, wie Ihr sagt, mehr ausgeben als sammeln, so bin ich für meine Person mit dem Profit, der uns dadurch zufällt, vollkommen zufrieden und überlasse Jedem, der da Lust hat, die Einflüsse, von denen Ihr redet, auf die kuriosen, unsaubern Nationen. Wollt' es Euch übrigens<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0013]
Bis sie — abfliegen, unterbrach Lauson, mit einer Bewegung der Hand die Worte begleitend.
Ein Kopf ersetzt den andern. Wer glaubte nicht, daß die deutsche Herrschaft mit dem Fall von Diesem und Jenem zu Ende sei, und immer tauchte sie wieder auf, wie etwas Nothwendiges, Unvermeidliches. Dort ist das Feld für die wild gährende Kraft unserer Jugend, für die die Formen im Vaterlande zu kalt, steif und unbequem wurden. Da werden sie wirken, schaffen, und ohne Feuer und Schwert durch ihr Ingenium unserer Sitte und Sprache ein neues, unermeßliches Reich erobern.
Lauson lächelte: Ei, ei, Gevatter, wohin fliegen Eure gelehrten Gedanken! Ihr seid, nicht Soldat und wollt erobern und, ohne Professor der Philosophie zu sein, Discurse halten, was in der Welt geschehen soll und kommen muß! — Als ob Euch die Luft schon angesteckt hätte, von der jener Italiener sagte, sie röche ihm hier so philosophisch. Und auf all die Sprünge ins Blaue hat Euch nichts als mein gewesener flotter Miethsmann gebracht, weil ich von ihm sagte, daß er trotz seiner lustigen Sprünge ein vortrefflicher Wirthschafter ist. Wenn die Polen und Russen und Finnländer, wie Ihr sagt, mehr ausgeben als sammeln, so bin ich für meine Person mit dem Profit, der uns dadurch zufällt, vollkommen zufrieden und überlasse Jedem, der da Lust hat, die Einflüsse, von denen Ihr redet, auf die kuriosen, unsaubern Nationen. Wollt' es Euch übrigens
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Zitationshilfe: | Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/13>, abgerufen am 16.07.2024. |