der war fern, er hatte andere Gedanken; wenn er kam, kam er im Kriegerrock, und dann -- dann! Die besten Berechnungen schlagen am ehesten fehl. -- Und wenn Krieg ward, was sollte Adelheid in ihrer Begleitung! -- Aber was sollte sie bei der Königin? -- Das würde Gott am besten fügen. Die Fürstin war heut von einem Gottvertrauen, das durch die Ereignisse bestärkt werden sollte.
Denn während sie noch am Frühstückstisch saß, war die Hofdame der Königin, Fräulein von Viereck, vorgefahren und hatte unter andern Dingen von der Verwunderung der Königin gesprochen, daß Erlaucht ihre Pflegetochter Ihrer Majestät noch nicht vorge¬ stellt. Die andern Dinge waren bald bei Seite ge¬ schoben, die Viereck war nur darum gekommen. Die Königin durfte es nicht officiell wünschen, auch war die Facon schwer zu finden, wie die Fürstin das junge Bürgermädchen präsentiren solle. Also sollte ein gelegentliches Zusammentreffen arrangirt werden. Die Kammerfrau der Königin, Mamsell Schadow, war eine Bekannte der Alltagschen Familie. Adelheid konnte die Kammerfrau besuchen, und so wenig dabei etwas Auffälliges war, konnte es sein, wenn Ihre Majestät bei der Gelegenheit das junge Mädchen traf.
Die Fürstin war über den Vorschlag um so mehr erfreut, als sie nicht nöthig hatte Mutterrolle zu spielen. Sie fürchtete nur Widerstand von dem capriciösen Kopfe ihres Schützlings, eine Befürch¬ tung, die um so größer ward, als sie hörte, daß Herr
der war fern, er hatte andere Gedanken; wenn er kam, kam er im Kriegerrock, und dann — dann! Die beſten Berechnungen ſchlagen am eheſten fehl. — Und wenn Krieg ward, was ſollte Adelheid in ihrer Begleitung! — Aber was ſollte ſie bei der Königin? — Das würde Gott am beſten fügen. Die Fürſtin war heut von einem Gottvertrauen, das durch die Ereigniſſe beſtärkt werden ſollte.
Denn während ſie noch am Frühſtückstiſch ſaß, war die Hofdame der Königin, Fräulein von Viereck, vorgefahren und hatte unter andern Dingen von der Verwunderung der Königin geſprochen, daß Erlaucht ihre Pflegetochter Ihrer Majeſtät noch nicht vorge¬ ſtellt. Die andern Dinge waren bald bei Seite ge¬ ſchoben, die Viereck war nur darum gekommen. Die Königin durfte es nicht officiell wünſchen, auch war die Façon ſchwer zu finden, wie die Fürſtin das junge Bürgermädchen präſentiren ſolle. Alſo ſollte ein gelegentliches Zuſammentreffen arrangirt werden. Die Kammerfrau der Königin, Mamſell Schadow, war eine Bekannte der Alltagſchen Familie. Adelheid konnte die Kammerfrau beſuchen, und ſo wenig dabei etwas Auffälliges war, konnte es ſein, wenn Ihre Majeſtät bei der Gelegenheit das junge Mädchen traf.
Die Fürſtin war über den Vorſchlag um ſo mehr erfreut, als ſie nicht nöthig hatte Mutterrolle zu ſpielen. Sie fürchtete nur Widerſtand von dem capriciöſen Kopfe ihres Schützlings, eine Befürch¬ tung, die um ſo größer ward, als ſie hörte, daß Herr
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der war fern, er hatte andere Gedanken; wenn er
kam, kam er im Kriegerrock, und dann — dann!
Die beſten Berechnungen ſchlagen am eheſten fehl. —
Und wenn Krieg ward, was ſollte Adelheid in ihrer
Begleitung! — Aber was ſollte ſie bei der Königin?
— Das würde Gott am beſten fügen. Die Fürſtin
war heut von einem Gottvertrauen, das durch die
Ereigniſſe beſtärkt werden ſollte.
Denn während ſie noch am Frühſtückstiſch ſaß,
war die Hofdame der Königin, Fräulein von Viereck,
vorgefahren und hatte unter andern Dingen von der
Verwunderung der Königin geſprochen, daß Erlaucht
ihre Pflegetochter Ihrer Majeſtät noch nicht vorge¬
ſtellt. Die andern Dinge waren bald bei Seite ge¬
ſchoben, die Viereck war nur darum gekommen. Die
Königin durfte es nicht officiell wünſchen, auch war
die Façon ſchwer zu finden, wie die Fürſtin das
junge Bürgermädchen präſentiren ſolle. Alſo ſollte
ein gelegentliches Zuſammentreffen arrangirt werden.
Die Kammerfrau der Königin, Mamſell Schadow,
war eine Bekannte der Alltagſchen Familie. Adelheid
konnte die Kammerfrau beſuchen, und ſo wenig dabei
etwas Auffälliges war, konnte es ſein, wenn Ihre
Majeſtät bei der Gelegenheit das junge Mädchen traf.
Die Fürſtin war über den Vorſchlag um ſo
mehr erfreut, als ſie nicht nöthig hatte Mutterrolle
zu ſpielen. Sie fürchtete nur Widerſtand von dem
capriciöſen Kopfe ihres Schützlings, eine Befürch¬
tung, die um ſo größer ward, als ſie hörte, daß Herr
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/99>, abgerufen am 27.11.2024.
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