"Du weißt -- ?" Ihre weißen Perlenzähne starrten ihn an.
"Ziert sich, weil er ihr den schönen Arm küssen will, und stößt darüber die Scheibe ein."
Ihre Perlenzähne verschlossen sich, aber ihre schönen Augen wurden größer.
"Mir schenkt man reinen Wein."
Jetzt erst platzte das "Um Gotteswillen, wer?" heraus.
"Wer anders als der Legationsrath! Was war's denn nun, daß er zu Dir in die Kutsche sprang? Muß man sich darum so haben!"
"Der Legationsrath?"
"Ist ein gescheiter Mann und wird nicht plaudern."
"Du kannst ihn ja aber nicht ausstehn."
"Man kann Viele nicht ausstehn, ma chere, und trinkt doch mit ihnen Brüderschaft."
In sprachlosem Erstaunen sah die Baronin ihn an. "Ma chere, verstehe mich. Die Sache ist ganz simpel. Wandel reitet mit Achten vorgespannt in's Herz der Braunbiegler. -- Wenn's zum Klappen kommt, wird sie -- den Teufel -- so dumm sein und einschlagen. Aber 's ist doch die Möglichkeit, wer kennt die Weiberherzen. -- Und ein solcher Com¬ pagnon in's Geschäft, na, da gratulire ich! Also --"
"Was denn?"
"Um's kurz und klein zu machen, laß Dir von ihm die Cour machen, so viel er Lust hat, und
„Du weißt — ?“ Ihre weißen Perlenzähne ſtarrten ihn an.
„Ziert ſich, weil er ihr den ſchönen Arm küſſen will, und ſtößt darüber die Scheibe ein.“
Ihre Perlenzähne verſchloſſen ſich, aber ihre ſchönen Augen wurden größer.
„Mir ſchenkt man reinen Wein.“
Jetzt erſt platzte das „Um Gotteswillen, wer?“ heraus.
„Wer anders als der Legationsrath! Was war's denn nun, daß er zu Dir in die Kutſche ſprang? Muß man ſich darum ſo haben!“
„Der Legationsrath?“
„Iſt ein geſcheiter Mann und wird nicht plaudern.“
„Du kannſt ihn ja aber nicht ausſtehn.“
„Man kann Viele nicht ausſtehn, ma chère, und trinkt doch mit ihnen Brüderſchaft.“
In ſprachloſem Erſtaunen ſah die Baronin ihn an. „Ma chère, verſtehe mich. Die Sache iſt ganz ſimpel. Wandel reitet mit Achten vorgeſpannt in's Herz der Braunbiegler. — Wenn's zum Klappen kommt, wird ſie — den Teufel — ſo dumm ſein und einſchlagen. Aber 's iſt doch die Möglichkeit, wer kennt die Weiberherzen. — Und ein ſolcher Com¬ pagnon in's Geſchäft, na, da gratulire ich! Alſo —“
„Was denn?“
„Um's kurz und klein zu machen, laß Dir von ihm die Cour machen, ſo viel er Luſt hat, und
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„Du weißt — ?“ Ihre weißen Perlenzähne
ſtarrten ihn an.
„Ziert ſich, weil er ihr den ſchönen Arm küſſen
will, und ſtößt darüber die Scheibe ein.“
Ihre Perlenzähne verſchloſſen ſich, aber ihre
ſchönen Augen wurden größer.
„Mir ſchenkt man reinen Wein.“
Jetzt erſt platzte das „Um Gotteswillen, wer?“
heraus.
„Wer anders als der Legationsrath! Was war's
denn nun, daß er zu Dir in die Kutſche ſprang?
Muß man ſich darum ſo haben!“
„Der Legationsrath?“
„Iſt ein geſcheiter Mann und wird nicht
plaudern.“
„Du kannſt ihn ja aber nicht ausſtehn.“
„Man kann Viele nicht ausſtehn, ma chère,
und trinkt doch mit ihnen Brüderſchaft.“
In ſprachloſem Erſtaunen ſah die Baronin ihn
an. „Ma chère, verſtehe mich. Die Sache iſt ganz
ſimpel. Wandel reitet mit Achten vorgeſpannt in's
Herz der Braunbiegler. — Wenn's zum Klappen
kommt, wird ſie — den Teufel — ſo dumm ſein
und einſchlagen. Aber 's iſt doch die Möglichkeit,
wer kennt die Weiberherzen. — Und ein ſolcher Com¬
pagnon in's Geſchäft, na, da gratulire ich! Alſo —“
„Was denn?“
„Um's kurz und klein zu machen, laß Dir von
ihm die Cour machen, ſo viel er Luſt hat, und
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/81>, abgerufen am 16.07.2024.
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