Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.wenn eine Königin vergaß, uns rufen zu lassen, so Der Minister mochte das und seine letzte Be¬ "Was wollte denn Fuchsius?" "Sein Anliegen hat er mir nicht mitgetheilt." "Er ist wie ein Trüffelhund auf Maleficanten. "Er sieht trüb." Der Minister schien in dem Zustande der Er¬ "Ich, Excellenz, habe mir den Glauben an eine "Auch nachdem Sie das Gesindel von nahe ge¬ wenn eine Königin vergaß, uns rufen zu laſſen, ſo Der Miniſter mochte das und ſeine letzte Be¬ „Was wollte denn Fuchſius?“ „Sein Anliegen hat er mir nicht mitgetheilt.“ „Er iſt wie ein Trüffelhund auf Maleficanten. „Er ſieht trüb.“ Der Miniſter ſchien in dem Zuſtande der Er¬ „Ich, Excellenz, habe mir den Glauben an eine „Auch nachdem Sie das Geſindel von nahe ge¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0049" n="39"/> wenn eine Königin vergaß, uns rufen zu laſſen, ſo<lb/> wäre es an uns, ſie anzurufen, damit ſie ſich unſrer<lb/> wieder erinnere. Zur Diplomatin iſt ſie nicht geboren.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Der Miniſter mochte das und ſeine letzte Be¬<lb/> merkung längſt vergeſſen haben, indem er mit der<lb/> Schrift ſich auf das Canap<hi rendition="#aq">é</hi> geworfen und mit dem<lb/> Daumennagel Zeichen am Rande machte, als er auch<lb/> das Papier ſinken ließ.</p><lb/> <p>„Was wollte denn Fuchſius?“</p><lb/> <p>„Sein Anliegen hat er mir nicht mitgetheilt.“</p><lb/> <p>„Er iſt wie ein Trüffelhund auf Maleficanten.<lb/> Als ob es darauf jetzt ankäme, einen Dieb und Be¬<lb/> trüger mehr in's Zuchthaus zu liefern. Was ſagte<lb/> er ſonſt?“</p><lb/> <p>„Er ſieht trüb.“</p><lb/> <p>Der Miniſter ſchien in dem Zuſtande der Er¬<lb/> ſchöpfung, wo man lieber hört als ſpricht, eine in¬<lb/> directe Aufforderung an Walter, zu ſprechen. Er<lb/> mochte die unausgeſprochene Abſicht des Staatsman¬<lb/> nes treffen, als er in Kürze die Anſichten des Re¬<lb/> gierungsrathes referirte. Ganz wider Erwarten fiel<lb/> der Zuhörer mit der Bemerkung ein: „Und hat er<lb/> nicht Recht?“</p><lb/> <p>„Ich, Excellenz, habe mir den Glauben an eine<lb/> ſittliche Weltordnung bewahrt.“</p><lb/> <p>„Auch nachdem Sie das Geſindel von nahe ge¬<lb/> ſehen haben? Das iſt viel!“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [39/0049]
wenn eine Königin vergaß, uns rufen zu laſſen, ſo
wäre es an uns, ſie anzurufen, damit ſie ſich unſrer
wieder erinnere. Zur Diplomatin iſt ſie nicht geboren.
Der Miniſter mochte das und ſeine letzte Be¬
merkung längſt vergeſſen haben, indem er mit der
Schrift ſich auf das Canapé geworfen und mit dem
Daumennagel Zeichen am Rande machte, als er auch
das Papier ſinken ließ.
„Was wollte denn Fuchſius?“
„Sein Anliegen hat er mir nicht mitgetheilt.“
„Er iſt wie ein Trüffelhund auf Maleficanten.
Als ob es darauf jetzt ankäme, einen Dieb und Be¬
trüger mehr in's Zuchthaus zu liefern. Was ſagte
er ſonſt?“
„Er ſieht trüb.“
Der Miniſter ſchien in dem Zuſtande der Er¬
ſchöpfung, wo man lieber hört als ſpricht, eine in¬
directe Aufforderung an Walter, zu ſprechen. Er
mochte die unausgeſprochene Abſicht des Staatsman¬
nes treffen, als er in Kürze die Anſichten des Re¬
gierungsrathes referirte. Ganz wider Erwarten fiel
der Zuhörer mit der Bemerkung ein: „Und hat er
nicht Recht?“
„Ich, Excellenz, habe mir den Glauben an eine
ſittliche Weltordnung bewahrt.“
„Auch nachdem Sie das Geſindel von nahe ge¬
ſehen haben? Das iſt viel!“
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