litairescorte, versperrten die Straße. Es waren die Kassen, welche der neue Minister fortschaffen ließ. "So wird doch etwas gerettet, murmelte der Trans¬ portirte. Und wenn Preußen sagen kann: Tout est perdu, sauf l'argent, ist's am Ende ein Anfang zu einer neuen Existenz." Walter van Asten gab aus dem Fenster des Ministers den Commandirenden beim Transport Anweisungen. Auch der Geheimrath Alltag schien unter denen, welche auf ihn hörten. Wandel, der den Zusammenhang gefaßt, lächelte: "Die Welt dreht sich um; das kann was werden! Wer Geld bringt, kann eine Carriere machen. Die beste freilich wäre es, wenn der junge Mensch damit nach Amerika liefe."
Walter, der sich dem Auftrage des neuen Mi¬ nisters mit Eifer unterzogen, war gekommen, um sei¬ nen letzten Bericht abzustatten. Er hoffe, das Geld mit sichern Leuten an den Ort seiner Bestimmung abzuliefern, aber -- sein Bericht über die Volksstim¬ mung war traurig, er hegte keine Hoffnungen, nach dem, was er gesehen, gehört.
"Wie Jeder beobachtet, sagte der Bancodirector Niebuhr, der ebenfalls vom Minister Abschied nahm. Niemand kann an allen Orten zugleich sein."
"Diese jubelnden Trainknechte, diese gepreßten Bauerbengel, die froh sind, dem Stock und der Fuch¬ telklinge einmal entlaufen zu sein, sind freilich so we¬ nig das Volk, als da die zitternden Käsekrämer und Schnittwaarenhändler," hatte der Minister nachden¬ kend erwidert.
litairescorte, verſperrten die Straße. Es waren die Kaſſen, welche der neue Miniſter fortſchaffen ließ. „So wird doch etwas gerettet, murmelte der Trans¬ portirte. Und wenn Preußen ſagen kann: Tout est perdu, sauf l'argent, iſt's am Ende ein Anfang zu einer neuen Exiſtenz.“ Walter van Aſten gab aus dem Fenſter des Miniſters den Commandirenden beim Transport Anweiſungen. Auch der Geheimrath Alltag ſchien unter denen, welche auf ihn hörten. Wandel, der den Zuſammenhang gefaßt, lächelte: „Die Welt dreht ſich um; das kann was werden! Wer Geld bringt, kann eine Carriere machen. Die beſte freilich wäre es, wenn der junge Menſch damit nach Amerika liefe.“
Walter, der ſich dem Auftrage des neuen Mi¬ niſters mit Eifer unterzogen, war gekommen, um ſei¬ nen letzten Bericht abzuſtatten. Er hoffe, das Geld mit ſichern Leuten an den Ort ſeiner Beſtimmung abzuliefern, aber — ſein Bericht über die Volksſtim¬ mung war traurig, er hegte keine Hoffnungen, nach dem, was er geſehen, gehört.
„Wie Jeder beobachtet, ſagte der Bancodirector Niebuhr, der ebenfalls vom Miniſter Abſchied nahm. Niemand kann an allen Orten zugleich ſein.“
„Dieſe jubelnden Trainknechte, dieſe gepreßten Bauerbengel, die froh ſind, dem Stock und der Fuch¬ telklinge einmal entlaufen zu ſein, ſind freilich ſo we¬ nig das Volk, als da die zitternden Käſekrämer und Schnittwaarenhändler,“ hatte der Miniſter nachden¬ kend erwidert.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0384"n="374"/>
litairescorte, verſperrten die Straße. Es waren die<lb/>
Kaſſen, welche der neue Miniſter fortſchaffen ließ.<lb/>„So wird doch etwas gerettet, murmelte der Trans¬<lb/>
portirte. Und wenn Preußen ſagen kann: <hirendition="#aq">Tout est<lb/>
perdu</hi>, <hirendition="#aq">sauf l'argent</hi>, iſt's am Ende ein Anfang zu einer<lb/>
neuen Exiſtenz.“ Walter van Aſten gab aus dem<lb/>
Fenſter des Miniſters den Commandirenden beim<lb/>
Transport Anweiſungen. Auch der Geheimrath Alltag<lb/>ſchien unter denen, welche auf ihn hörten. Wandel,<lb/>
der den Zuſammenhang gefaßt, lächelte: „Die Welt<lb/>
dreht ſich um; das kann was werden! Wer Geld bringt,<lb/>
kann eine Carriere machen. Die beſte freilich wäre<lb/>
es, wenn der junge Menſch damit nach Amerika liefe.“</p><lb/><p>Walter, der ſich dem Auftrage des neuen Mi¬<lb/>
niſters mit Eifer unterzogen, war gekommen, um ſei¬<lb/>
nen letzten Bericht abzuſtatten. Er hoffe, das Geld<lb/>
mit ſichern Leuten an den Ort ſeiner Beſtimmung<lb/>
abzuliefern, aber —ſein Bericht über die Volksſtim¬<lb/>
mung war traurig, er hegte keine Hoffnungen, nach<lb/>
dem, was er geſehen, gehört.</p><lb/><p>„Wie Jeder beobachtet, ſagte der Bancodirector<lb/>
Niebuhr, der ebenfalls vom Miniſter Abſchied nahm.<lb/>
Niemand kann an allen Orten zugleich ſein.“</p><lb/><p>„Dieſe jubelnden Trainknechte, dieſe gepreßten<lb/>
Bauerbengel, die froh ſind, dem Stock und der Fuch¬<lb/>
telklinge einmal entlaufen zu ſein, ſind freilich ſo we¬<lb/>
nig das Volk, als da die zitternden Käſekrämer und<lb/>
Schnittwaarenhändler,“ hatte der Miniſter nachden¬<lb/>
kend erwidert.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[374/0384]
litairescorte, verſperrten die Straße. Es waren die
Kaſſen, welche der neue Miniſter fortſchaffen ließ.
„So wird doch etwas gerettet, murmelte der Trans¬
portirte. Und wenn Preußen ſagen kann: Tout est
perdu, sauf l'argent, iſt's am Ende ein Anfang zu einer
neuen Exiſtenz.“ Walter van Aſten gab aus dem
Fenſter des Miniſters den Commandirenden beim
Transport Anweiſungen. Auch der Geheimrath Alltag
ſchien unter denen, welche auf ihn hörten. Wandel,
der den Zuſammenhang gefaßt, lächelte: „Die Welt
dreht ſich um; das kann was werden! Wer Geld bringt,
kann eine Carriere machen. Die beſte freilich wäre
es, wenn der junge Menſch damit nach Amerika liefe.“
Walter, der ſich dem Auftrage des neuen Mi¬
niſters mit Eifer unterzogen, war gekommen, um ſei¬
nen letzten Bericht abzuſtatten. Er hoffe, das Geld
mit ſichern Leuten an den Ort ſeiner Beſtimmung
abzuliefern, aber — ſein Bericht über die Volksſtim¬
mung war traurig, er hegte keine Hoffnungen, nach
dem, was er geſehen, gehört.
„Wie Jeder beobachtet, ſagte der Bancodirector
Niebuhr, der ebenfalls vom Miniſter Abſchied nahm.
Niemand kann an allen Orten zugleich ſein.“
„Dieſe jubelnden Trainknechte, dieſe gepreßten
Bauerbengel, die froh ſind, dem Stock und der Fuch¬
telklinge einmal entlaufen zu ſein, ſind freilich ſo we¬
nig das Volk, als da die zitternden Käſekrämer und
Schnittwaarenhändler,“ hatte der Miniſter nachden¬
kend erwidert.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/384>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.