"Man dürfte doch auch bei den Gerichten wissen, was in der Stadt ein lautes Geheimniß ist, daß Herr von Wandel mit diplomatischen Ambassaden in vertrauten Relationen steht."
"Pah! sagte der Rath. Spione hier werden nicht mehr theuer bezahlt, seit man die Geheimnisse wohlfeiler hat. So viel haben wir heraus, was seine politischen Mysterien anlangt, ist er ein Wind¬ beutel, nur mit der Russin steht er noch in einer Ver¬ bindung. Sie ist keine Verschwenderin und bezahlt ihn mit der Münze, die er bringt. Mit Versprechun¬ gen löst man aber nicht Wechsel von zehn und zwan¬ zig Tausend Thalern. Ich will, mein theuerster Herr, nicht hoffen, daß Ihr Vater sich näher mit ihm einließ."
"Sie erschrecken mich --"
"Wenn Sie für Ihren Vater einstehen, gewiß ohne Grund. Aber -- warnen Sie ihn, soweit ein Sohn es darf, der zugleich seine Pflichten kennt gegen den Staat und die Gerechtigkeit." -- Er zog Walter an sich, und die Hand am Munde, sprach er ihm in's Ohr: "Ich habe den dringendsten Verdacht, daß dieser Herr von Wandel --"
In dem Augenblicke hörte man starke Fußtritte auf der Treppe.
"Der Minister!"
"Und sehr ungnädig, sagte Fuchsius, die Thür öffnend. Die Audienz ist ungünstig ausgefallen. -- Schade, daß Bovillard nicht Ihr Rival ist, er wird
„Man dürfte doch auch bei den Gerichten wiſſen, was in der Stadt ein lautes Geheimniß iſt, daß Herr von Wandel mit diplomatiſchen Ambaſſaden in vertrauten Relationen ſteht.“
„Pah! ſagte der Rath. Spione hier werden nicht mehr theuer bezahlt, ſeit man die Geheimniſſe wohlfeiler hat. So viel haben wir heraus, was ſeine politiſchen Myſterien anlangt, iſt er ein Wind¬ beutel, nur mit der Ruſſin ſteht er noch in einer Ver¬ bindung. Sie iſt keine Verſchwenderin und bezahlt ihn mit der Münze, die er bringt. Mit Verſprechun¬ gen löſt man aber nicht Wechſel von zehn und zwan¬ zig Tauſend Thalern. Ich will, mein theuerſter Herr, nicht hoffen, daß Ihr Vater ſich näher mit ihm einließ.“
„Sie erſchrecken mich —“
„Wenn Sie für Ihren Vater einſtehen, gewiß ohne Grund. Aber — warnen Sie ihn, ſoweit ein Sohn es darf, der zugleich ſeine Pflichten kennt gegen den Staat und die Gerechtigkeit.“ — Er zog Walter an ſich, und die Hand am Munde, ſprach er ihm in's Ohr: „Ich habe den dringendſten Verdacht, daß dieſer Herr von Wandel —“
In dem Augenblicke hörte man ſtarke Fußtritte auf der Treppe.
„Der Miniſter!“
„Und ſehr ungnädig, ſagte Fuchſius, die Thür öffnend. Die Audienz iſt ungünſtig ausgefallen. — Schade, daß Bovillard nicht Ihr Rival iſt, er wird
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„Man dürfte doch auch bei den Gerichten wiſſen,
was in der Stadt ein lautes Geheimniß iſt, daß
Herr von Wandel mit diplomatiſchen Ambaſſaden in
vertrauten Relationen ſteht.“
„Pah! ſagte der Rath. Spione hier werden
nicht mehr theuer bezahlt, ſeit man die Geheimniſſe
wohlfeiler hat. So viel haben wir heraus, was
ſeine politiſchen Myſterien anlangt, iſt er ein Wind¬
beutel, nur mit der Ruſſin ſteht er noch in einer Ver¬
bindung. Sie iſt keine Verſchwenderin und bezahlt
ihn mit der Münze, die er bringt. Mit Verſprechun¬
gen löſt man aber nicht Wechſel von zehn und zwan¬
zig Tauſend Thalern. Ich will, mein theuerſter Herr,
nicht hoffen, daß Ihr Vater ſich näher mit ihm
einließ.“
„Sie erſchrecken mich —“
„Wenn Sie für Ihren Vater einſtehen, gewiß
ohne Grund. Aber — warnen Sie ihn, ſoweit ein
Sohn es darf, der zugleich ſeine Pflichten kennt gegen
den Staat und die Gerechtigkeit.“ — Er zog Walter
an ſich, und die Hand am Munde, ſprach er ihm in's
Ohr: „Ich habe den dringendſten Verdacht, daß dieſer
Herr von Wandel —“
In dem Augenblicke hörte man ſtarke Fußtritte
auf der Treppe.
„Der Miniſter!“
„Und ſehr ungnädig, ſagte Fuchſius, die Thür
öffnend. Die Audienz iſt ungünſtig ausgefallen. —
Schade, daß Bovillard nicht Ihr Rival iſt, er wird
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/37>, abgerufen am 11.12.2024.
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