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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.

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so wollten die Mädchen sich ausschütten vor Lachen,
die Zuschauer unter den Militairs strichen, in eige¬
nen Erinnerungen schmunzelnd, ihren Bart.

Es saßen viele Officiere, darunter sehr vornehme,
auf den Estraden, den Scheidegruß ihren Kameraden
zu geben, den sie morgen von den nach ihnen Schei¬
denden empfangen wollten. Aber die ernste Weh¬
muth, welche ernste Scheidestunden hervorrufen, hättest
du auf wenigen Gesichtern gefunden. Plötzlich war
der Gesang des Leiermanns verstummt, und eine
grelle Beckenmusik schallte übertäubend aus dem Gar¬
ten herauf -- wie zur Freude Aller. Der General,
den wir einst in der Gesellschaft der Lupinus kennen
gelernt, und der jetzt auf einen der größeren Balcone
trat, hatte es im Vorübergehen so angeordnet.

"Das war ja nicht mehr zum Aushalten, sprach
er zu den Officieren, die sich respectvoll erhoben.
Was soll das Krächzen! Wenn der Soldat in's Feld
zieht, muß er fidel gestimmt sein."

"Sie leiern solche Lieder jetzt in allen Tabagieen,"
bemerkte ein Anderer, und der Adjutant des Generals
fügte hinzu:

"Es geschieht auch wohl in guter Absicht, um
die Soldaten zu animiren."

"Dummes Zeug! Ich weiß, 's ist von 'nem
Gelehrten, einem der Herren Genies, verfertigt, und
er hat von einer Prinzessin sogar ein Bijou dafür
erhalten. Der Soldat wird davon nicht animirt,
daß man ihm die Geschichte des siebenjährigen Krie¬

ſo wollten die Mädchen ſich ausſchütten vor Lachen,
die Zuſchauer unter den Militairs ſtrichen, in eige¬
nen Erinnerungen ſchmunzelnd, ihren Bart.

Es ſaßen viele Officiere, darunter ſehr vornehme,
auf den Eſtraden, den Scheidegruß ihren Kameraden
zu geben, den ſie morgen von den nach ihnen Schei¬
denden empfangen wollten. Aber die ernſte Weh¬
muth, welche ernſte Scheideſtunden hervorrufen, hätteſt
du auf wenigen Geſichtern gefunden. Plötzlich war
der Geſang des Leiermanns verſtummt, und eine
grelle Beckenmuſik ſchallte übertäubend aus dem Gar¬
ten herauf — wie zur Freude Aller. Der General,
den wir einſt in der Geſellſchaft der Lupinus kennen
gelernt, und der jetzt auf einen der größeren Balcone
trat, hatte es im Vorübergehen ſo angeordnet.

„Das war ja nicht mehr zum Aushalten, ſprach
er zu den Officieren, die ſich reſpectvoll erhoben.
Was ſoll das Krächzen! Wenn der Soldat in's Feld
zieht, muß er fidel geſtimmt ſein.“

„Sie leiern ſolche Lieder jetzt in allen Tabagieen,“
bemerkte ein Anderer, und der Adjutant des Generals
fügte hinzu:

„Es geſchieht auch wohl in guter Abſicht, um
die Soldaten zu animiren.“

„Dummes Zeug! Ich weiß, 's iſt von 'nem
Gelehrten, einem der Herren Genies, verfertigt, und
er hat von einer Prinzeſſin ſogar ein Bijou dafür
erhalten. Der Soldat wird davon nicht animirt,
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[232/0242] ſo wollten die Mädchen ſich ausſchütten vor Lachen, die Zuſchauer unter den Militairs ſtrichen, in eige¬ nen Erinnerungen ſchmunzelnd, ihren Bart. Es ſaßen viele Officiere, darunter ſehr vornehme, auf den Eſtraden, den Scheidegruß ihren Kameraden zu geben, den ſie morgen von den nach ihnen Schei¬ denden empfangen wollten. Aber die ernſte Weh¬ muth, welche ernſte Scheideſtunden hervorrufen, hätteſt du auf wenigen Geſichtern gefunden. Plötzlich war der Geſang des Leiermanns verſtummt, und eine grelle Beckenmuſik ſchallte übertäubend aus dem Gar¬ ten herauf — wie zur Freude Aller. Der General, den wir einſt in der Geſellſchaft der Lupinus kennen gelernt, und der jetzt auf einen der größeren Balcone trat, hatte es im Vorübergehen ſo angeordnet. „Das war ja nicht mehr zum Aushalten, ſprach er zu den Officieren, die ſich reſpectvoll erhoben. Was ſoll das Krächzen! Wenn der Soldat in's Feld zieht, muß er fidel geſtimmt ſein.“ „Sie leiern ſolche Lieder jetzt in allen Tabagieen,“ bemerkte ein Anderer, und der Adjutant des Generals fügte hinzu: „Es geſchieht auch wohl in guter Abſicht, um die Soldaten zu animiren.“ „Dummes Zeug! Ich weiß, 's iſt von 'nem Gelehrten, einem der Herren Genies, verfertigt, und er hat von einer Prinzeſſin ſogar ein Bijou dafür erhalten. Der Soldat wird davon nicht animirt, daß man ihm die Geſchichte des ſiebenjährigen Krie¬

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/242>, abgerufen am 24.11.2024.