die Philosophen läßt man Systeme bauen, man schmeichelt ihnen, ruft sie in den Staatsdienst, und was man niedertreten und ausrotten sollte, begießt man noch! Können wir, nach solchen Erfahrungen, uns noch täuschen, wie weit diese Systeme tragen, wie sie das Blut vergiften, den Glauben an die Autorität in Kirche und Staat untergraben, wo jeder dürftige Verstand sich anmaßt, selbst Alles von vorn an zu prüfen, bis in den Grund der Dinge hinein! Täuschen wir uns auch darüber nicht, daß die Kö¬ nige von Preußen noch die Macht hätten, wenn sie wollten, das Unkraut auszujäten. Wir sahen ja, wie der Versuch unter dem vorigen Monarchen mißlang. Es hat sich so eingefressen in den fruchtbaren Boden, daß es den Weizen nicht mehr aufkommen läßt; ja, man wird noch oft Versuche machen, aber ich besorge, immer vergebens. Was hat selbst in Oestreich das kurze Beispiel Josephs geschadet; nun bedenken Sie, was und wie tief eine sechsundvierzigjährige Regie¬ rung, und eines Friedrich, das Blut des Volkes ver¬ giften mußte! Voran dem Reigen ging, um das Maß voll zu machen, sogar eine philosophische Kö¬ nigin! Es ist in der Nation zur Tradition gewor¬ den, daß die Macht ihres Staates auf der sogenann¬ ten Intelligenz beruht, und sie hat, meines Dafür¬ haltens, darin nicht so ganz Unrecht. Darum, Prin¬ zessin, darf dieser Staat keine Macht bleiben, oder er wird der Funke zu einem Brande für alle Staa¬ ten. Und welche Verpflichtungen haben denn die alten
die Philoſophen läßt man Syſteme bauen, man ſchmeichelt ihnen, ruft ſie in den Staatsdienſt, und was man niedertreten und ausrotten ſollte, begießt man noch! Können wir, nach ſolchen Erfahrungen, uns noch täuſchen, wie weit dieſe Syſteme tragen, wie ſie das Blut vergiften, den Glauben an die Autorität in Kirche und Staat untergraben, wo jeder dürftige Verſtand ſich anmaßt, ſelbſt Alles von vorn an zu prüfen, bis in den Grund der Dinge hinein! Täuſchen wir uns auch darüber nicht, daß die Kö¬ nige von Preußen noch die Macht hätten, wenn ſie wollten, das Unkraut auszujäten. Wir ſahen ja, wie der Verſuch unter dem vorigen Monarchen mißlang. Es hat ſich ſo eingefreſſen in den fruchtbaren Boden, daß es den Weizen nicht mehr aufkommen läßt; ja, man wird noch oft Verſuche machen, aber ich beſorge, immer vergebens. Was hat ſelbſt in Oeſtreich das kurze Beiſpiel Joſephs geſchadet; nun bedenken Sie, was und wie tief eine ſechsundvierzigjährige Regie¬ rung, und eines Friedrich, das Blut des Volkes ver¬ giften mußte! Voran dem Reigen ging, um das Maß voll zu machen, ſogar eine philoſophiſche Kö¬ nigin! Es iſt in der Nation zur Tradition gewor¬ den, daß die Macht ihres Staates auf der ſogenann¬ ten Intelligenz beruht, und ſie hat, meines Dafür¬ haltens, darin nicht ſo ganz Unrecht. Darum, Prin¬ zeſſin, darf dieſer Staat keine Macht bleiben, oder er wird der Funke zu einem Brande für alle Staa¬ ten. Und welche Verpflichtungen haben denn die alten
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die Philoſophen läßt man Syſteme bauen, man
ſchmeichelt ihnen, ruft ſie in den Staatsdienſt, und
was man niedertreten und ausrotten ſollte, begießt
man noch! Können wir, nach ſolchen Erfahrungen,
uns noch täuſchen, wie weit dieſe Syſteme tragen,
wie ſie das Blut vergiften, den Glauben an die
Autorität in Kirche und Staat untergraben, wo jeder
dürftige Verſtand ſich anmaßt, ſelbſt Alles von vorn
an zu prüfen, bis in den Grund der Dinge hinein!
Täuſchen wir uns auch darüber nicht, daß die Kö¬
nige von Preußen noch die Macht hätten, wenn ſie
wollten, das Unkraut auszujäten. Wir ſahen ja, wie der
Verſuch unter dem vorigen Monarchen mißlang. Es
hat ſich ſo eingefreſſen in den fruchtbaren Boden,
daß es den Weizen nicht mehr aufkommen läßt; ja,
man wird noch oft Verſuche machen, aber ich beſorge,
immer vergebens. Was hat ſelbſt in Oeſtreich das
kurze Beiſpiel Joſephs geſchadet; nun bedenken Sie,
was und wie tief eine ſechsundvierzigjährige Regie¬
rung, und eines Friedrich, das Blut des Volkes ver¬
giften mußte! Voran dem Reigen ging, um das
Maß voll zu machen, ſogar eine philoſophiſche Kö¬
nigin! Es iſt in der Nation zur Tradition gewor¬
den, daß die Macht ihres Staates auf der ſogenann¬
ten Intelligenz beruht, und ſie hat, meines Dafür¬
haltens, darin nicht ſo ganz Unrecht. Darum, Prin¬
zeſſin, darf dieſer Staat keine Macht bleiben, oder
er wird der Funke zu einem Brande für alle Staa¬
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/227>, abgerufen am 22.11.2024.
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