leichte Scherze in's Gespräch! Eine Geschlagene war am Spieltisch. Die Braunbiegler gestand es sich selbst. Ein schweres Geständniß, aber sie wartete nur auf die Gelegenheit, sich wieder zu erheben. Große Seelen schweigen bis zum rechten Augenblick, kleine knurren und murren bei jeder Gelegenheit.
"I Gott! rief sie, als die Lupinus Karten gab, es ist gar nicht darum, um die Flanellbinden. Tau¬ send Thaler sind mich ein Quark für König und Va¬ terland, Aber der -- wie kommt denn der dazu! -- Sag' ich doch, wenn Leute, die nichts haben, Andern an die Tasche klopfen wollen, das sollte vom König verboten werden."
Man erwähnte, daß die Königin sich günstig über den Eifer des Geheimraths in dieser Angelegen¬ heit geäußert. Es sei schön, wenn ein alter Sünder durch gute Thaten seine schlimmen wieder gut zu machen suche.
"Wenn's nur von ihm käme! sprach die von Neuem Geschlagene. Da habe ich auch nichts gegen. Er ist ja ein Mann in Amt und Brod, und der König wird wissen, warum er sich solche Geheim¬ räthe gemacht hat. Aber alle Welt weiß auch, er ist nichts im Hause. Da steckt die Charlotte hinter, seine Köchin. Ich weiß nur gar nicht, wie die Familie den Scandal zulassen kann. Wenn das in meiner wäre, ich würde mich ja schämen --"
"Madame Braunbiegler haben anzusagen, sprach mit großer Milde die Lupinus. -- Mein Seliger,
leichte Scherze in's Geſpräch! Eine Geſchlagene war am Spieltiſch. Die Braunbiegler geſtand es ſich ſelbſt. Ein ſchweres Geſtändniß, aber ſie wartete nur auf die Gelegenheit, ſich wieder zu erheben. Große Seelen ſchweigen bis zum rechten Augenblick, kleine knurren und murren bei jeder Gelegenheit.
„I Gott! rief ſie, als die Lupinus Karten gab, es iſt gar nicht darum, um die Flanellbinden. Tau¬ ſend Thaler ſind mich ein Quark für König und Va¬ terland, Aber der — wie kommt denn der dazu! — Sag' ich doch, wenn Leute, die nichts haben, Andern an die Taſche klopfen wollen, das ſollte vom König verboten werden.“
Man erwähnte, daß die Königin ſich günſtig über den Eifer des Geheimraths in dieſer Angelegen¬ heit geäußert. Es ſei ſchön, wenn ein alter Sünder durch gute Thaten ſeine ſchlimmen wieder gut zu machen ſuche.
„Wenn's nur von ihm käme! ſprach die von Neuem Geſchlagene. Da habe ich auch nichts gegen. Er iſt ja ein Mann in Amt und Brod, und der König wird wiſſen, warum er ſich ſolche Geheim¬ räthe gemacht hat. Aber alle Welt weiß auch, er iſt nichts im Hauſe. Da ſteckt die Charlotte hinter, ſeine Köchin. Ich weiß nur gar nicht, wie die Familie den Scandal zulaſſen kann. Wenn das in meiner wäre, ich würde mich ja ſchämen —“
„Madame Braunbiegler haben anzuſagen, ſprach mit großer Milde die Lupinus. — Mein Seliger,
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leichte Scherze in's Geſpräch! Eine Geſchlagene war
am Spieltiſch. Die Braunbiegler geſtand es ſich
ſelbſt. Ein ſchweres Geſtändniß, aber ſie wartete
nur auf die Gelegenheit, ſich wieder zu erheben.
Große Seelen ſchweigen bis zum rechten Augenblick,
kleine knurren und murren bei jeder Gelegenheit.
„I Gott! rief ſie, als die Lupinus Karten gab,
es iſt gar nicht darum, um die Flanellbinden. Tau¬
ſend Thaler ſind mich ein Quark für König und Va¬
terland, Aber der — wie kommt denn der dazu! —
Sag' ich doch, wenn Leute, die nichts haben, Andern
an die Taſche klopfen wollen, das ſollte vom König
verboten werden.“
Man erwähnte, daß die Königin ſich günſtig
über den Eifer des Geheimraths in dieſer Angelegen¬
heit geäußert. Es ſei ſchön, wenn ein alter Sünder
durch gute Thaten ſeine ſchlimmen wieder gut zu
machen ſuche.
„Wenn's nur von ihm käme! ſprach die von
Neuem Geſchlagene. Da habe ich auch nichts gegen.
Er iſt ja ein Mann in Amt und Brod, und der
König wird wiſſen, warum er ſich ſolche Geheim¬
räthe gemacht hat. Aber alle Welt weiß auch, er iſt
nichts im Hauſe. Da ſteckt die Charlotte hinter, ſeine
Köchin. Ich weiß nur gar nicht, wie die Familie den
Scandal zulaſſen kann. Wenn das in meiner wäre,
ich würde mich ja ſchämen —“
„Madame Braunbiegler haben anzuſagen, ſprach
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/164>, abgerufen am 25.11.2024.
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