mer, das wir schon kennen, Walter van Asten am Schreibtisch. Aber die Flügelthüren waren zu dem neben anstoßenden Audienzsaal geöffnet, wo der Re¬ gierungsrath von Fuchsius auf und ab ging. Zu¬ weilen blätterte er in Schriften, zuweilen trat er zu dem neuen Secretair, um Bemerkungen mit ihm zu wechseln. Er wartete auf eine Audienz und hatte schon lange gewartet, der Minister war in den obern Zimmern mit dem jungen Bovillard. Walter war bei einer Arbeit, aber er ließ oft selbst die Feder ruhen, und das gelegentliche Gespräch mit dem Rathe schien ihm keine unangenehme Unterbrechung.
"Sie haben sich da einen gefährlichen Rivalen zugeführt, sagte der Rath. Sie beschäftigt er mit Berichten über sein Papiergeld, und Herrn von Bo¬ villard schließt er in seinen Intimis das Herz auf."
"Das war die ihm zugedachte Stellung, ent¬ gegnete Walter, die Feder weglegend, und stand auf. Wir sind Jugendfreunde, die Verhältnisse haben darin nichts geändert, und wenn sie es hätten, was kommt es jetzt darauf an, wo der der Beste ist -- der han¬ deln kann!"
"Wer handeln kann! rief Fuchsius mit einem wehmüthigen Lächeln. Welche bittere Erfahrungen stehen Ihnen hier noch bevor!"
"Deren Herr von Fuchsius enthoben ist, weil er freiwillig seine Stellung aufgab."
"Das soll eine Spitze sein, lieber Asten, aber sie verwundet mich nicht. -- Ich bin dennoch frei¬
mer, das wir ſchon kennen, Walter van Aſten am Schreibtiſch. Aber die Flügelthüren waren zu dem neben anſtoßenden Audienzſaal geöffnet, wo der Re¬ gierungsrath von Fuchſius auf und ab ging. Zu¬ weilen blätterte er in Schriften, zuweilen trat er zu dem neuen Secretair, um Bemerkungen mit ihm zu wechſeln. Er wartete auf eine Audienz und hatte ſchon lange gewartet, der Miniſter war in den obern Zimmern mit dem jungen Bovillard. Walter war bei einer Arbeit, aber er ließ oft ſelbſt die Feder ruhen, und das gelegentliche Geſpräch mit dem Rathe ſchien ihm keine unangenehme Unterbrechung.
„Sie haben ſich da einen gefährlichen Rivalen zugeführt, ſagte der Rath. Sie beſchäftigt er mit Berichten über ſein Papiergeld, und Herrn von Bo¬ villard ſchließt er in ſeinen Intimis das Herz auf.“
„Das war die ihm zugedachte Stellung, ent¬ gegnete Walter, die Feder weglegend, und ſtand auf. Wir ſind Jugendfreunde, die Verhältniſſe haben darin nichts geändert, und wenn ſie es hätten, was kommt es jetzt darauf an, wo der der Beſte iſt — der han¬ deln kann!“
„Wer handeln kann! rief Fuchſius mit einem wehmüthigen Lächeln. Welche bittere Erfahrungen ſtehen Ihnen hier noch bevor!“
„Deren Herr von Fuchſius enthoben iſt, weil er freiwillig ſeine Stellung aufgab.“
„Das ſoll eine Spitze ſein, lieber Aſten, aber ſie verwundet mich nicht. — Ich bin dennoch frei¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0016"n="6"/>
mer, das wir ſchon kennen, Walter van Aſten am<lb/>
Schreibtiſch. Aber die Flügelthüren waren zu dem<lb/>
neben anſtoßenden Audienzſaal geöffnet, wo der Re¬<lb/>
gierungsrath von Fuchſius auf und ab ging. Zu¬<lb/>
weilen blätterte er in Schriften, zuweilen trat er zu<lb/>
dem neuen Secretair, um Bemerkungen mit ihm zu<lb/>
wechſeln. Er wartete auf eine Audienz und hatte<lb/>ſchon lange gewartet, der Miniſter war in den obern<lb/>
Zimmern mit dem jungen Bovillard. Walter war bei<lb/>
einer Arbeit, aber er ließ oft ſelbſt die Feder ruhen,<lb/>
und das gelegentliche Geſpräch mit dem Rathe ſchien<lb/>
ihm keine unangenehme Unterbrechung.</p><lb/><p>„Sie haben ſich da einen gefährlichen Rivalen<lb/>
zugeführt, ſagte der Rath. <hirendition="#g">Sie</hi> beſchäftigt er mit<lb/>
Berichten über ſein Papiergeld, und Herrn von Bo¬<lb/>
villard ſchließt er in ſeinen Intimis das Herz auf.“</p><lb/><p>„Das war die ihm zugedachte Stellung, ent¬<lb/>
gegnete Walter, die Feder weglegend, und ſtand auf.<lb/>
Wir ſind Jugendfreunde, die Verhältniſſe haben darin<lb/>
nichts geändert, und wenn ſie es hätten, was kommt<lb/>
es jetzt darauf an, wo der der Beſte iſt — der han¬<lb/>
deln kann!“</p><lb/><p>„Wer handeln kann! rief Fuchſius mit einem<lb/>
wehmüthigen Lächeln. Welche bittere Erfahrungen<lb/>ſtehen Ihnen hier noch bevor!“</p><lb/><p>„Deren Herr von Fuchſius enthoben iſt, weil er<lb/>
freiwillig ſeine Stellung aufgab.“</p><lb/><p>„Das ſoll eine Spitze ſein, lieber Aſten, aber<lb/>ſie verwundet mich nicht. — Ich bin dennoch frei¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[6/0016]
mer, das wir ſchon kennen, Walter van Aſten am
Schreibtiſch. Aber die Flügelthüren waren zu dem
neben anſtoßenden Audienzſaal geöffnet, wo der Re¬
gierungsrath von Fuchſius auf und ab ging. Zu¬
weilen blätterte er in Schriften, zuweilen trat er zu
dem neuen Secretair, um Bemerkungen mit ihm zu
wechſeln. Er wartete auf eine Audienz und hatte
ſchon lange gewartet, der Miniſter war in den obern
Zimmern mit dem jungen Bovillard. Walter war bei
einer Arbeit, aber er ließ oft ſelbſt die Feder ruhen,
und das gelegentliche Geſpräch mit dem Rathe ſchien
ihm keine unangenehme Unterbrechung.
„Sie haben ſich da einen gefährlichen Rivalen
zugeführt, ſagte der Rath. Sie beſchäftigt er mit
Berichten über ſein Papiergeld, und Herrn von Bo¬
villard ſchließt er in ſeinen Intimis das Herz auf.“
„Das war die ihm zugedachte Stellung, ent¬
gegnete Walter, die Feder weglegend, und ſtand auf.
Wir ſind Jugendfreunde, die Verhältniſſe haben darin
nichts geändert, und wenn ſie es hätten, was kommt
es jetzt darauf an, wo der der Beſte iſt — der han¬
deln kann!“
„Wer handeln kann! rief Fuchſius mit einem
wehmüthigen Lächeln. Welche bittere Erfahrungen
ſtehen Ihnen hier noch bevor!“
„Deren Herr von Fuchſius enthoben iſt, weil er
freiwillig ſeine Stellung aufgab.“
„Das ſoll eine Spitze ſein, lieber Aſten, aber
ſie verwundet mich nicht. — Ich bin dennoch frei¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/16>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.