Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.aber darf ich Haugwitz's Versehen betrachten. Ward er "Ich möchte so ungern auch diesen Mann auf¬ "Nein, nur aufrichtige Erbitterung gegen Napo¬ "O, lieber Hoym -- fuhr die Fürstin mit der "Jetzt entläßt sie ihn bald, flüsterte die Schadow. Adelheids Herz schlug lebhafter. Eine ange¬ Es waren wirklich die Abschiedsworte, als sie "-- Und diese Mäntelgeschichte, welche das aber darf ich Haugwitz's Verſehen betrachten. Ward er „Ich möchte ſo ungern auch dieſen Mann auf¬ „Nein, nur aufrichtige Erbitterung gegen Napo¬ „O, lieber Hoym — fuhr die Fürſtin mit der „Jetzt entläßt ſie ihn bald, flüſterte die Schadow. Adelheids Herz ſchlug lebhafter. Eine ange¬ Es waren wirklich die Abſchiedsworte, als ſie „— Und dieſe Mäntelgeſchichte, welche das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0116" n="106"/> aber darf ich Haugwitz's Verſehen betrachten. Ward er<lb/> nicht immerfort durch falſche Berichte getäuſcht?“</p><lb/> <p>„Ich möchte ſo ungern auch dieſen Mann auf¬<lb/> geben! Iſt ſein Eifer jetzt für den Krieg auch Ver¬<lb/> ſtellung?“</p><lb/> <p>„Nein, nur aufrichtige Erbitterung gegen Napo¬<lb/> leon, der ihn nie leiden mochte und ihn endlich aus<lb/> Paris fortſchaffte.“</p><lb/> <p>„O, lieber Hoym — fuhr die Fürſtin mit der<lb/> Hand an die Stirn, Menſchen, wie ſie ſein ſollten!<lb/> — Sind denn die Könige verdammt, daß ihr Glanz<lb/> nur die an ſich zieht, die nicht ſind, wie ſie ſein<lb/> ſollen!“</p><lb/> <p>„Jetzt entläßt ſie ihn bald, flüſterte die Schadow.<lb/> Geben Sie Acht, ſie wenden noch kürzer.“</p><lb/> <p>Adelheids Herz ſchlug lebhafter. Eine ange¬<lb/> nehme Wärme durchdrang ſie, ſie fühlte eine Luſt,<lb/> dieſer Königin Angeſicht gegen Angeſicht zu ſtehen.</p><lb/> <p>Es waren wirklich die Abſchiedsworte, als ſie<lb/> zum letzten Mal vorüber gingen.</p><lb/> <p>„— Und dieſe Mäntelgeſchichte, welche das<lb/> Land in Aufruhr bringt, wird man es künftig glau¬<lb/> ben, daß man erſt jetzt, im letzten Augenblick daran<lb/> denkt! Eine Sottiſe, bedürfte es noch der Epigramme,<lb/> es giebt kein ſchlagenderes auf die Unfähigkeit unſerer<lb/> Verwalter. Und ſtatt als wirklich treue Diener ihres<lb/> Herrn die Schuld auf ſich zu nehmen, laſſen ſie Seine<lb/> Majeſtät den König in kläglichen Lauten zum Pu¬<lb/> blikum ſprechen, ſie legen meinem Gemahl Worte in<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [106/0116]
aber darf ich Haugwitz's Verſehen betrachten. Ward er
nicht immerfort durch falſche Berichte getäuſcht?“
„Ich möchte ſo ungern auch dieſen Mann auf¬
geben! Iſt ſein Eifer jetzt für den Krieg auch Ver¬
ſtellung?“
„Nein, nur aufrichtige Erbitterung gegen Napo¬
leon, der ihn nie leiden mochte und ihn endlich aus
Paris fortſchaffte.“
„O, lieber Hoym — fuhr die Fürſtin mit der
Hand an die Stirn, Menſchen, wie ſie ſein ſollten!
— Sind denn die Könige verdammt, daß ihr Glanz
nur die an ſich zieht, die nicht ſind, wie ſie ſein
ſollen!“
„Jetzt entläßt ſie ihn bald, flüſterte die Schadow.
Geben Sie Acht, ſie wenden noch kürzer.“
Adelheids Herz ſchlug lebhafter. Eine ange¬
nehme Wärme durchdrang ſie, ſie fühlte eine Luſt,
dieſer Königin Angeſicht gegen Angeſicht zu ſtehen.
Es waren wirklich die Abſchiedsworte, als ſie
zum letzten Mal vorüber gingen.
„— Und dieſe Mäntelgeſchichte, welche das
Land in Aufruhr bringt, wird man es künftig glau¬
ben, daß man erſt jetzt, im letzten Augenblick daran
denkt! Eine Sottiſe, bedürfte es noch der Epigramme,
es giebt kein ſchlagenderes auf die Unfähigkeit unſerer
Verwalter. Und ſtatt als wirklich treue Diener ihres
Herrn die Schuld auf ſich zu nehmen, laſſen ſie Seine
Majeſtät den König in kläglichen Lauten zum Pu¬
blikum ſprechen, ſie legen meinem Gemahl Worte in
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