Leute sagen nun, Sie könnten den Louis Bovillard nicht ausstehen, weil er den Napoleon einen großen Mann nennt und Gott weiß was. Die Leute sind nicht gescheit. Er thut es nur, um sie zu necken und Sie auch. Und wissen Sie, warum Sie ihm immer den Rücken kehren? Damit er sich nicht einbilden soll, daß Sie ihm gut wären. Und warum Sie im¬ mer so in Extase sprechen, wie Sie die Franzosen hassen? Nur damit die Andern nichts merken sollen, wie Sie verliebt sind."
"Frau Baronin!"
"Mir machen Sie nichts weiß. Sie sind's bis über die Ohren, und wenn er selbst ein leibhaftiger Franzose wäre, schadet nichts. Und wenn er dem Bonaparte sein General, oder gar sein Spion wäre, da würde Ihr Franzosenhaß so klein, ach, mit dem Theelöffel könnten Sie ihn runter schlucken."
Adelheids erstaunter Blick sagte: Wie kamst Du dazu?
Auch diese stumme Sprache verstand die Erleuch¬ tete: "Und ich weiß auch wohl nicht, was Sie jetzt denken? Daß die blinde Henne auch mal ein Korn gefunden hat. -- Denken Sie's immer zu, ich nehm's Ihnen gar nicht übel. Als ob ich nicht wüßte, daß die Andern auch so denken! Das genirt mich aber gar nicht. Haben sie doch gedacht, sie könnten mir Männchen vormachen und mit mir Blindekuh spielen in Ewigkeit. Eine Weile geht's, aber dann fällt die Binde doch runter. Jetzt sollen sie's aber
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Leute ſagen nun, Sie könnten den Louis Bovillard nicht ausſtehen, weil er den Napoleon einen großen Mann nennt und Gott weiß was. Die Leute ſind nicht geſcheit. Er thut es nur, um ſie zu necken und Sie auch. Und wiſſen Sie, warum Sie ihm immer den Rücken kehren? Damit er ſich nicht einbilden ſoll, daß Sie ihm gut wären. Und warum Sie im¬ mer ſo in Extaſe ſprechen, wie Sie die Franzoſen haſſen? Nur damit die Andern nichts merken ſollen, wie Sie verliebt ſind.“
„Frau Baronin!“
„Mir machen Sie nichts weiß. Sie ſind's bis über die Ohren, und wenn er ſelbſt ein leibhaftiger Franzoſe wäre, ſchadet nichts. Und wenn er dem Bonaparte ſein General, oder gar ſein Spion wäre, da würde Ihr Franzoſenhaß ſo klein, ach, mit dem Theelöffel könnten Sie ihn runter ſchlucken.“
Adelheids erſtaunter Blick ſagte: Wie kamſt Du dazu?
Auch dieſe ſtumme Sprache verſtand die Erleuch¬ tete: „Und ich weiß auch wohl nicht, was Sie jetzt denken? Daß die blinde Henne auch mal ein Korn gefunden hat. — Denken Sie's immer zu, ich nehm's Ihnen gar nicht übel. Als ob ich nicht wüßte, daß die Andern auch ſo denken! Das genirt mich aber gar nicht. Haben ſie doch gedacht, ſie könnten mir Männchen vormachen und mit mir Blindekuh ſpielen in Ewigkeit. Eine Weile geht's, aber dann fällt die Binde doch runter. Jetzt ſollen ſie's aber
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Leute ſagen nun, Sie könnten den Louis Bovillard
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Mann nennt und Gott weiß was. Die Leute ſind
nicht geſcheit. Er thut es nur, um ſie zu necken und
Sie auch. Und wiſſen Sie, warum Sie ihm immer
den Rücken kehren? Damit er ſich nicht einbilden
ſoll, daß Sie ihm gut wären. Und warum Sie im¬
mer ſo in Extaſe ſprechen, wie Sie die Franzoſen
haſſen? Nur damit die Andern nichts merken ſollen,
wie Sie verliebt ſind.“
„Frau Baronin!“
„Mir machen Sie nichts weiß. Sie ſind's bis
über die Ohren, und wenn er ſelbſt ein leibhaftiger
Franzoſe wäre, ſchadet nichts. Und wenn er dem
Bonaparte ſein General, oder gar ſein Spion wäre,
da würde Ihr Franzoſenhaß ſo klein, ach, mit dem
Theelöffel könnten Sie ihn runter ſchlucken.“
Adelheids erſtaunter Blick ſagte: Wie kamſt
Du dazu?
Auch dieſe ſtumme Sprache verſtand die Erleuch¬
tete: „Und ich weiß auch wohl nicht, was Sie jetzt
denken? Daß die blinde Henne auch mal ein Korn
gefunden hat. — Denken Sie's immer zu, ich nehm's
Ihnen gar nicht übel. Als ob ich nicht wüßte,
daß die Andern auch ſo denken! Das genirt mich
aber gar nicht. Haben ſie doch gedacht, ſie könnten
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/93>, abgerufen am 23.11.2024.
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