Dich nur nicht, denke ich. -- Grade wie mein Mann. Wenn der spuckt und über den Frieden lamentirt und sagt: Daran gehen wir zu Grunde! dann weiß ich auch, was die Glocke geschlagen hat. Wenn er die Mantellieferung gekriegt, dann wären wir nicht zu Grunde gegangen und es könnte Friede werden in alle Ewigkeit. So sind die Männer. Sie denken nur an sich."
"Nicht alle."
"Nein, Einer nicht. Aber sonst! Ja, wenn das Andre draußen mit ihren Wünschen zusammenpaßt, dann sind sie lichterloh. Das weiß dann zu parli¬ ren und encouragirt sich, bis sie's am Ende selbst glauben, daß es darum ist. Es amüsirt mich, wenn ich sie so höre sich warm reden; aber mich täuschen sie nicht mehr, auch die Klügsten nicht. Ich denke: sprecht Ihr nur, ich weiß doch, was dahintersteckt."
"Täuschen die Männer nur? Belügen wir uns niemals"?
Die Baronin schien nachzusinnen: "Nein, liebe Seele, Engel sind wir auch nicht immer. Wenn mein Mann Feuer schlägt, mancher Schwamm will gar nicht zünden, aber der andre fängt im Augen¬ blick. Der ist weicher, sagt er. So sind wir Frauen, habe ich da gedacht. Wenn ein Funke vom Him¬ mel fiele, bei den Männern hat es gute Weile, aber wir -- "
"Lodern rascher auf. Ist das aber gut?"
"Was vom Himmel kommt, ist doch gut. Die
Dich nur nicht, denke ich. — Grade wie mein Mann. Wenn der ſpuckt und über den Frieden lamentirt und ſagt: Daran gehen wir zu Grunde! dann weiß ich auch, was die Glocke geſchlagen hat. Wenn er die Mantellieferung gekriegt, dann wären wir nicht zu Grunde gegangen und es könnte Friede werden in alle Ewigkeit. So ſind die Männer. Sie denken nur an ſich.“
„Nicht alle.“
„Nein, Einer nicht. Aber ſonſt! Ja, wenn das Andre draußen mit ihren Wünſchen zuſammenpaßt, dann ſind ſie lichterloh. Das weiß dann zu parli¬ ren und encouragirt ſich, bis ſie's am Ende ſelbſt glauben, daß es darum iſt. Es amüſirt mich, wenn ich ſie ſo höre ſich warm reden; aber mich täuſchen ſie nicht mehr, auch die Klügſten nicht. Ich denke: ſprecht Ihr nur, ich weiß doch, was dahinterſteckt.“
„Täuſchen die Männer nur? Belügen wir uns niemals“?
Die Baronin ſchien nachzuſinnen: „Nein, liebe Seele, Engel ſind wir auch nicht immer. Wenn mein Mann Feuer ſchlägt, mancher Schwamm will gar nicht zünden, aber der andre fängt im Augen¬ blick. Der iſt weicher, ſagt er. So ſind wir Frauen, habe ich da gedacht. Wenn ein Funke vom Him¬ mel fiele, bei den Männern hat es gute Weile, aber wir — “
„Lodern raſcher auf. Iſt das aber gut?“
„Was vom Himmel kommt, iſt doch gut. Die
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Dich nur nicht, denke ich. — Grade wie mein Mann.<lb/>
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Dich nur nicht, denke ich. — Grade wie mein Mann.
Wenn der ſpuckt und über den Frieden lamentirt und
ſagt: Daran gehen wir zu Grunde! dann weiß ich
auch, was die Glocke geſchlagen hat. Wenn er die
Mantellieferung gekriegt, dann wären wir nicht zu
Grunde gegangen und es könnte Friede werden in
alle Ewigkeit. So ſind die Männer. Sie denken
nur an ſich.“
„Nicht alle.“
„Nein, Einer nicht. Aber ſonſt! Ja, wenn das
Andre draußen mit ihren Wünſchen zuſammenpaßt,
dann ſind ſie lichterloh. Das weiß dann zu parli¬
ren und encouragirt ſich, bis ſie's am Ende ſelbſt
glauben, daß es darum iſt. Es amüſirt mich, wenn
ich ſie ſo höre ſich warm reden; aber mich täuſchen
ſie nicht mehr, auch die Klügſten nicht. Ich denke:
ſprecht Ihr nur, ich weiß doch, was dahinterſteckt.“
„Täuſchen die Männer nur? Belügen wir uns
niemals“?
Die Baronin ſchien nachzuſinnen: „Nein, liebe
Seele, Engel ſind wir auch nicht immer. Wenn
mein Mann Feuer ſchlägt, mancher Schwamm will
gar nicht zünden, aber der andre fängt im Augen¬
blick. Der iſt weicher, ſagt er. So ſind wir Frauen,
habe ich da gedacht. Wenn ein Funke vom Him¬
mel fiele, bei den Männern hat es gute Weile,
aber wir — “
„Lodern raſcher auf. Iſt das aber gut?“
„Was vom Himmel kommt, iſt doch gut. Die
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/92>, abgerufen am 23.11.2024.
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