"Soll es für die goldne Bulle schwärmen, für Regensburg oder Wetzlar! Schwärmer giebt es, wofür wären wir Deutsche!"
"Auch die Kreuzfahrer waren Schwärmer, und doch eroberten sie Jerusalem."
"Warte nur, Lieber, wenn die gutgesinnten Bür¬ ger die Straßenjungen gegen sie animiren. Koth auf sie! Mit Recht, sie stören ja die Ruhe. Alle die Volkserhebungen, die man versucht hat, da und dort, um den Erzherzog zu soulagiren, kläglich fielen sie aus, und wenn man Frieden schloß, wie ließ man sie im Stich! die armen Schelme! Was heut Tu¬ gend heißt und Patriotismus, die Diplomatie stem¬ pelt's morgen zum Verbrechen und Hochverrath, wenn's ihr so bequemer ist. Was willst Du da vom armen Volk erwarten! Sie äffen den Fürsten nach, und sie thun Recht. Wer etwas für sich schaffen kann, zugegriffen, so lange es Zeit ist! Die alten Bande sind gelöst. Es giebt kein Recht, kein Gesetz, kein Vaterland mehr. Hasche den Sonnenblick, ge¬ nieße den Augenblick, Du weißt nicht, was morgen kommt. Schöne Mädchen und Cyperwein, Walter, so lange es schmeckt. Preußen that Recht, wir wa¬ ren im Unrecht; es hat den größten Bissen erschnappt. Presse Hannover aus, Du weißt nicht, ob es Dir nicht schon morgen wieder entrissen ist. Schöne Mädchen und Cyperwein! nur nichts von Vaterland, Menschenglück. Phantasmagorien, nichts als Mond¬ scheinillusionen. Im Ernst, Walter! Sieh mich nicht
„Soll es für die goldne Bulle ſchwärmen, für Regensburg oder Wetzlar! Schwärmer giebt es, wofür wären wir Deutſche!“
„Auch die Kreuzfahrer waren Schwärmer, und doch eroberten ſie Jeruſalem.“
„Warte nur, Lieber, wenn die gutgeſinnten Bür¬ ger die Straßenjungen gegen ſie animiren. Koth auf ſie! Mit Recht, ſie ſtören ja die Ruhe. Alle die Volkserhebungen, die man verſucht hat, da und dort, um den Erzherzog zu ſoulagiren, kläglich fielen ſie aus, und wenn man Frieden ſchloß, wie ließ man ſie im Stich! die armen Schelme! Was heut Tu¬ gend heißt und Patriotismus, die Diplomatie ſtem¬ pelt's morgen zum Verbrechen und Hochverrath, wenn's ihr ſo bequemer iſt. Was willſt Du da vom armen Volk erwarten! Sie äffen den Fürſten nach, und ſie thun Recht. Wer etwas für ſich ſchaffen kann, zugegriffen, ſo lange es Zeit iſt! Die alten Bande ſind gelöſt. Es giebt kein Recht, kein Geſetz, kein Vaterland mehr. Haſche den Sonnenblick, ge¬ nieße den Augenblick, Du weißt nicht, was morgen kommt. Schöne Mädchen und Cyperwein, Walter, ſo lange es ſchmeckt. Preußen that Recht, wir wa¬ ren im Unrecht; es hat den größten Biſſen erſchnappt. Preſſe Hannover aus, Du weißt nicht, ob es Dir nicht ſchon morgen wieder entriſſen iſt. Schöne Mädchen und Cyperwein! nur nichts von Vaterland, Menſchenglück. Phantasmagorien, nichts als Mond¬ ſcheinilluſionen. Im Ernſt, Walter! Sieh mich nicht
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„Soll es für die goldne Bulle ſchwärmen, für
Regensburg oder Wetzlar! Schwärmer giebt es,
wofür wären wir Deutſche!“
„Auch die Kreuzfahrer waren Schwärmer, und
doch eroberten ſie Jeruſalem.“
„Warte nur, Lieber, wenn die gutgeſinnten Bür¬
ger die Straßenjungen gegen ſie animiren. Koth auf
ſie! Mit Recht, ſie ſtören ja die Ruhe. Alle die
Volkserhebungen, die man verſucht hat, da und dort,
um den Erzherzog zu ſoulagiren, kläglich fielen ſie
aus, und wenn man Frieden ſchloß, wie ließ man
ſie im Stich! die armen Schelme! Was heut Tu¬
gend heißt und Patriotismus, die Diplomatie ſtem¬
pelt's morgen zum Verbrechen und Hochverrath,
wenn's ihr ſo bequemer iſt. Was willſt Du da vom
armen Volk erwarten! Sie äffen den Fürſten nach,
und ſie thun Recht. Wer etwas für ſich ſchaffen
kann, zugegriffen, ſo lange es Zeit iſt! Die alten
Bande ſind gelöſt. Es giebt kein Recht, kein Geſetz,
kein Vaterland mehr. Haſche den Sonnenblick, ge¬
nieße den Augenblick, Du weißt nicht, was morgen
kommt. Schöne Mädchen und Cyperwein, Walter,
ſo lange es ſchmeckt. Preußen that Recht, wir wa¬
ren im Unrecht; es hat den größten Biſſen erſchnappt.
Preſſe Hannover aus, Du weißt nicht, ob es Dir
nicht ſchon morgen wieder entriſſen iſt. Schöne
Mädchen und Cyperwein! nur nichts von Vaterland,
Menſchenglück. Phantasmagorien, nichts als Mond¬
ſcheinilluſionen. Im Ernſt, Walter! Sieh mich nicht
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/60>, abgerufen am 12.12.2024.
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