hegt, so sind sie ihm wahrscheinlich vom jungen Bo¬ villard beigebracht."
"Sie meinen auch, wie die Andern, daß es nur Mißverständnisse sind?"
"Von dem, was die Leute sprechen, laß ich mich nie bestimmen."
"Ja, es ist ein Mißverständniß, sprach sie mit gen Himmel erhobenen Blicken. Es war kein Zufall, ich weiß, daß alle die Kränkungen von ihm absicht¬ lich ausgingen -- "
"Ist es möglich!"
"Ja, mein Herr Legationsrath, so gewiß, als Sie hier vor mir sitzen."
"So abscheulich hatte ich ihn mir doch nicht ge¬ dacht. Und sieht aus, als könnte er keinem Kinde das Wasser trüben."
"Und seine Seele ist so rein, wie der Spiegel eines Sees."
"Sie sprechen in Räthseln. -- Ich, oder viel¬ mehr ein Freund, glaubten letzthin in Ihren Blicken ein stummes Spiel gegenseitiger Verständigung zu entdecken. So kann man sich täuschen!"
"Sie haben sich nicht getäuscht."
"Das Räthsel wird immer dunkler."
"Und immer heller in meiner Seele. Ja, weil der edle Mann sah, wie mein Gefühl für ihn immer heftiger ward, wie ich mich von ihm hinreißen ließ, und weil er mich wahrhaft liebt, darum mit eigner Selbstüberwindung jene Kränkungen und Aergernisse,
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hegt, ſo ſind ſie ihm wahrſcheinlich vom jungen Bo¬ villard beigebracht.“
„Sie meinen auch, wie die Andern, daß es nur Mißverſtändniſſe ſind?“
„Von dem, was die Leute ſprechen, laß ich mich nie beſtimmen.“
„Ja, es iſt ein Mißverſtändniß, ſprach ſie mit gen Himmel erhobenen Blicken. Es war kein Zufall, ich weiß, daß alle die Kränkungen von ihm abſicht¬ lich ausgingen — “
„Iſt es möglich!“
„Ja, mein Herr Legationsrath, ſo gewiß, als Sie hier vor mir ſitzen.“
„So abſcheulich hatte ich ihn mir doch nicht ge¬ dacht. Und ſieht aus, als könnte er keinem Kinde das Waſſer trüben.“
„Und ſeine Seele iſt ſo rein, wie der Spiegel eines Sees.“
„Sie ſprechen in Räthſeln. — Ich, oder viel¬ mehr ein Freund, glaubten letzthin in Ihren Blicken ein ſtummes Spiel gegenſeitiger Verſtändigung zu entdecken. So kann man ſich täuſchen!“
„Sie haben ſich nicht getäuſcht.“
„Das Räthſel wird immer dunkler.“
„Und immer heller in meiner Seele. Ja, weil der edle Mann ſah, wie mein Gefühl für ihn immer heftiger ward, wie ich mich von ihm hinreißen ließ, und weil er mich wahrhaft liebt, darum mit eigner Selbſtüberwindung jene Kränkungen und Aergerniſſe,
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hegt, ſo ſind ſie ihm wahrſcheinlich vom jungen Bo¬
villard beigebracht.“
„Sie meinen auch, wie die Andern, daß es nur
Mißverſtändniſſe ſind?“
„Von dem, was die Leute ſprechen, laß ich mich
nie beſtimmen.“
„Ja, es iſt ein Mißverſtändniß, ſprach ſie mit
gen Himmel erhobenen Blicken. Es war kein Zufall,
ich weiß, daß alle die Kränkungen von ihm abſicht¬
lich ausgingen — “
„Iſt es möglich!“
„Ja, mein Herr Legationsrath, ſo gewiß, als
Sie hier vor mir ſitzen.“
„So abſcheulich hatte ich ihn mir doch nicht ge¬
dacht. Und ſieht aus, als könnte er keinem Kinde
das Waſſer trüben.“
„Und ſeine Seele iſt ſo rein, wie der Spiegel
eines Sees.“
„Sie ſprechen in Räthſeln. — Ich, oder viel¬
mehr ein Freund, glaubten letzthin in Ihren Blicken
ein ſtummes Spiel gegenſeitiger Verſtändigung zu
entdecken. So kann man ſich täuſchen!“
„Sie haben ſich nicht getäuſcht.“
„Das Räthſel wird immer dunkler.“
„Und immer heller in meiner Seele. Ja, weil
der edle Mann ſah, wie mein Gefühl für ihn immer
heftiger ward, wie ich mich von ihm hinreißen ließ,
und weil er mich wahrhaft liebt, darum mit eigner
Selbſtüberwindung jene Kränkungen und Aergerniſſe,
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/45>, abgerufen am 02.03.2025.
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