der Schrank mit meinem Silberzeug -- dort meine Geschmeide, Ketten, Ohrringe -- meine Juwelen. Da im Korb die Schlüssel zum ganzen Hause. Er¬ brechen Sie, nehmen Sie fort, was Sie Lust haben."
"Ich erkenne Ihre Güte, unter welcher Form sie sich auch ausspricht. In Bezug darauf habe ich mir noch eine zweite Bitte erlaubt. Zum ersten September läuft ein Wechsel auf mich von zehntausend Thalern ab. Nur für den unerwarteten Fall, daß meine Ri¬ messen auch bis dahin nicht einträfen, wünschte ich mich hier sicher zu stellen. Für Frau Geheimräthin Lupinus liegen funfzehntausend Thaler auf der See¬ handlung disponibel. Ich habe mir erlaubt, ein Cessionsinstrument auf Höhe von zehntausend dort aufzusetzen. Zugleich ein eventuelles Recipisse. Wenn Sie die Cession gefälligst unterzeichnen, befreien Sie mich, ich gestehe es, von einer momentanen Verlegen¬ heit. Momentan, sage ich, denn -- er lächelte -- meine Aussichten sind gut. Es kostete nur den Entschluß zu einem sehr glücklichen Geschäft, dessen Chancen so gut wie in meiner Hand liegen. Glauben Sie mir, ich bin sicher auf höher als diese Bagatelle."
"Wie hoch schätzen Sie sich, mein Herr?"
Der Hohn in der Frage berührte ihn nicht. "Auf über zweihunderttausend Thaler, meine Gnädige," antwortete er freundlich und überreichte ihr die eingetauchte Feder.
Sie warf sich auf den Stuhl, sie überlas, ohne zu lesen, sie schrieb ihren Namen darunter; zu seiner Befriedigung, indem er ihr über die Achsel sah, deut¬
der Schrank mit meinem Silberzeug — dort meine Geſchmeide, Ketten, Ohrringe — meine Juwelen. Da im Korb die Schlüſſel zum ganzen Hauſe. Er¬ brechen Sie, nehmen Sie fort, was Sie Luſt haben.“
„Ich erkenne Ihre Güte, unter welcher Form ſie ſich auch ausſpricht. In Bezug darauf habe ich mir noch eine zweite Bitte erlaubt. Zum erſten September läuft ein Wechſel auf mich von zehntauſend Thalern ab. Nur für den unerwarteten Fall, daß meine Ri¬ meſſen auch bis dahin nicht einträfen, wünſchte ich mich hier ſicher zu ſtellen. Für Frau Geheimräthin Lupinus liegen funfzehntauſend Thaler auf der See¬ handlung disponibel. Ich habe mir erlaubt, ein Ceſſionsinſtrument auf Höhe von zehntauſend dort aufzuſetzen. Zugleich ein eventuelles Recipiſſe. Wenn Sie die Ceſſion gefälligſt unterzeichnen, befreien Sie mich, ich geſtehe es, von einer momentanen Verlegen¬ heit. Momentan, ſage ich, denn — er lächelte — meine Ausſichten ſind gut. Es koſtete nur den Entſchluß zu einem ſehr glücklichen Geſchäft, deſſen Chancen ſo gut wie in meiner Hand liegen. Glauben Sie mir, ich bin ſicher auf höher als dieſe Bagatelle.“
„Wie hoch ſchätzen Sie ſich, mein Herr?“
Der Hohn in der Frage berührte ihn nicht. „Auf über zweihunderttauſend Thaler, meine Gnädige,“ antwortete er freundlich und überreichte ihr die eingetauchte Feder.
Sie warf ſich auf den Stuhl, ſie überlas, ohne zu leſen, ſie ſchrieb ihren Namen darunter; zu ſeiner Befriedigung, indem er ihr über die Achſel ſah, deut¬
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der Schrank mit meinem Silberzeug — dort meine
Geſchmeide, Ketten, Ohrringe — meine Juwelen.
Da im Korb die Schlüſſel zum ganzen Hauſe. Er¬
brechen Sie, nehmen Sie fort, was Sie Luſt haben.“
„Ich erkenne Ihre Güte, unter welcher Form ſie
ſich auch ausſpricht. In Bezug darauf habe ich mir
noch eine zweite Bitte erlaubt. Zum erſten September
läuft ein Wechſel auf mich von zehntauſend Thalern
ab. Nur für den unerwarteten Fall, daß meine Ri¬
meſſen auch bis dahin nicht einträfen, wünſchte ich
mich hier ſicher zu ſtellen. Für Frau Geheimräthin
Lupinus liegen funfzehntauſend Thaler auf der See¬
handlung disponibel. Ich habe mir erlaubt, ein
Ceſſionsinſtrument auf Höhe von zehntauſend dort
aufzuſetzen. Zugleich ein eventuelles Recipiſſe. Wenn
Sie die Ceſſion gefälligſt unterzeichnen, befreien Sie
mich, ich geſtehe es, von einer momentanen Verlegen¬
heit. Momentan, ſage ich, denn — er lächelte — meine
Ausſichten ſind gut. Es koſtete nur den Entſchluß
zu einem ſehr glücklichen Geſchäft, deſſen Chancen
ſo gut wie in meiner Hand liegen. Glauben Sie
mir, ich bin ſicher auf höher als dieſe Bagatelle.“
„Wie hoch ſchätzen Sie ſich, mein Herr?“
Der Hohn in der Frage berührte ihn nicht. „Auf über
zweihunderttauſend Thaler, meine Gnädige,“ antwortete
er freundlich und überreichte ihr die eingetauchte Feder.
Sie warf ſich auf den Stuhl, ſie überlas, ohne
zu leſen, ſie ſchrieb ihren Namen darunter; zu ſeiner
Befriedigung, indem er ihr über die Achſel ſah, deut¬
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/356>, abgerufen am 23.11.2024.
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