mich nicht wieder sähest, als ich Dir sagte, ich könne Dich nie lieben, es war schon eine Lüge. Ich preßte das Feuer mit aller Gewalt in die Brust zurück. Ich log mir vor, daß es nur Mitleid sei, daß ich Dich verabscheue, und ich log weiter. Es war die Angst vor Dir, vor mir selbst, ich wollte mich retten aus dem Strudel, aus dem Hause, Selbstsucht war's, als ich an Walters Brust bekannte; ja es war Liebe, aber nicht ihr Sonnenschein, ein süßes Mondenlicht, die Liebe der Achtung, der Dankbarkeit, der Be¬ wunderung. Jahre sind über diese Lüge hingegangen, sie machte mich bitter, unzufrieden, ich mußte mich selbst verachten, und -- ist das keine entsetzliche Schuld, daß ich zwei Jahr das Lebensglück des edelsten Mannes erschüttern mußte. -- Schuld gegen Schuld, Geliebter, wir haben beide zu büßen und gut zu machen. Einer muß sich am Andern stützen, auf¬ richten, -- Einer dem Andern Muth zusprechen. Das Leben hinter uns begraben wir und fangen beide ein neues an."
mich nicht wieder ſäheſt, als ich Dir ſagte, ich könne Dich nie lieben, es war ſchon eine Lüge. Ich preßte das Feuer mit aller Gewalt in die Bruſt zurück. Ich log mir vor, daß es nur Mitleid ſei, daß ich Dich verabſcheue, und ich log weiter. Es war die Angſt vor Dir, vor mir ſelbſt, ich wollte mich retten aus dem Strudel, aus dem Hauſe, Selbſtſucht war's, als ich an Walters Bruſt bekannte; ja es war Liebe, aber nicht ihr Sonnenſchein, ein ſüßes Mondenlicht, die Liebe der Achtung, der Dankbarkeit, der Be¬ wunderung. Jahre ſind über dieſe Lüge hingegangen, ſie machte mich bitter, unzufrieden, ich mußte mich ſelbſt verachten, und — iſt das keine entſetzliche Schuld, daß ich zwei Jahr das Lebensglück des edelſten Mannes erſchüttern mußte. — Schuld gegen Schuld, Geliebter, wir haben beide zu büßen und gut zu machen. Einer muß ſich am Andern ſtützen, auf¬ richten, — Einer dem Andern Muth zuſprechen. Das Leben hinter uns begraben wir und fangen beide ein neues an.“
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mich nicht wieder ſäheſt, als ich Dir ſagte, ich könne
Dich nie lieben, es war ſchon eine Lüge. Ich preßte
das Feuer mit aller Gewalt in die Bruſt zurück.
Ich log mir vor, daß es nur Mitleid ſei, daß ich
Dich verabſcheue, und ich log weiter. Es war die
Angſt vor Dir, vor mir ſelbſt, ich wollte mich retten
aus dem Strudel, aus dem Hauſe, Selbſtſucht war's,
als ich an Walters Bruſt bekannte; ja es war Liebe,
aber nicht ihr Sonnenſchein, ein ſüßes Mondenlicht,
die Liebe der Achtung, der Dankbarkeit, der Be¬
wunderung. Jahre ſind über dieſe Lüge hingegangen,
ſie machte mich bitter, unzufrieden, ich mußte mich
ſelbſt verachten, und — iſt das keine entſetzliche Schuld,
daß ich zwei Jahr das Lebensglück des edelſten
Mannes erſchüttern mußte. — Schuld gegen Schuld,
Geliebter, wir haben beide zu büßen und gut zu
machen. Einer muß ſich am Andern ſtützen, auf¬
richten, — Einer dem Andern Muth zuſprechen.
Das Leben hinter uns begraben wir und fangen
beide ein neues an.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/295>, abgerufen am 23.11.2024.
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