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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

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die Meere, gründete Staaten, erhob Könige auf den
schwindelnden Thron, schuf Republiken, er trieb uns
in die Schachte der Erde, in die Lüfte auch, daß wir
den Lauf der Gestirne berechneten. Alles, Alles, wir
wollten Gold machen und fanden, nicht Regenwür¬
mer, die Künste, die uns zu Gebietern der Natur
erhoben. -- Und dieses mächtige Movens unsers Da¬
seins sollten wir ausrotten, ausbrennen, wie den Nerv
in unsern Zähnen, damit wir nicht mehr Zahnschmer¬
zen haben! Thorheit, die materia peccans bleibt, und
wirft sich nur auf andre Theile, edlere vielleicht. Eman¬
cipiren sollten wir uns wollen, von unsrer Bildung,
aus der Geschichte, die uns machte, heraus uns
zwängen in ein wesenloses Dasein, in das Traum¬
leben einer schönen Phantasie, das nie existirt hat,
nie existiren wird. Und doch fordern es Religion und
Philosophie, beide, schroff und mild je nachdem; aus
dem Gewissen, weil es verderbt ist, sollen wir uns
in's Vage setzen, den Reiz ertödten, der uns über
das Thier erhob, zu den wunderbaren Erfindungen
trieb, das Menschengeschlecht zu seinen großen Tha¬
ten inspirirt hat. Und grade, die sich am höchsten
dünken über das Thier, die fühlen wieder den Drang,
den Feuerathem in der Brust, mit Flügeln wollen sie
in den Aether schweben, göttergleich sein, sich verges¬
send, nur für das All, und -- sind aus Koth!

Er ging mit sich unzufrieden auf und ab; er
griff nach dem Zettel auf dem Tisch und warf ihn
wieder hin. "Was wird sie ihm schreiben! -- Er

die Meere, gründete Staaten, erhob Könige auf den
ſchwindelnden Thron, ſchuf Republiken, er trieb uns
in die Schachte der Erde, in die Lüfte auch, daß wir
den Lauf der Geſtirne berechneten. Alles, Alles, wir
wollten Gold machen und fanden, nicht Regenwür¬
mer, die Künſte, die uns zu Gebietern der Natur
erhoben. — Und dieſes mächtige Movens unſers Da¬
ſeins ſollten wir ausrotten, ausbrennen, wie den Nerv
in unſern Zähnen, damit wir nicht mehr Zahnſchmer¬
zen haben! Thorheit, die materia peccans bleibt, und
wirft ſich nur auf andre Theile, edlere vielleicht. Eman¬
cipiren ſollten wir uns wollen, von unſrer Bildung,
aus der Geſchichte, die uns machte, heraus uns
zwängen in ein weſenloſes Daſein, in das Traum¬
leben einer ſchönen Phantaſie, das nie exiſtirt hat,
nie exiſtiren wird. Und doch fordern es Religion und
Philoſophie, beide, ſchroff und mild je nachdem; aus
dem Gewiſſen, weil es verderbt iſt, ſollen wir uns
in's Vage ſetzen, den Reiz ertödten, der uns über
das Thier erhob, zu den wunderbaren Erfindungen
trieb, das Menſchengeſchlecht zu ſeinen großen Tha¬
ten inſpirirt hat. Und grade, die ſich am höchſten
dünken über das Thier, die fühlen wieder den Drang,
den Feuerathem in der Bruſt, mit Flügeln wollen ſie
in den Aether ſchweben, göttergleich ſein, ſich vergeſ¬
ſend, nur für das All, und — ſind aus Koth!

Er ging mit ſich unzufrieden auf und ab; er
griff nach dem Zettel auf dem Tiſch und warf ihn
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[250/0260] die Meere, gründete Staaten, erhob Könige auf den ſchwindelnden Thron, ſchuf Republiken, er trieb uns in die Schachte der Erde, in die Lüfte auch, daß wir den Lauf der Geſtirne berechneten. Alles, Alles, wir wollten Gold machen und fanden, nicht Regenwür¬ mer, die Künſte, die uns zu Gebietern der Natur erhoben. — Und dieſes mächtige Movens unſers Da¬ ſeins ſollten wir ausrotten, ausbrennen, wie den Nerv in unſern Zähnen, damit wir nicht mehr Zahnſchmer¬ zen haben! Thorheit, die materia peccans bleibt, und wirft ſich nur auf andre Theile, edlere vielleicht. Eman¬ cipiren ſollten wir uns wollen, von unſrer Bildung, aus der Geſchichte, die uns machte, heraus uns zwängen in ein weſenloſes Daſein, in das Traum¬ leben einer ſchönen Phantaſie, das nie exiſtirt hat, nie exiſtiren wird. Und doch fordern es Religion und Philoſophie, beide, ſchroff und mild je nachdem; aus dem Gewiſſen, weil es verderbt iſt, ſollen wir uns in's Vage ſetzen, den Reiz ertödten, der uns über das Thier erhob, zu den wunderbaren Erfindungen trieb, das Menſchengeſchlecht zu ſeinen großen Tha¬ ten inſpirirt hat. Und grade, die ſich am höchſten dünken über das Thier, die fühlen wieder den Drang, den Feuerathem in der Bruſt, mit Flügeln wollen ſie in den Aether ſchweben, göttergleich ſein, ſich vergeſ¬ ſend, nur für das All, und — ſind aus Koth! Er ging mit ſich unzufrieden auf und ab; er griff nach dem Zettel auf dem Tiſch und warf ihn wieder hin. „Was wird ſie ihm ſchreiben! — Er

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/260>, abgerufen am 23.11.2024.