Anstellung, mein Gott, da müßte mein Herr keine guten Freunde haben, und jetzt, wo er von altem Adel gemacht ist, da kommt das ja von selbst. Und wer ist denn der alte Geheimrath Alltag! Jetzt freilich, so lang läßt er das Uhrband raus hängen, und wenn er zu Königs fährt, sitzt er wie eine Elle im Glaskasten; aber man müßte ja nicht wissen! Mein Seliger, als der Kanzleidiener war, da war der alte Alltag noch Schreiber, so Supernumerar. Einen Rock hatte er, von seinem Vater, der war dreimal gewandt, und wie lief er Winters, um sich warm zu machen! Hätte Einer ihm gesagt, daß seine Tochter mal solches Glück machen könnte, Du meine Güte! -- Ein Esel, mit Respect zu sagen, wär er ja. -- Uebrigens, und wenn's die nicht ist, so ist's 'ne Andere. Unter den ersten Fräuleins kriegt er sie, wenn's sonst nicht ist, und darum ist es so schlecht und boshaft von der Person, daß sie kommen muß, und meinen Herrn in's Gerede bringen, jetzt, wo er so solide ist, 's ist gar nicht zu sagen, wie."
"Die Per -- ich meine das unglückliche Mädchen macht doch nicht etwa selbst Ansprüche?"
Ein unbeschreibliches Erstaunen malte sich auf dem Gesichte der Frau Wirthin. Worte fand sie nicht sogleich, bis die ganze Wucht ihrer Gedanken in der Silbe Die! sich concentrirte. Walter war beruhigt, wenn er überhaupt der Beruhigung be¬ durfte; aber er wollte Ruhe haben, nämlich von der
Anſtellung, mein Gott, da müßte mein Herr keine guten Freunde haben, und jetzt, wo er von altem Adel gemacht iſt, da kommt das ja von ſelbſt. Und wer iſt denn der alte Geheimrath Alltag! Jetzt freilich, ſo lang läßt er das Uhrband raus hängen, und wenn er zu Königs fährt, ſitzt er wie eine Elle im Glaskaſten; aber man müßte ja nicht wiſſen! Mein Seliger, als der Kanzleidiener war, da war der alte Alltag noch Schreiber, ſo Supernumerar. Einen Rock hatte er, von ſeinem Vater, der war dreimal gewandt, und wie lief er Winters, um ſich warm zu machen! Hätte Einer ihm geſagt, daß ſeine Tochter mal ſolches Glück machen könnte, Du meine Güte! — Ein Eſel, mit Reſpect zu ſagen, wär er ja. — Uebrigens, und wenn's die nicht iſt, ſo iſt's 'ne Andere. Unter den erſten Fräuleins kriegt er ſie, wenn's ſonſt nicht iſt, und darum iſt es ſo ſchlecht und boshaft von der Perſon, daß ſie kommen muß, und meinen Herrn in's Gerede bringen, jetzt, wo er ſo ſolide iſt, 's iſt gar nicht zu ſagen, wie.“
„Die Per — ich meine das unglückliche Mädchen macht doch nicht etwa ſelbſt Anſprüche?“
Ein unbeſchreibliches Erſtaunen malte ſich auf dem Geſichte der Frau Wirthin. Worte fand ſie nicht ſogleich, bis die ganze Wucht ihrer Gedanken in der Silbe Die! ſich concentrirte. Walter war beruhigt, wenn er überhaupt der Beruhigung be¬ durfte; aber er wollte Ruhe haben, nämlich von der
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Anſtellung, mein Gott, da müßte mein Herr keine
guten Freunde haben, und jetzt, wo er von altem
Adel gemacht iſt, da kommt das ja von ſelbſt. Und
wer iſt denn der alte Geheimrath Alltag! Jetzt
freilich, ſo lang läßt er das Uhrband raus hängen,
und wenn er zu Königs fährt, ſitzt er wie eine Elle
im Glaskaſten; aber man müßte ja nicht wiſſen!
Mein Seliger, als der Kanzleidiener war, da war
der alte Alltag noch Schreiber, ſo Supernumerar.
Einen Rock hatte er, von ſeinem Vater, der war
dreimal gewandt, und wie lief er Winters, um ſich
warm zu machen! Hätte Einer ihm geſagt, daß
ſeine Tochter mal ſolches Glück machen könnte,
Du meine Güte! — Ein Eſel, mit Reſpect zu
ſagen, wär er ja. — Uebrigens, und wenn's die
nicht iſt, ſo iſt's 'ne Andere. Unter den erſten
Fräuleins kriegt er ſie, wenn's ſonſt nicht iſt,
und darum iſt es ſo ſchlecht und boshaft von der
Perſon, daß ſie kommen muß, und meinen Herrn
in's Gerede bringen, jetzt, wo er ſo ſolide iſt, 's iſt
gar nicht zu ſagen, wie.“
„Die Per — ich meine das unglückliche Mädchen
macht doch nicht etwa ſelbſt Anſprüche?“
Ein unbeſchreibliches Erſtaunen malte ſich auf
dem Geſichte der Frau Wirthin. Worte fand ſie
nicht ſogleich, bis die ganze Wucht ihrer Gedanken
in der Silbe Die! ſich concentrirte. Walter war
beruhigt, wenn er überhaupt der Beruhigung be¬
durfte; aber er wollte Ruhe haben, nämlich von der
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/257>, abgerufen am 23.11.2024.
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