"Was wird sie wollen! -- Lieber Gott, man hat doch auch ein Herz, wenn's auch solche Menschen nicht verdienen, und da ließ ich sie denn hier am Tische kritzeln. Da liegt ja das Schnitzel. Aber ich ließ sie nicht aus den Augen, keinen Augenblick. Stibitzt hat sie nichts, obgleich ich ihr nachsagen muß, reine Finger hatte sie immer."
"Sie sah wie eine Unglückliche aus."
"Das mag schon sein, mein Herr van Asten, muß man aber Andere darum unglücklich machen wollen, wenn man's selbst ist! Jetzt kann man wohl davon sprechen, unser junger Herr ist ein Bräutigam; wenn's auch noch nicht declarirt ist, das weiß jedes Kind. Freilich, der alte Herr Geheimrath wollen nicht recht dran, denn die Mamsell hat nichts, das ist wahr, und sie sagen auch, er könnte sie nicht gut ansehen, weil sie bei der Lupinus Kind im Hause gewesen, und da überfrieselt's ihn immer, weil er die nicht ausstehen kann. Aber was thut das! Mein junger Herr frägt auch nicht, was der Papa will, und eine Frau, die schön ist, hat schon manchem Mann mehr eingebracht, als volle Kasten. Das spricht sich ganz anders, und wenn auch dem Mann nicht, der jungen schönen Frau hilft man doch gern, besonders die alten Herren. Das weiß man ja. Der Geheimrath von ihr, nämlich ihr Vater, der will auch noch nicht recht dran, so heißt es. Was nicht ist, kann ja noch kommen. Eine gute
„Nicht Alle. Was wollte ſie? —“
„Was wird ſie wollen! — Lieber Gott, man hat doch auch ein Herz, wenn's auch ſolche Menſchen nicht verdienen, und da ließ ich ſie denn hier am Tiſche kritzeln. Da liegt ja das Schnitzel. Aber ich ließ ſie nicht aus den Augen, keinen Augenblick. Stibitzt hat ſie nichts, obgleich ich ihr nachſagen muß, reine Finger hatte ſie immer.“
„Sie ſah wie eine Unglückliche aus.“
„Das mag ſchon ſein, mein Herr van Aſten, muß man aber Andere darum unglücklich machen wollen, wenn man's ſelbſt iſt! Jetzt kann man wohl davon ſprechen, unſer junger Herr iſt ein Bräutigam; wenn's auch noch nicht declarirt iſt, das weiß jedes Kind. Freilich, der alte Herr Geheimrath wollen nicht recht dran, denn die Mamſell hat nichts, das iſt wahr, und ſie ſagen auch, er könnte ſie nicht gut anſehen, weil ſie bei der Lupinus Kind im Hauſe geweſen, und da überfrieſelt's ihn immer, weil er die nicht ausſtehen kann. Aber was thut das! Mein junger Herr frägt auch nicht, was der Papa will, und eine Frau, die ſchön iſt, hat ſchon manchem Mann mehr eingebracht, als volle Kaſten. Das ſpricht ſich ganz anders, und wenn auch dem Mann nicht, der jungen ſchönen Frau hilft man doch gern, beſonders die alten Herren. Das weiß man ja. Der Geheimrath von ihr, nämlich ihr Vater, der will auch noch nicht recht dran, ſo heißt es. Was nicht iſt, kann ja noch kommen. Eine gute
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„Nicht Alle. Was wollte ſie? —“
„Was wird ſie wollen! — Lieber Gott, man
hat doch auch ein Herz, wenn's auch ſolche Menſchen
nicht verdienen, und da ließ ich ſie denn hier am
Tiſche kritzeln. Da liegt ja das Schnitzel. Aber ich
ließ ſie nicht aus den Augen, keinen Augenblick.
Stibitzt hat ſie nichts, obgleich ich ihr nachſagen
muß, reine Finger hatte ſie immer.“
„Sie ſah wie eine Unglückliche aus.“
„Das mag ſchon ſein, mein Herr van Aſten,
muß man aber Andere darum unglücklich machen
wollen, wenn man's ſelbſt iſt! Jetzt kann man wohl
davon ſprechen, unſer junger Herr iſt ein Bräutigam;
wenn's auch noch nicht declarirt iſt, das weiß jedes
Kind. Freilich, der alte Herr Geheimrath wollen
nicht recht dran, denn die Mamſell hat nichts, das
iſt wahr, und ſie ſagen auch, er könnte ſie nicht
gut anſehen, weil ſie bei der Lupinus Kind im
Hauſe geweſen, und da überfrieſelt's ihn immer,
weil er die nicht ausſtehen kann. Aber was thut
das! Mein junger Herr frägt auch nicht, was der
Papa will, und eine Frau, die ſchön iſt, hat ſchon
manchem Mann mehr eingebracht, als volle Kaſten.
Das ſpricht ſich ganz anders, und wenn auch dem
Mann nicht, der jungen ſchönen Frau hilft man
doch gern, beſonders die alten Herren. Das weiß
man ja. Der Geheimrath von ihr, nämlich ihr
Vater, der will auch noch nicht recht dran, ſo heißt
es. Was nicht iſt, kann ja noch kommen. Eine gute
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/256>, abgerufen am 23.11.2024.
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