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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

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denke, wie sie die Treppe runter ging, und unten
blieb sie noch stehen und japste nur so. Ich sagte: "Nu
sieh Dich nicht mehr um, Julchen; ein paar Schritt
noch, dann ist's vorbei. Und komm mir nicht wieder
nach Berlin. Und wenn Du ihn sonst wo sehen
solltest, untersteh Dich nicht, und sieh ihm nicht in's
Gesicht, sonst riskirst Du, er läßt Dich greifen und
Du kommst in's Spinnhaus. Da ist's eklich. Das
ist Louis nicht im Stande, sagte die impertinente
Person, und da schupste ich sie zur Thür raus.
Aber in aller Güte."

"Sie hat ihn geliebt?"

"Mein lieber, guter Herr, was wird sie nicht!
Ein neues schwarz seidenes Kleid hatte er ihr gekauft."

"Und seitdem hat sie ihn nicht wieder gesehen?"

"Gott bewahre, was denken Sie? -- Heute
morgen zuerst, da war ich nicht zu Hause, er auch
nicht. Und kommt wieder! Ich war wie aus den
Wolken gefallen! Na, ich habe ihr denn aber auch
das Kapitel gelesen. Jetzt, wo der Herr Vater sich
wieder hat nobilitiren lassen, -- wir haben noch nicht
das neue Schild an der Klingel, aber ich hab's
bestellt. -- Jetzt untersteht sich das ausverschämte
Mädchen, meinen Herrn in Disreputation zu bringen.
Jetzt, mein Kind, wenn er so was will, wird er
sich's anderwärts suchen, sagte ich."

"Und sie?"

"Na, Sie können wohl denken. Thränen haben
die immer parat."

denke, wie ſie die Treppe runter ging, und unten
blieb ſie noch ſtehen und japſte nur ſo. Ich ſagte: „Nu
ſieh Dich nicht mehr um, Julchen; ein paar Schritt
noch, dann iſt's vorbei. Und komm mir nicht wieder
nach Berlin. Und wenn Du ihn ſonſt wo ſehen
ſollteſt, unterſteh Dich nicht, und ſieh ihm nicht in's
Geſicht, ſonſt riskirſt Du, er läßt Dich greifen und
Du kommſt in's Spinnhaus. Da iſt's eklich. Das
iſt Louis nicht im Stande, ſagte die impertinente
Perſon, und da ſchupſte ich ſie zur Thür raus.
Aber in aller Güte.“

„Sie hat ihn geliebt?“

„Mein lieber, guter Herr, was wird ſie nicht!
Ein neues ſchwarz ſeidenes Kleid hatte er ihr gekauft.“

„Und ſeitdem hat ſie ihn nicht wieder geſehen?“

„Gott bewahre, was denken Sie? — Heute
morgen zuerſt, da war ich nicht zu Hauſe, er auch
nicht. Und kommt wieder! Ich war wie aus den
Wolken gefallen! Na, ich habe ihr denn aber auch
das Kapitel geleſen. Jetzt, wo der Herr Vater ſich
wieder hat nobilitiren laſſen, — wir haben noch nicht
das neue Schild an der Klingel, aber ich hab's
beſtellt. — Jetzt unterſteht ſich das ausverſchämte
Mädchen, meinen Herrn in Disreputation zu bringen.
Jetzt, mein Kind, wenn er ſo was will, wird er
ſich's anderwärts ſuchen, ſagte ich.“

„Und ſie?“

„Na, Sie können wohl denken. Thränen haben
die immer parat.“

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[245/0255] denke, wie ſie die Treppe runter ging, und unten blieb ſie noch ſtehen und japſte nur ſo. Ich ſagte: „Nu ſieh Dich nicht mehr um, Julchen; ein paar Schritt noch, dann iſt's vorbei. Und komm mir nicht wieder nach Berlin. Und wenn Du ihn ſonſt wo ſehen ſollteſt, unterſteh Dich nicht, und ſieh ihm nicht in's Geſicht, ſonſt riskirſt Du, er läßt Dich greifen und Du kommſt in's Spinnhaus. Da iſt's eklich. Das iſt Louis nicht im Stande, ſagte die impertinente Perſon, und da ſchupſte ich ſie zur Thür raus. Aber in aller Güte.“ „Sie hat ihn geliebt?“ „Mein lieber, guter Herr, was wird ſie nicht! Ein neues ſchwarz ſeidenes Kleid hatte er ihr gekauft.“ „Und ſeitdem hat ſie ihn nicht wieder geſehen?“ „Gott bewahre, was denken Sie? — Heute morgen zuerſt, da war ich nicht zu Hauſe, er auch nicht. Und kommt wieder! Ich war wie aus den Wolken gefallen! Na, ich habe ihr denn aber auch das Kapitel geleſen. Jetzt, wo der Herr Vater ſich wieder hat nobilitiren laſſen, — wir haben noch nicht das neue Schild an der Klingel, aber ich hab's beſtellt. — Jetzt unterſteht ſich das ausverſchämte Mädchen, meinen Herrn in Disreputation zu bringen. Jetzt, mein Kind, wenn er ſo was will, wird er ſich's anderwärts ſuchen, ſagte ich.“ „Und ſie?“ „Na, Sie können wohl denken. Thränen haben die immer parat.“

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/255>, abgerufen am 23.11.2024.