Der Minister hatte, ohne ihm zu antworten, das Papier wieder in die Hand genommen, und klopfte, indem er sprach, mit der umgekehrten Hand darauf.
"Dürfte" -- "sollte" -- "wagte!" Wie soll das wirken! Das gleitet an den blasirten Ohren vorüber, wie eine obligate Flöte, die den Waldsturm accom¬ pagniren will. Das Gleichniß vorn, machen Sie ein Gedicht daraus. Diesen hier muß man derb, Schlag auf Schlag, die Nothwendigkeit vor's Auge führen. Da ist ein guter Passus, aber die Worte auch wieder viel zu gehobelt. Und wie sollen sie die Anspielung verstehen? Mit der Trompete ihnen in's Ohr blasen, es ist noch immer sanftere Musik als die Kanonen."
Walter äußerte etwas davon, daß die Stellung eines Anfängers, der kaum in das Geschäftsleben ge¬ blickt, ihm nicht erlaube, sich sofort in die Stellung des Ministers gegen seine Collegen, oder gegen die Majestät des Königs selbst zu finden. "Das glaube ich gern, sagte der Minister, der, sichtlich erschöpft und mit andern Gedanken beschäftigt, sich auf das Ruhebett geworfen. Man muß Vieles erst lernen."
Walter wartete noch immer auf das Zeichen der Entlassung. Der Minister blätterte in einem Notizbuch. Hatte er ihn vergessen? Plötzlich sprach er: "Setzen Sie sich und schreiben!" Walter folgte mechanisch. "Nein, hier neben mir; ich will Ihnen
„Mir ward eben der Beruf abgeſprochen.“
Der Miniſter hatte, ohne ihm zu antworten, das Papier wieder in die Hand genommen, und klopfte, indem er ſprach, mit der umgekehrten Hand darauf.
„Dürfte“ — „ſollte“ — „wagte!“ Wie ſoll das wirken! Das gleitet an den blaſirten Ohren vorüber, wie eine obligate Flöte, die den Waldſturm accom¬ pagniren will. Das Gleichniß vorn, machen Sie ein Gedicht daraus. Dieſen hier muß man derb, Schlag auf Schlag, die Nothwendigkeit vor's Auge führen. Da iſt ein guter Paſſus, aber die Worte auch wieder viel zu gehobelt. Und wie ſollen ſie die Anſpielung verſtehen? Mit der Trompete ihnen in's Ohr blaſen, es iſt noch immer ſanftere Muſik als die Kanonen.“
Walter äußerte etwas davon, daß die Stellung eines Anfängers, der kaum in das Geſchäftsleben ge¬ blickt, ihm nicht erlaube, ſich ſofort in die Stellung des Miniſters gegen ſeine Collegen, oder gegen die Majeſtät des Königs ſelbſt zu finden. „Das glaube ich gern, ſagte der Miniſter, der, ſichtlich erſchöpft und mit andern Gedanken beſchäftigt, ſich auf das Ruhebett geworfen. Man muß Vieles erſt lernen.“
Walter wartete noch immer auf das Zeichen der Entlaſſung. Der Miniſter blätterte in einem Notizbuch. Hatte er ihn vergeſſen? Plötzlich ſprach er: „Setzen Sie ſich und ſchreiben!“ Walter folgte mechaniſch. „Nein, hier neben mir; ich will Ihnen
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„Mir ward eben der Beruf abgeſprochen.“
Der Miniſter hatte, ohne ihm zu antworten,
das Papier wieder in die Hand genommen, und
klopfte, indem er ſprach, mit der umgekehrten Hand
darauf.
„Dürfte“ — „ſollte“ — „wagte!“ Wie ſoll das
wirken! Das gleitet an den blaſirten Ohren vorüber,
wie eine obligate Flöte, die den Waldſturm accom¬
pagniren will. Das Gleichniß vorn, machen Sie ein
Gedicht daraus. Dieſen hier muß man derb, Schlag
auf Schlag, die Nothwendigkeit vor's Auge führen.
Da iſt ein guter Paſſus, aber die Worte auch
wieder viel zu gehobelt. Und wie ſollen ſie die
Anſpielung verſtehen? Mit der Trompete ihnen in's
Ohr blaſen, es iſt noch immer ſanftere Muſik als
die Kanonen.“
Walter äußerte etwas davon, daß die Stellung
eines Anfängers, der kaum in das Geſchäftsleben ge¬
blickt, ihm nicht erlaube, ſich ſofort in die Stellung
des Miniſters gegen ſeine Collegen, oder gegen die
Majeſtät des Königs ſelbſt zu finden. „Das glaube
ich gern, ſagte der Miniſter, der, ſichtlich erſchöpft
und mit andern Gedanken beſchäftigt, ſich auf das
Ruhebett geworfen. Man muß Vieles erſt lernen.“
Walter wartete noch immer auf das Zeichen
der Entlaſſung. Der Miniſter blätterte in einem
Notizbuch. Hatte er ihn vergeſſen? Plötzlich ſprach
er: „Setzen Sie ſich und ſchreiben!“ Walter folgte
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/234>, abgerufen am 21.11.2024.
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